Tempelhofer-Feld in Berlin: Bauen oder nicht? Senat tastet sich vor
Das Tempelhofer Feld in Berlin, einst ein bedeutendes Flughafengelände, ist heute ein beliebter Erholungsort für die Berliner Bevölkerung. Doch seit dem Volksentscheid von 2014, bei dem eine Bebauung des Areals abgelehnt wurde, gibt es immer wieder Debatten über die zukünftige Nutzung des Geländes. Angesichts der anhaltenden Wohnungsnot in der Hauptstadt hat der Senat nun einen Ideenwettbewerb ins Leben gerufen, um mögliche Nutzungskonzepte zu entwickeln.
Hintergrund des Tempelhofer Feldes
Das Tempelhofer Feld ist mit einer Fläche von etwa 300 Hektar eines der größten innerstädtischen Freiflächen in Berlin. Nach der Schließung des Flughafens Tempelhof im Jahr 2008 wurde das Gelände in einen Park umgewandelt, der von zahlreichen Bürgern für Freizeitaktivitäten genutzt wird. Beliebt sind die weitläufigen Wiesen, Fahrradwege und Skateranlagen. Dennoch bleibt die Frage nach einer möglichen Bebauung nicht unbeantwortet, insbesondere vor dem Hintergrund der steigenden Nachfrage nach Wohnraum in der Stadt.
Der Ideenwettbewerb
Der Ideenwettbewerb, der am 13. November 2024 startet, richtet sich an Teams aus den Bereichen Stadtplanung, Architektur und Landschaftsarchitektur aus ganz Europa. Die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung betont, dass die gesammelten Ideen nicht sofort umgesetzt werden sollen, sondern als Grundlage für eine tiefere Diskussion über die zukünftige Nutzung des Tempelhofer Feldes dienen. Der Wettbewerb wird in zwei Phasen über einen Zeitraum von sieben Monaten durchgeführt. In der ersten Phase werden bis zu 20 Konzepte ausgewählt, die in einer zweiten Phase konkretisiert werden können. Im Juni 2025 soll dann eine Jury, die sowohl aus Fachleuten als auch aus Bürgern besteht, die besten Entwürfe prämieren.
Öffentliche Diskussion und Widerstand
Bereits in der Vergangenheit fanden Dialogwerkstätten statt, bei denen 275 zufällig ausgewählte Berliner über die Zukunft des Tempelhofer Feldes diskutierten. Die Ergebnisse dieser Workshops zeigten, dass es signifikante Vorbehalte gegen eine Bebauung gibt. Kritiker, wie der Bund für Umwelt- und Naturschutz (BUND), warnen vor den ökologischen Folgen und betonen, dass die bestehende Grünfläche in der Stadt nicht weiter reduziert werden sollte.
Rechtliche Rahmenbedingungen
Die rechtliche Situation ist kompliziert. Das Tempelhof-Gesetz, das 2014 nach dem Volksentscheid in Kraft trat, verbietet eine Bebauung des Geländes. Allerdings könnte das Berliner Abgeordnetenhaus theoretisch dieses Gesetz ändern, um den Wohnungsbau zu ermöglichen. Stadtentwicklungssenator Christian Gaebler (SPD) hat jedoch betont, dass eine Neubewertung nach zehn Jahren notwendig sei und dass die aktuelle Wohnungsnot ein gewichtiger Grund für eine neue Diskussion über das Tempelhofer Feld darstellt.
Politische Positionen
Die rot-schwarze Koalition hat sich darauf geeinigt, die Möglichkeiten einer behutsamen Randbebauung zu erörtern. Dabei sollen die erforderlichen Bedarfe der Stadt ermittelt werden. Der Senat plant, dass möglicher Wohnungsbau ausschließlich durch landeseigene Gesellschaften und gemeinwohlorientierte Genossenschaften erfolgen soll. Dies geschieht in der Hoffnung, dass trotz einer Bebauung die Funktionen des Tempelhofer Feldes als Grünfläche und Erholungsort erhalten bleiben.
Fazit
Die Diskussion um das Tempelhofer Feld bleibt angespannt. Während der Senat bestrebt ist, eine Lösung für die Wohnungsnot in Berlin zu finden, stehen zahlreiche Bürger und Umweltgruppen dem Vorhaben skeptisch gegenüber. Der kommende Ideenwettbewerb könnte neue Impulse in die Diskussion bringen, allerdings bleibt abzuwarten, ob die Ergebnisse des Wettbewerbs die Meinungen der Bürger beeinflussen werden und ob eine Bebauung des Tempelhofer Feldes tatsächlich realisiert wird.
Quellen
Der Artikel basiert auf Informationen von:
- dpa
- Der Standard
- Morgenpost