Abriss des SEZ in Berlin: Vom DDR-Prachtbau zum Wohnquartier
Das ehemalige Sport- und Erholungszentrum (SEZ) in Berlin-Friedrichshain steht vor dem Abriss. Wie der Berliner Kurier berichtet, plant die landeseigene Wohnungsbaugesellschaft Mitte (WBM) auf dem acht Hektar großen Areal an der Landsberger Allee 500 bis 600 Wohnungen, davon 40 Prozent Sozialwohnungen, sowie eine Schule zu errichten. Zusätzlich sind Gewerbeeinheiten für Sport und Freizeit geplant, eine Schwimmhalle ist jedoch nicht vorgesehen. Die WBM, die bereits 16.000 Wohnungen in Friedrichshain verwaltet und somit der „Platzhirsch“ im Bezirk ist, sieht sich laut Berliner Kurier „nicht verpflichtet, alte komische Schwimmbäder zu betreiben“.
Der Abriss des SEZ ist politisch umstritten. Während der Berliner Bausenator Christian Gaebler (SPD) den Abriss befürwortet, gibt es Widerstand von Seiten der Grünen und der Linkspartei. Wie die taz berichtet, solidarisiert sich die Linkspartei mit der Bürgerinitiative „SEZ für alle“, die für den Erhalt des ehemaligen DDR-Prachtbaus kämpft und einen Antrag im Abgeordnetenhaus gestellt hat, eine Machbarkeitsstudie zum Erhalt des SEZ zu prüfen. Dieser Antrag wurde im Sportausschuss abgelehnt, steht aber noch im Bauausschuss zur Debatte.
Das SEZ wurde 1981 eröffnet und war einst ein Vorzeigeprojekt der DDR. Wie rbb24 berichtet, konnte das Bad- und Sportzentrum bis zu 22.000 Besucher am Tag fassen. Nach der Wende wurde das SEZ 2003 für einen symbolischen Euro an einen privaten Investor verkauft, der sich verpflichtete, den Badebetrieb wieder aufzunehmen. Diese Verpflichtung wurde jedoch nicht erfüllt, was zu einem jahrelangen Rechtsstreit führte. Im Oktober 2024 wurde das SEZ schließlich zwangsgeräumt und ging zurück in den Besitz des Landes Berlin, wie rbb24 berichtet.
Der Zustand des SEZ wird im Berliner Kurier als stark heruntergekommen beschrieben. Fotos zeigen verwüstete Räume, Geröll und Müll. Die WBM erklärt laut Berliner Kurier, Teile des Gebäudes seien sogar als Pferdestall genutzt worden. Der Zugang zum SEZ ist mittlerweile durch einen Wachschutz und Videokameras gesperrt. Wie im Berliner Kurier berichtet wird, durfte daher auch die TV-Produktion der Krankenhaus-Serie „Krank Berlin“, die im SEZ gedreht wurde, ihre Arbeit nicht fortsetzen.
Die Architektur des SEZ, die wie die Bauwelt erläutert, von dem aus der DDR geflohenen Architekten Günter Reiß für den Essener Baukonzern Hochtief entworfen wurde, war für die damalige Zeit modern und offen gestaltet. In einem offenen Brief, der auf der Webseite der Architektenkammer Berlin veröffentlicht wurde, wird der Erhalt des SEZ gefordert. Darin wird das Gebäude als „unverzichtbare Ikone der Nachkriegsepoche“ und „Dokument einer durch Kreativität, Experimentierfreudigkeit und ausdrucksstarke Formgebung gekennzeichneten Phase der Architekturentwicklung“ bezeichnet. Auch die Petition "Rettet das SEZ" der Initiative "Gemeingut in BürgerInnenhand" setzt sich für den Erhalt des Gebäudes ein. Wie auf der Webseite der Initiative zu lesen ist, wird der Abriss des SEZ als ökologisch nicht vertretbar kritisiert.
Quellen:
- https://www.berliner-kurier.de/berlin/fotos-der-verwuestung-ohne-wenn-und-aber-wbm-reisst-ddr-spassbad-sez-ab-li.2303773
- https://www.ak-berlin.de/baukultur/meldungen/meldung/zum-erhalt-des-vom-abriss-bedrohten-sez-offener-brief/
- https://taz.de/Protest-gegen-Abriss-des-SEZ/!5996488/
- https://www.rbb24.de/panorama/beitrag/2024/10/berlin-sez-zwangsraeumung-senat-abriss-gerichtsvollzieher.htm/listallcomments=on.html
- https://www.bauwelt.de/rubriken/bauten/Sport-und-Erholungszentrum-Friedrichshain-Berlin-SEZ-4097644.html
- https://www.gemeingut.org/rettet-das-berliner-sez/