Vergabe von Wohnungen durch landeseigene Konzerne in Berlin
Die Vergabe von Wohnungen durch die sechs landeseigenen Wohnungsbaugesellschaften in Berlin (degewo, GESOBAU, Gewobag, HOWOGE, STADT UND LAND und WBM) ist ein komplexes Thema, das in der angespannten Wohnungssituation Berlins besondere Relevanz hat. Wie die Berliner Morgenpost berichtet, gehen die Unternehmen neue Wege bei der Mietersuche, wobei auch Bestechungsversuche eine Rolle spielen sollen.
Insgesamt verwalten diese Unternehmen knapp 360.000 Wohnungen, wie auf inberlinwohnen.de erläutert wird. Sie sind verpflichtet, 63 Prozent ihrer Wohnungen an Haushalte mit niedrigem und mittlerem Einkommen zu vergeben, wovon die Hälfte an Haushalte mit einem Einkommen bis zur WBS-140-Grenze und die andere Hälfte an Haushalte mit einem darüberliegenden Einkommen bis zur WBS-220-Grenze gehen soll. Wie der Berliner Mieterverein in seinem Magazin berichtet, ist die tatsächliche Umsetzung dieser Quotenregelung jedoch undurchsichtig. Wohnungssuchende mit geringem Einkommen berichten, dass viele Wohnungen, die für sie bezahlbar wären, an Personen mit mittlerem Einkommen vergeben werden.
Die HOWOGE begründet diese Praxis laut dem Mieterverein mit dem Ziel der sozialen Mischung in den Quartieren. Da die Mieten in den Plattenbauten niedrig sind, könnten die meisten Wohnungen auch von Haushalten mit WBS 140 angemietet werden. Um die Quote für die WBS-220-Gruppe zu erfüllen, müsse man diesen Haushalten auch einen Teil der günstigsten Wohnungen anbieten. Die Morgenpost erwähnt zudem, dass die GESOBAU freie Wohnungen im Märkischen Viertel verstärkt verlosen will.
Die landeseigenen Wohnungsbaugesellschaften spielen eine wichtige Rolle im Berliner Wohnungsmarkt und sind auch wirtschaftlich bedeutsam. Wie die GESOBAU in einer Pressemitteilung bekannt gab, planten die sieben landeseigenen Wohnungsbaugesellschaften (inklusive Berlinovo) für 2024 Rekordinvestitionen von über zwei Milliarden Euro, ein Plus von 34 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Der Schwerpunkt liegt dabei auf Neubau und Instandhaltung des Bestandes.
Trotz dieser Investitionen bleiben die Herausforderungen im Wohnungsbau groß. Wie The Grounds berichtet, wurden im ersten Halbjahr 2023 nur 624 neue Wohnungen durch die landeseigenen Unternehmen fertiggestellt. Die Unternehmen haben ihre Neubauprognosen bis 2026 nach unten korrigiert. Als Gründe werden unter anderem steigende Kosten, fehlende Baukapazitäten und Verzögerungen bei der Planungsfeststellung genannt.
Quellen:
- https://www.morgenpost.de/berlin/article408463163/wie-landeseigene-konzerne-in-berlin-ihre-wohnungen-vergeben.html
- https://inberlinwohnen.de/die-landeseigenen/
- https://www.berliner-mieterverein.de/magazin/online/mm0924/unverstaendliche-vermietungsregeln-bei-den-landeseigenen-quote-benachteiligt-geringverdienende.htm
- https://www.gesobau.de/presse/wir-machen-berlin-die-landeseigenen-im-einsatz-fuer-die-stadt/
- https://www.thegroundsag.com/de/2023/09/21/landeseigene-wohnungsbaugesellschaften-in-berlin-bauen-nur-624-wohnungen/
- https://www.berlin.de/sen/bauen/neubau/wohnungsbaugesellschaften/