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Tierheim Berlin: Ausgesetzt und verstoßen – Das sind die Opfer der Sommerferien

Mit dem Beginn der Sommerferien in Berlin steigt traditionell die Zahl der ausgesetzten und abgegebenen Haustiere. Die Situation in den Tierheimen, insbesondere im Berliner Tierheim in Falkenberg, ist alarmierend. Die Einrichtung, die für etwa 1300 Tiere ausgelegt ist, beherbergt derzeit über 1500 Tiere, was zu erheblichen Überlastungen führt. Wie die Sprecherin des Tierheims, Christine Streichan, berichtet, hat sich die Situation seit Ferienbeginn weiter zugespitzt.

Bereits zu Beginn der Sommerferien, die laut dem Deutschen Tierschutzbund eine der kritischsten Zeit für Tierheime darstellt, sind 88 Fundtiere im Tierheim registriert worden. Darunter befinden sich 25 ausgesetzte Tiere, zu denen auch sieben Katzenwelpen gehören. Diese wurden in einer Schüssel an einem Müllplatz in Lichtenrade entdeckt und werden nun von den Mitarbeitern des Katzenhauses aufgepäppelt. In anderen Fällen wurden zwei Collie-Mix-Welpen in einer Transportbox in Kreuzberg und zwei Kaninchen auf dem Parkplatz des Tierheims ausgesetzt. Solche Vorfälle sind leider keine Einzelfälle, sondern spiegeln ein viel größeres Problem wider.

Die steigende Anzahl ausgesetzter Tiere führt dazu, dass das Tierheim nicht mehr alle Abgabeanfragen bearbeiten kann. Die wenigsten der Fundtiere sind gechippt, was die Rückverfolgung der Eigentümer erschwert. Das Aussetzen von Haustieren wird als Ordnungswidrigkeit betrachtet und kann mit Bußgeldern von bis zu 25.000 Euro bestraft werden. In schwerwiegenden Fällen, in denen ein Tier durch das Aussetzen großen Schmerz erleidet, kann auch der Tatbestand der Tierquälerei erfüllt sein, was rechtliche Konsequenzen nach sich ziehen kann.

Die Dramatik der Situation ist nicht neu. Schon vor der Pandemie war die Lage in vielen Tierheimen angespannt, und mit der Ferienzeit droht diese Situation zu eskalieren. Lea Schmitz vom Deutschen Tierschutzbund weist darauf hin, dass Tierhalter nicht mehr davon ausgehen können, dass örtliche Tierheime die Verantwortung für ihre Tiere übernehmen können, wenn sie diese nicht mehr betreuen wollen oder können. Die meisten Tierheime sind an ihrer Belastungsgrenze und können nur schwer mit der Nachfrage Schritt halten. In Deutschland warten derzeit rund 350.000 Haustiere auf ein neues Zuhause, und die Wartelisten für die Abgabe von Tieren sind oft lang.

Ein Grund für die Zunahme der ausgesetzten Tiere sind die unüberlegten Entscheidungen während der Corona-Pandemie, als viele Menschen spontan Tiere adoptierten. Mit dem Ende der Homeoffice-Zeiten und der Rückkehr ins Büro wurde vielen klar, dass sie nicht mehr die nötige Zeit für ihre Haustiere aufbringen können. Dies hat zu einer erhöhten Abgabeflut geführt, die sich seit dem Sommer 2023 besonders verschärft hat. Die gestiegenen Kosten für Tierarztbesuche und die allgemeine Inflation tragen zur Verzweiflung vieler Tierbesitzer bei, wodurch immer mehr Tiere in den Tierheimen landen.

Tierschützer appellieren eindringlich an die Tierhalter, sich ihrer Verantwortung bewusst zu sein und ihre Tiere nicht einfach auszusetzen. Ein Verstoß gegen die gesetzlichen Bestimmungen kann gravierende Konsequenzen haben. Tierschützer empfehlen, im Falle einer Abgabe immer Kontakt mit dem Tierheim aufzunehmen und sich über alternative Lösungen zu informieren, anstatt das Tier auszusetzen.

Die finanziellen Schwierigkeiten vieler Tierheime verschärfen die Problematik. Explodierende Energiepreise und Inflation belasten die Budgets, während Kommunen und Behörden oft nicht für die Aufgaben aufkommen, die Tierheime für sie übernehmen. Die Betreuung von Fundtieren und von den Behörden sichergestellten Tieren sind häufige Aufgaben, für die es kein ausreichendes finanzielles Fundament gibt.

In Berlin wird die Situation im Tierheim durch die Ferienzeit besonders kritisch. Die Einrichtung sieht sich gezwungen, Aufnahmestopps für private Tierabgaben zu verhängen, da die vorhandenen Kapazitäten nicht mehr ausreichen. Die Tierschutzorganisation Peta warnt eindringlich vor den Folgen dieser Entwicklung und fordert mehr Verantwortung von den Tierhaltern.

Abschließend bleibt festzuhalten, dass die Herausforderungen, vor denen die Berliner Tierheime stehen, nicht nur in der momentanen Ferienzeit liegen, sondern auch in den langfristigen Entwicklungen in der Gesellschaft. Um den Tieren ein besseres Leben zu ermöglichen, ist es entscheidend, dass sich Tierhalter vor der Anschaffung eines Haustieres gut informieren und sich ihrer Verantwortung bewusst sind. Nur so kann die Zahl der ausgesetzten Tiere in Zukunft verringert werden und die Tierheime entlastet werden.

Quellen: Der Standard, dpa, B.Z., Deutscher Tierschutzbund

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