Protest gegen die Verkehrsverwaltung: Aktivisten malen erneut Pop-up-Radweg auf die Berliner Allee in Weißensee
In der Nacht zum 1. August 2024 haben Mitglieder der Gruppe „Sand im Getriebe“ auf der Berliner Allee in Weißensee einen provisorischen Radweg aufgemalt. Diese Aktion wurde als Antwort auf die Entscheidung der Berliner Verkehrsverwaltung initiiert, die Planungen für neue Radwege und insbesondere für Radschnellverbindungen auf Eis zu legen. Die Aktivisten erklärten auf der Plattform „X“, dass sie mit dieser Aktion ein Zeichen setzen möchten, um auf die Missstände in der Fahrradinfrastruktur in Berlin aufmerksam zu machen.
Die Berliner Allee, eine stark befahrene Bundesstraße, bietet bisher keinen Radweg, trotz der Tatsache, dass täglich rund 30.000 Autos durch diesen Abschnitt fahren. In den vergangenen Jahren gab es zahlreiche Diskussionen über die Notwendigkeit, die Sicherheit für Radfahrer und Fußgänger zu erhöhen. Vor allem die Bezirksvertretungen aus SPD, Grünen und Linken haben die Pläne der CDU-geführten Verkehrsverwaltung scharf kritisiert, die ursprünglich vorgesehenen Radstreifen nicht umzusetzen.
Die Gruppe „Sand im Getriebe“ hat bereits im August 2023 eine ähnliche Aktion durchgeführt, als sie mit Farbe und Kegeln einen Radweg auf der Neuköllner Sonnenallee markierten. Diese Aktionen zielen darauf ab, den Druck auf die Politik zu erhöhen, um eine Verkehrswende in Berlin zu fördern. Die Aktivisten argumentieren, dass die bestehenden Planungen nicht ausreichend sind und dass besonders in den Randbezirken wie Weißensee die Fahrradinfrastruktur völlig unzureichend ist.
Die jüngste Bemalung der Straße wurde als illegal eingestuft. Das Bezirksamt Pankow bestätigte, dass die Markierungen als „gefährlicher Eingriff in den fließenden Verkehr“ betrachtet werden und dass Maßnahmen zur Entfernung der Farbe eingeleitet werden. Die Polizei hat die Ermittlungen aufgenommen, da das unerlaubte Aufmalen von Verkehrszeichen gegen die Straßenverkehrsordnung verstößt und mit Bußgeldern oder sogar Haftstrafen geahndet werden kann.
Die Aktivisten von „Sand im Getriebe“ äußerten sich zu ihrer Motivation: „Farbe ist zwar keine Infrastruktur, aber immer noch besser von uns gestrichene Radwege, als von der CDU gestrichene Klimaziele!“ Diese Aussage verdeutlicht den Frust der Gruppe über die mangelnde Unterstützung seitens der Politik für umweltfreundliche Verkehrsmittel und die immer wiederkehrenden Verzögerungen bei der Umsetzung geplanter Radwege.
Zusätzlich zu den Sicherheitsbedenken für Radfahrer, kritisieren die Aktivisten auch die geplante Verlängerung der Stadtautobahn A100, die ihrer Meinung nach den Fokus weiter auf den Autoverkehr lenkt und die dringend benötigte Verbesserung der Radinfrastruktur gefährdet.
Die Diskussion um die Fahrradinfrastruktur in Berlin ist nicht neu. Bereits in der Vergangenheit gab es zahlreiche Initiativen, die darauf abzielten, die Stadt fahrradfreundlicher zu gestalten. Doch trotz der verhältnismäßig hohen Anzahl an Radfahrern in der Hauptstadt bleiben viele Vorschläge und Planungen ungenutzt oder werden gar zurückgenommen, was zu einer unverhältnismäßigen Gefährdung der Radfahrer führt.
Die Gruppe „Sand im Getriebe“ sieht ihre Aktionen als notwendig an, um die Aufmerksamkeit auf diese Themen zu lenken und den politischen Druck zu erhöhen. Sie fordern eine umfassende Verkehrswende in Berlin, die nicht nur die zentralen Bezirke berücksichtigt, sondern auch die Randgebiete einbezieht.
Diese neuesten Aktivitäten der Aktivisten sind Teil eines größeren Trends unter Klimaaktivisten, die kreative und oft provokante Maßnahmen ergreifen, um auf Umwelt- und Verkehrsthemen aufmerksam zu machen. Sie hoffen, dass solche Aktionen nicht nur das Bewusstsein für die Probleme schärfen, sondern auch zu konkreten politischen Veränderungen führen können.
In den kommenden Tagen wird sich zeigen, welche weiteren Schritte vonseiten der Behörden unternommen werden, um die unrechtmäßig aufgetragenen Markierungen zu entfernen und ob die Gruppe „Sand im Getriebe“ noch weitere Aktionen plant, um ihre Botschaft zu verbreiten.