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Nach Zwangsräumung: Berliner Bausenator will SEZ-Abriss

In Berlin-Friedrichshain ist das ehemalige Sport- und Erholungszentrum (SEZ) an der Landsberger Allee nach langjährigen rechtlichen Auseinandersetzungen zwangsgeräumt worden. Die Zwangsräumung fand am 1. Oktober 2024 statt und wurde von der Polizei sowie Gerichtsvollziehern durchgeführt. Der Einsatz war notwendig geworden, da der ex- Eigentümer des Grundstücks, Rainer Löhnitz, die Herausgabe des SEZ verweigerte, obwohl ein Gericht im Vorfeld eine klare Entscheidung zur Rückgabe des Eigentums getroffen hatte.

Das SEZ, das einst als Vorzeige-Erlebnisbad der DDR galt und 1981 eröffnet wurde, war ein beliebtes Ziel für Millionen von Besuchern. Es bot zahlreiche Freizeitmöglichkeiten, darunter ein Wellenbad, Sporthallen und eine Eisbahn. Nach der Wiedervereinigung jedoch stagnierte der Betrieb, da die hohen Subventionen des Staates wegfielen und die Instandhaltung des Gebäudes zu kostspielig wurde. 2003 wurde das Grundstück für einen symbolischen Euro an einen Investor verkauft, der verpflichtet war, das Bad bis 2007 wieder in Betrieb zu nehmen. Dieser Verpflichtung kam der neue Eigentümer jedoch nicht nach, was letztendlich zu einem langen Rechtsstreit führte.

Die Zwangsräumung selbst dauerte mehrere Stunden, da das SEZ mit seinen 47.000 Quadratmetern viele verwinkelte Räume aufwies. Die Polizei war mit etwa 60 Einsatzkräften vor Ort, zusätzlich war eine technische Einheit anwesend, um mögliche Hindernisse zu beseitigen. Die Gerichtsvollzieher eröffneten schließlich den Zugang zum Gebäude, da keine Widerstände von Dritten zu erwarten waren.

Nach der Räumung hat der Berliner Senat bereits Pläne für das Gelände, das künftig für den Wohnungsbau genutzt werden soll. Bausenator Christian Gaebler (SPD) erklärte, dass auf dem Grundstück rund 500 neue Wohnungen und eine Schule entstehen sollen. Gemäß dem aktuellen Bebauungsplan wird die Hälfte der geplanten Wohnungen öffentlich gefördert, um den steigenden Wohnraumbedarf in der Hauptstadt zu decken. Der Bausenator betonte, dass der Erhalt des SEZ in seiner jetzigen Form nicht wirtschaftlich sei und die Stadtgemeinschaft sich auf die Notwendigkeiten von Wohnraum und Bildung konzentrieren müsse.

Die Öffentlichkeit zeigt jedoch gemischte Reaktionen auf diese Pläne. Während einige den Abriss als notwendigen Schritt in Anbetracht des Wohnraummangels in Berlin sehen, fordern andere den Erhalt des SEZ als ein bedeutendes Stück Geschichte und Kultur der Stadt. Gaebler gab an, dass es möglicherweise möglich sei, Elemente des SEZ in die neue Bebauung zu integrieren, aber eine vollständige Erhaltung des alten Komplexes nicht in Frage komme.

Der Abriss des SEZ markiert somit das Ende eines Kapitels in der Geschichte Berlins, das nicht nur für seine Freizeitmöglichkeiten bekannt war, sondern auch als Ort von kulturellen Veranstaltungen und gesellschaftlichen Begegnungen diente. Die Pläne des Senats scheinen darauf abzuzielen, die Fläche einer dringenden urbanen Herausforderung zu widmen: dem Wohnraummangel in der Stadt.

Insgesamt sind die Ereignisse rund um die Zwangsräumung und den geplanten Abriss des SEZ ein weiteres Beispiel für die Herausforderungen, vor denen viele Städte in Deutschland stehen, wenn es darum geht, historische Gebäude und die Bedürfnisse ihrer Bürger in Einklang zu bringen. Die Diskussion um den Erhalt oder Abriss solcher Einrichtungen wird in den kommenden Monaten und Jahren sicherlich weitergehen, während der Senat bestrebt ist, die Lebensqualität der Einwohner Berlins durch neue Wohnprojekte zu verbessern.

Die Zukunft des ehemaligen SEZ wird auch weiterhin ein Thema in der öffentlichen Debatte bleiben, zumal die Erinnerungen an das Erlebnisbad und seine Rolle in der Geschichte der Stadt für viele Berliner von Bedeutung sind.

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 in Kategorie: 
Kultur

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