Kann das Tempelhofer Feld teilweise bebaut werden oder nicht?

Die Frage, ob das Tempelhofer Feld in Berlin teilbebaut werden kann oder nicht, steht aktuell im Mittelpunkt intensiver Debatten. Diese Diskussion wird vor allem durch den anhaltenden Wohnungsmangel in der Stadt angestoßen. Der Senat von Berlin hat beschlossen, einen Ideenwettbewerb zu starten, um neue Ansätze für die Nutzung des Tempelhofer Feldes zu erkunden. Der Wettbewerb beginnt am 13. November 2024 und richtet sich an Planungsteams aus der Stadtplanung, Architektur und Landschaftsarchitektur aus ganz Europa, wie der Senat bekannt gab.

Die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung hat betont, dass angesichts der Wohnungsnot und der wachsenden Stadt eine erneute Diskussion über die Zukunft des Tempelhofer Feldes notwendig sei. Es ist wichtig zu beachten, dass dieser Wettbewerb lediglich der Sammlung von Ideen dient und nicht bedeutet, dass eine sofortige Umsetzung geplant ist.

Hintergrund der Debatte

Der Hintergrund dieser Debatte liegt in dem Volksentscheid von 2014, bei dem die Mehrheit der Berliner entschieden hat, dass das Tempelhofer Feld nicht bebaut werden soll. Das Gelände, das einst ein Flughafen war und heute als weitläufige Grünfläche genutzt wird, ist vor allem im Sommer ein beliebter Ort für Freizeitaktivitäten wie Spazierengehen, Skaten und Radfahren. Viele Wiesen sind jedoch aufgrund von Naturschutzbestimmungen für Menschen gesperrt. Kritiker der Bebauung, darunter der Bund für Umwelt- und Naturschutz (BUND), befürchten, dass eine teilweise Bebauung die Grünflächen und die Tierwelt erheblich beeinträchtigen könnte.

Prozess des Ideenwettbewerbs

Der Ideenwettbewerb ist in zwei Phasen unterteilt und erstreckt sich über einen Zeitraum von sieben Monaten. In der ersten Phase werden bis zu 20 Konzepte von einem Preisgericht ausgewählt. Diese Teams haben dann die Möglichkeit, ihre Entwürfe in einer zweiten Phase weiter zu konkretisieren. Im Juni 2025 wird eine Jury, die aus Experten und Bürgern besteht, die besten fünf Entwürfe auswählen.

Vor dem Wettbewerb fanden bereits Dialogwerkstätten statt, in denen 275 zufällig ausgewählte Berliner über die Zukunft des Feldes diskutiert haben. Diese Veranstaltungen zeigten, dass es erhebliche Vorbehalte gegen eine Bebauung des Tempelhofer Feldes gibt. Stadtentwicklungssenator Christian Gaebler (SPD) erklärte, dass der Wettbewerb dazu dienen soll, einen Dialog über die zukünftige Nutzung des Feldes in Gang zu setzen.

Aktuelle rechtliche Rahmenbedingungen

Aktuell ist eine Bebauung des gesamten oder eines Teils des Tempelhofer Feldes aufgrund des Tempelhof-Gesetzes nicht möglich. Dieses Gesetz verbietet jegliche Bebauung des Geländes, das im Volksentscheid 2014 als unbebaut festgelegt wurde. Gaebler betonte jedoch, dass der Status quo nicht in Stein gemeißelt sei und eine Neubewertung nach zehn Jahren gerechtfertigt sei.

Der Senat möchte, dass mögliche Bauprojekte ausschließlich durch Genossenschaften und landeseigene Wohnungsbaugesellschaften realisiert werden. Diese Entscheidung zielt darauf ab, den sozialen Wohnungsbau zu fördern und sicherzustellen, dass die neuen Wohnungen für breite Bevölkerungsschichten zugänglich sind.

Kritik an den Plänen

Die Pläne zur Randbebauung des Tempelhofer Feldes stoßen auf erhebliche Kritik. Viele Bürger, Umweltschützer und politische Gegner argumentieren, dass der Senat die Interessen der Immobilienlobby bedient und nicht ausreichend auf die Bedürfnisse der Berliner eingeht. Sie befürchten, dass eine Bebauung nicht nur die Grünfläche beeinträchtigt, sondern auch die Lebensqualität der Anwohner negativ beeinflusst.

Einige der Kritiker heben hervor, dass es in Berlin bereits ausreichend erschlossene Flächen gibt, die für den Wohnungsbau genutzt werden könnten, ohne wertvolle Grünflächen opfern zu müssen. Sie argumentieren, dass der Senat stattdessen die bestehenden Flächen in den Fokus nehmen sollte, anstatt neue Bauprojekte auf dem Tempelhofer Feld in Betracht zu ziehen.

Fazit und Ausblick

Die Diskussion über die Teilbebauung des Tempelhofer Feldes ist ein komplexes Thema, das viele Facetten umfasst. Es wird erwartet, dass der Ideenwettbewerb neue Perspektiven und Lösungen für die Nutzung des Feldes hervorbringt, die sowohl den Bedürfnissen der Berliner als auch den Umweltfaktoren Rechnung tragen müssen. Die kommenden Monate werden entscheidend sein, um herauszufinden, wie sich die Pläne entwickeln und ob ein weiterer Volksentscheid in Betracht gezogen wird, um die Meinung der Bürger erneut zu berücksichtigen.

Die Frage bleibt, ob und in welchem Umfang das Tempelhofer Feld tatsächlich bebaut werden kann und welche Form der Bebauung in Einklang mit den Interessen der Bevölkerung und der Umwelt stehen kann. Die Ergebnisse des Ideenwettbewerbs und die kommenden politischen Entscheidungen werden maßgeblich darüber entscheiden, ob das Tempelhofer Feld als wertvolle Grünfläche erhalten bleibt oder ob es in den nächsten Jahren Veränderungen erfahren wird.

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Politik

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