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Vor Jahnstadion-Abriss: Auch DIESE DDR-Bauten machte man in Berlin platt

Der geplante Abriss des Jahnstadions in Berlin-Prenzlauer Berg hat in den letzten Wochen für erhebliche Diskussionen gesorgt. Besonders angesichts des Datums, an dem der Abriss stattfinden soll – dem 7. Oktober, dem 75. Jahrestag der Gründung der DDR – wird der Umgang mit historischen Bauten aus dieser Zeit kritisch hinterfragt. Das Jahnstadion ist nicht das einzige Bauwerk, das in Berlin aus der Zeit der DDR dem Erdboden gleichgemacht wurde. In den letzten Jahrzehnten sind viele Gebäude, die als prägend für diese Epoche angesehen wurden, abgerissen worden.

Die Diskussion über den Abriss des Jahnstadions ist Teil eines größeren Trends in Berlin und anderen Städten, wo der Fokus häufig auf Neubauten und städtebaulichen Veränderungen liegt, oft zulasten der historischen Substanz. Diese Entwicklung wirft Fragen auf über die Wertschätzung von Architektur und Geschichte, die in der DDR entstanden sind.

Ein Blick auf die Geschichte des Jahnstadions

Das Jahnstadion, benannt nach dem Sportler Friedrich Ludwig Jahn, wurde 1987 zu Ehren des 750-jährigen Bestehens Berlins eröffnet. Es war nicht nur ein Zentrum für Leichtathletik und Fußball, sondern auch ein Symbol für den Sport in der DDR. Trotz seiner zentralen Lage und seiner Nutzung für wichtige sportliche Ereignisse steht nun der Abriss bevor, um Platz für einen modernen Sportpark zu schaffen.

Der Abriss und die damit verbundenen Emotionen

Der Abriss des Jahnstadions hat Emotionen geweckt. Kritiker, darunter auch prominente Stimmen wie die Schriftstellerin Jenny Erpenbeck, haben den Plan scharf verurteilt. Erpenbeck betont, dass es wichtig sei, vorhandene Bauten umzubauen, statt sie abzureißen. Ihr Argument, dass die DDR-Bauten als Teil der deutschen Geschichte betrachtet werden sollten, verwies auf die Gefahr, dass durch den Abriss ein Teil der kulturellen Identität verloren geht.

Die Entscheidung, das Stadion an einem derart symbolischen Datum abzureißen, wird von vielen als respektlos gegenüber der Geschichte und den Erfahrungen der Menschen, die in der DDR lebten, angesehen. Diese Bauten sind mehr als nur Stein und Beton; sie sind Zeugen einer bestimmten Zeit und der damit verbundenen Erinnerungen.

Weitere DDR-Bauten im Fokus des Abrisses

Die Diskussion um das Jahnstadion ist nicht isoliert. In den letzten Jahren wurden viele andere DDR-Bauten in Berlin abgerissen oder stehen auf der Abrissliste:

- Das Ahornblatt an der Fischerinsel - Der Palast der Republik - Verschiedene Plattenbauten in Stadtteilen wie Prenzlauer Berg und Mitte

Diese Abrisse sind Teil eines größeren städtebaulichen Wandels, der oft mit der Schaffung von modernen Wohn- und Geschäftsräumen verbunden ist. So soll beispielsweise in der Wilhelmstraße ein neuer Luxusneubau entstehen, der das letzte verbliebene Stück DDR-Plattenbau ersetzen soll. Hier wird die Frage laut, wie viel von der Geschichte für moderne Entwicklungen geopfert werden kann und sollte.

Die Perspektive der Mieter

Besonders betroffen von diesen Abrissen sind die Mieter der betroffenen Gebäude. Häufig sind sie in sozialen Projekten verankert, deren Abwicklung alles andere als einfach ist. Wie im Fall der Wilhelmstraße, wo die Mieter gegen ihre Kündigungen kämpfen und versuchen, in ihren Wohnungen zu bleiben. Trotz der rechtlichen Grundlagen, die den Abriss unterstützen, berichten viele von einer signifikanten emotionalen Belastung.

Das soziale Gefüge, das in diesen Gebäuden existiert, wird durch den Abriss destabilisiert, und es stellt sich die Frage, wohin die Mieter nach dem Abriss ziehen sollen. Der Senat hat zwar Sozialpläne angekündigt, die den Mieter*innen helfen sollen, doch oft wird die tatsächliche Umsetzung dieser Pläne in Frage gestellt.

Der öffentliche Diskurs

Der öffentliche Diskurs über Abrisse in Berlin ist vielschichtig. Die Meinungen sind gespalten; während einige der Meinung sind, dass die Stadt modernisiert werden muss, gibt es ebenso viele Stimmen, die die Erhaltung dieser historischen Bauten fordern. Der Verlust von DDR-Architektur wird nicht nur als Verlust von Gebäuden, sondern auch als Verlust von Erinnerungen und Identität empfunden.

Initiativen und Bürgerbewegungen versuchen, dem Abriss entgegenzuwirken. Sie setzen sich für den Denkmalschutz ein und fordern, dass die noch vorhandenen Zeugnisse der DDR-Geschichte erhalten bleiben. Diese Gruppen argumentieren, dass die Auseinandersetzung mit der Vergangenheit notwendig ist, um die Identität der Stadt zu bewahren und zu respektieren.

Fazit

Der bevorstehende Abriss des Jahnstadions und die Diskussion um andere DDR-Bauten sind Ausdruck eines tiefgreifenden Wandels in Berlin. Historische Bauten stehen vor der Herausforderung, sich gegen moderne Entwicklungen zu behaupten, und die Frage nach dem Wert von Geschichte und Erinnerung wird immer drängender. In einer Stadt, die ständig im Wandel ist, bleibt die Auseinandersetzung mit der Vergangenheit unerlässlich, um die Identität Berlins zu wahren und eine inklusive Zukunft zu gestalten.

Quellen: dpa, Der Standard, Tagesspiegel, Berliner Zeitung

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 in Kategorie: 
Kultur

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