Mögliche Randbebauung der Trabrennbahn Karlshorst stößt auf Widerstand

In Berlin-Karlshorst wird die geplante Randbebauung der Trabrennbahn von verschiedenen Seiten kritisch betrachtet. Der Bezirk Lichtenberg plant den Bau von rund 500 Wohnungen am Rand der Traditionsrennbahn, was sowohl in der Politik als auch in der Bevölkerung auf Widerstand stößt. Die Trabrennbahn, die im Jahr 1894 eröffnet wurde und im Bereich zwischen dem Vorort Karlshorst und dem Volkspark Wuhlheide verankert ist, hat eine lange und bewegte Geschichte hinter sich, die von mehreren politischen Systemen und historischen Ereignissen geprägt ist.

Die Stadtverwaltung hat das Ziel, bis 2030 insgesamt 200.000 neue Wohnungen in Berlin zu schaffen, was die Nachfrage nach Bauland erhöht. In diesem Zusammenhang ist das Gelände um die Trabrennbahn, das aktuell als Grünfläche ausgewiesen ist, besonders begehrt. Kritiker des Bauvorhabens, darunter der Verein „Karlshorst e.V.“, befürchten jedoch, dass der Verlust dieser Grünfläche nicht nur die Natur schädigt, sondern auch den Charakter des Stadtteils verändert.

Der Vorsitzende des Vereins, Götz Frommer, äußert sich skeptisch zu den Argumenten der Bezirkspolitik, die den Wohnungsbau als Notwendigkeit darstellen. Er betont, dass die Natur und der Erhalt von Grünflächen in Berlin von großer Bedeutung sind und verweist darauf, dass das Gelände im Flächennutzungsplan als „Grünfläche“ deklariert ist. „Berlin hat diese Flächen hundert Jahre gesichert“, sagt Frommer und fügt hinzu, dass die Natur sich nicht rechtfertigen müsse.

Auf der anderen Seite verteidigt der Stadtrat für Stadtentwicklung, Kevin Hönicke (SPD), das Vorhaben und sieht Potenziale für den Wohnungsbau. Er betont, dass noch keine Entscheidung gefallen sei und alle Aspekte im Rahmen eines Bebauungsplanverfahrens geklärt werden. Das Bezirksamt hat kürzlich beschlossen, ein solches Verfahren einzuleiten, was von einigen Anwohnern als Vorabbeschluss gewertet wird.

Ein weiterer Punkt der Kontroverse ist die Bürgerbeteiligung. Frommer und sein Verein haben im April 2021 einen Einwohnerantrag mit über 2.000 Unterschriften zur Verhinderung des Bauprojekts eingereicht. Dieser wurde jedoch zunächst nicht behandelt, was zu weiterer Frustration unter den Anwohnern führte. Norman Wolf, Vorsitzender der Lichtenberger Linken, äußert ebenfalls Bedenken hinsichtlich der Bürgerbeteiligung und verlangt mehr Transparenz und Mitspracherecht für die Bevölkerung.

Die Grundstücke, auf denen die Bebauung geplant ist, gehören mehreren privaten Investoren, darunter die „Krause Bauträger-Holding GmbH“, die enge Verbindungen zu dem ehemaligen Berliner Bürgermeister Walter Momper hat. Kritiker befürchten, dass private Interessen über das Allgemeinwohl gestellt werden könnten.

Die Lichtenberger Linke hat bereits eine klare Position zur Bebauung bezogen. Während sie eine Randbebauung nicht grundsätzlich ablehnen, fordern sie eine umfassende Berücksichtigung der Belange der Anwohner und des Umweltschutzes. Insbesondere soll der Bau nicht in Richtung des Volksparks Wuhlheide erfolgen, um die wertvollen Erholungsflächen zu schützen.

Die geplanten Bauvorhaben stellen nicht nur eine bauliche, sondern auch eine gesellschaftliche Herausforderung dar. In einer Stadt, in der die Wohnraumnot groß ist, müssen Lösungen gefunden werden, die sowohl dem Bedarf an Wohnraum als auch dem Erhalt von Grünflächen Rechnung tragen. Die Diskussion um die Randbebauung der Trabrennbahn Karlshorst ist daher ein Beispiel für den Balanceakt zwischen urbanem Wachstum und dem Schutz von Natur und Kultur.

Wie die weitere Entwicklung dieses komplexen Themas verlaufen wird, bleibt abzuwarten. Es ist jedoch klar, dass die Fragen, die mit der Bebauung verbunden sind, eine breite Öffentlichkeit und intensiven politischen Diskurs erfordern.

Quellen: Der Standard, dpa, Tagesspiegel, nd.

Veröffentlich
 in Kategorie: 
Politik

Mehr aus dieser

 Kategorie

Alle anschauen