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Petition gegen Humboldt Forum-Fassade: Initiative Schlossaneignung fordert Änderung

Die Debatte um die rekonstruierten Fassaden des Humboldt Forums, das am historischen Schlossplatz in Berlin errichtet wurde, bleibt weiterhin angespannt. Kulturschaffende, darunter Journalistinnen, Historiker und Architekten, haben eine Petition ins Leben gerufen, die an den Bundestag gerichtet ist. Die Initiative trägt den Namen „Schlossaneignung“ und fordert eine Neubewertung und -gestaltung der umstrittenen Fassade des Humboldt Forums, die ihrer Ansicht nach eine einseitige „Preußenverherrlichung“ repräsentiert.

Hintergrund der Petition

Die Rekonstruktion der Schlossfassade wurde in den letzten Jahren von verschiedenen Seiten kritisiert. Die Petition zielt darauf ab, die „ausgelöschten Spuren der Geschichte des Ortes“ wieder sichtbar zu machen. Die Initiatoren argumentieren, dass die aktuelle Architektur ein gesellschaftliches Selbstbild propagiert, das stark auf Preußen und das Kaiserreich bis 1918 fokussiert ist. In Anbetracht des erstarkenden Rechtspopulismus halten sie diesen Ansatz für gefährlich. Sie sind der Meinung, dass die Fassade die Spuren der deutschen Gewaltgeschichte des 20. Jahrhunderts ausradiert und durch ein idealisiertes Bild einer imperialistischen Monarchie ersetzt hat.

Die Petition wurde im April 2024 erstellt und ist nun zugelassen worden. Bis zum 7. November haben Bürgerinnen und Bürger die Möglichkeit, ihre Unterschrift zu leisten und damit die Forderungen der Initiative zu unterstützen. Die Diskussion um die Fassade des Humboldt Forums ist also alles andere als neu, doch die Initiatoren hoffen, durch diese Petition einen neuen Impuls zu setzen.

Reaktion der Stiftung Humboldt Forum

Die Stiftung Humboldt Forum hat auf die Kritik reagiert und verteidigt ihre Entscheidungen. Sie argumentiert, dass die Geschichte der Vorgängerbauten des Humboldt Forums an mehreren Standorten innerhalb des Gebäudes thematisiert werde. In einer Stellungnahme wird betont, dass diverse Kunstwerke, die im Rahmen von Kunst-am-Bau-Wettbewerben entstanden sind, sich kritisch mit der Geschichte des Ortes auseinandersetzen. Darüber hinaus gibt die Stiftung an, dass sie ihre Spendenrichtlinien vor zwei Jahren überarbeitet hat, um sicherzustellen, dass keine anonymen Spenden mehr angenommen werden. Im Einzelfall wird geprüft, ob Spender mit den festgelegten Werten der Stiftung in Einklang stehen.

Finanzierung und Kritik

Die Rekonstruktion der Barock-Fassade des Humboldt Forums wurde mit über 100 Millionen Euro aus privaten Spenden finanziert. Diese Geldbeschaffung war in der Vergangenheit immer wieder mit negativen Schlagzeilen verbunden, da einige der Spender in Verbindung mit rechtsextremen und antisemitischen Positionen standen. Kritiker haben bemängelt, dass der Förderverein Berliner Schloss e.V. nicht von diesen Spendern Abstand genommen hat, was die Integrität des Projekts infrage stellt.

Die Initiative „Schlossaneignung“

Die Initiative wurde gegründet, um einen Dialog über die Funktion und die Bedeutung des Humboldt Forums im Kontext der deutschen Geschichte anzustoßen. Ziel ist es, die bestehenden Fassaden weiterzuentwickeln und andere Perspektiven auf die deutsche Geschichte zu ermöglichen. Die Initiative sieht in der gegenwärtigen Gestaltung der Fassade eine Verdrängung wichtiger historischer Ereignisse, die für das Verständnis der deutschen Identität von Bedeutung sind, darunter der Imperialismus, die Weimarer Republik und die Zeit der Deutschen Teilung.

Als ersten Schritt lädt die Initiative Künstler und Gestalter ein, Ideen zu entwickeln, wie diese verdrängten Dimensionen in die Gestaltung der Fassade integriert werden können. Neben permanenten physischen Interventionen sind auch temporäre und performative Arbeiten denkbar. Die Ergebnisse sollen in der neuen Gesellschaft für bildende Künste in Berlin präsentiert werden.

Öffentliche Diskussion und Ausblick

Die Thematik rund um das Humboldt Forum wird weiterhin intensiv diskutiert. Die Initiatoren möchten mit ihrer Petition und den künstlerischen Aufrufen ein Bewusstsein für die komplexe Geschichte des Ortes schaffen und die Gesellschaft dazu anregen, sich kritisch mit der Vergangenheit auseinanderzusetzen. Die Frage bleibt, wie der Bundestag auf die Petition reagieren wird und ob es zu einer grundlegenden Neubewertung der Fassade kommen wird.

Unabhängig von den Entscheidungen, die in den kommenden Monaten getroffen werden, ist klar, dass die Debatte über das Humboldt Forum und seine Fassade nicht nur architektonische und kulturelle, sondern auch gesellschaftliche Dimensionen hat. Die Initiative „Schlossaneignung“ könnte somit als ein wichtiger Schritt in Richtung einer differenzierten und inklusiven Auseinandersetzung mit der deutschen Geschichte angesehen werden.

Die laufenden Entwicklungen in dieser Angelegenheit werden mit Spannung verfolgt, und die Reaktionen der Öffentlichkeit sowie der politischen Akteure werden entscheidend sein für die zukünftige Gestaltung des Humboldt Forums.

Quellen:

  • dpa
  • Der Standard
  • Initiative Schlossaneignung
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 in Kategorie: 
Kultur

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