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Voll auf Ibuprofen: Wie sich Hobbyläufer für den Berlin-Marathon dopen

Im Vorfeld bedeutender Laufsportereignisse, wie dem Berlin-Marathon, beobachten Mediziner und Forscher zunehmend ein besorgniserregendes Phänomen: Die Einnahme von Schmerzmitteln, insbesondere Ibuprofen, unter Hobbyläufern. Trotz der rechtlichen Unbedenklichkeit des Medikamentengebrauchs in diesem Kontext, sehen Experten darin ein potenzielles Risiko für die Gesundheit der Athleten.

Das Ritual beginnt oft mit dem sorgfältigen Binden der Laufschuhe, gefolgt von der Einnahme einer Tablette Ibuprofen, um Schmerzen zu lindern oder zukünftigen Beschwerden vorzubeugen. Lars, ein Sportstudent und leidenschaftlicher Hobbyläufer, beschreibt seine eigene Erfahrung: „Ich bin einmal einen Halbmarathon auf Ibuprofen gelaufen, weil ich mich monatelang auf das Rennen vorbereitet hatte. Ich wollte nicht absagen, nur weil ich mich nicht ganz fit fühlte.“ Diese Einstellung ist unter Freizeitläufern weit verbreitet, und die Verwendung von Schmerzmitteln wird häufig als normal angesehen.

Obwohl Ibuprofen und andere nichtsteroidale Antirheumatika (NSAR) im sportlichen Wettkampf nicht als Dopingmittel klassifiziert sind, stellen Forscher fest, dass ihre Anwendung ähnliche Risiken birgt wie die Einnahme verbotener Substanzen. In einer Studie von deutschen Wissenschaftlern, die Teilnehmer des Bonn-Marathons befragten, wurde festgestellt, dass über 60 Prozent der befragten Läufer vor dem Wettkampf Schmerzmittel einnahmen. Insbesondere berichteten 11 Prozent von akuten Schmerzen, die sie zur Einnahme von Medikamenten bewegten.

Die Ergebnisse solcher Studien sind alarmierend: Bei denjenigen, die Schmerzmittel einnahmen, traten signifikant mehr gesundheitliche Probleme auf, darunter Magen-Darm-Beschwerden, Herz-Kreislauf-Probleme und sogar Niereninsuffizienz. Besonders bedenklich ist die Tatsache, dass 93 Prozent der Läufer angaben, nicht über die Risiken informiert zu sein, die mit der Einnahme von Analgetika während des Sports verbunden sind.

Gesundheitsrisiken durch Schmerzmittel

Die Gefahren, die mit der Einnahme von Schmerzmitteln in Verbindung mit intensiver körperlicher Betätigung einhergehen, sind vielseitig. Dr. Markus de Marées, ein Sportmediziner, warnt vor den langfristigen Folgen der regelmäßigen Einnahme von Ibuprofen: „Bei chronischem Missbrauch kann es zu Reizungen der Schleimhäute kommen, und das Risiko für schwerwiegende organische Schäden steigt.“ Diese Risiken sind besonders ausgeprägt, wenn Medikamente ohne ärztliche Aufsicht und in Kombination mit körperlicher Anstrengung eingenommen werden.

Die Einnahme von Schmerzmitteln kann auch zu einer psychologischen Abhängigkeit führen, wobei Läufer zunehmend das Gefühl entwickeln, ohne Medikamente nicht mehr leistungsfähig zu sein. „Schmerz ist ein natürlicher Teil des Trainingsprozesses und sollte nicht unterdrückt werden,“ erklärt de Marées. Er betont, dass die Angst vor Schmerzen dazu führen kann, dass Athleten ihre Grenzen überschreiten, was das Risiko für Verletzungen und chronische Beschwerden erhöht.

Zusätzlich können die Medikamente, die über die Nieren ausgeschieden werden, während des Marathons in Kombination mit unzureichender Flüssigkeitszufuhr zu schwerwiegenden Nierenschäden führen. „Wenn man während des Laufs nicht ausreichend trinkt und gleichzeitig Schmerzmittel einnimmt, kann das langfristige Nierenschäden verursachen,“ warnt der Sportmediziner.

Alternativen zur Schmerzmittel-Einnahme

Um die negativen Auswirkungen von Schmerzmitteln zu vermeiden, raten Experten den Läufern, auf alternative Methoden zurückzugreifen. Dazu zählen gezielte Trainingspläne, die auf die individuellen Bedürfnisse abgestimmt sind, sowie effektive Regenerationsstrategien. „Ein gut geplanter Trainingsansatz kann helfen, Verletzungen vorzubeugen, ohne auf Schmerzmittel zurückgreifen zu müssen,“ erläutert Dr. de Marées.

Des Weiteren sollten Läufer ihre körperlichen Signale ernst nehmen. Wer mit Schmerzen an den Start geht, sollte im Idealfall nicht teilnehmen. Die Entscheidung, auf Schmerzmittel zurückzugreifen, sollte stets wohlüberlegt und in Absprache mit medizinischem Fachpersonal getroffen werden.

In den sozialen Medien und Foren, die sich mit dem Laufsport beschäftigen, findet man häufig Diskussionen über die Verwendung von leistungssteigernden Mitteln. Einige Läufer diskutieren sogar die Kombination von Ephedrin und Koffein zur Leistungssteigerung, was die Gefahren und Risiken dieser Praktiken noch verstärkt. Hier ist es wichtig, sich auf fundierte Informationen zu stützen und die langfristigen Auswirkungen auf die Gesundheit zu berücksichtigen.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Verwendung von Schmerzmitteln wie Ibuprofen unter Hobbyläufern zwar rechtlich nicht als Doping gilt, jedoch ernsthafte gesundheitliche Risiken birgt. Eine umfassende Aufklärung über die Gefahren und eine verantwortungsvolle Herangehensweise an die Schmerzmittel-Einnahme sind dringend erforderlich, um die Gesundheit der Athleten zu schützen und eine sichere Teilnahme an Wettkämpfen zu gewährleisten.

Quellen

Der Standard, dpa, Sportmedizinische Forschung

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 in Kategorie: 
Sport

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