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Avus, Adolf, Adenauer: So lief die Erfindung der Autobahn

Avus, Adolf, Adenauer: So lief die Erfindung der Autobahn

Die Geschichte der Autobahn in Deutschland ist von Mythen und Missverständnissen geprägt. Oft wird angenommen, Adolf Hitler sei der Erfinder der Autobahn gewesen. Diese Vorstellung beruht jedoch auf falschen Informationen und ist als eine der langlebigsten Legenden des Dritten Reiches anzusehen. In Wahrheit war es Konrad Adenauer, der am 6. August 1932 die erste deutsche Autobahn zwischen Köln und Bonn eröffnete. Diese Straße, die heute als A555 bekannt ist, war ein wegweisendes Projekt in der Verkehrsinfrastruktur des Landes und markierte den Beginn einer neuen Ära der Mobilität.

Die Anfänge der Autobahn in Deutschland

Die Idee einer Autobahn ist nicht neu und reicht bis in die Zeit vor dem Ersten Weltkrieg zurück. Bereits in den 1920er Jahren wurden erste Überlegungen angestellt, ein modernes Straßennetz zu etablieren, das speziell für den motorisierten Verkehr ausgelegt ist. Die A555 wurde jedoch unter den schwierigen Bedingungen der Weltwirtschaftskrise realisiert. Der Bau begann im Oktober 1929, und aufgrund der hohen Arbeitslosigkeit wurde er als Arbeitsbeschaffungsmaßnahme deklariert. Über 5.500 Arbeitslose wurden für den Bau eingesetzt, wobei Maschinen weitgehend ausgeschlossen wurden, um möglichst viele Menschen zu beschäftigen.

Die Eröffnung der ersten Autobahn

Die feierliche Eröffnung der A555 fand am 6. August 1932 statt und wurde von zahlreichen Politikern und Bürgern besucht. Adenauer ließ es sich nicht nehmen, die Bedeutung dieses Projekts hervorzuheben, indem er erklärte: „So werden die Straßen der Zukunft aussehen.“ Die Autobahn war ursprünglich als „Kraftfahrstraße“ konzipiert und durfte nur von PKW und LKW befahren werden. Mit einer Länge von etwa 20 Kilometern war sie die erste kreuzungsfreie Strecke in Deutschland, die besonders für den motorisierten Verkehr gedacht war.

Der Mythos um Adolf Hitler

Der Mythos, dass Hitler die Autobahn erfunden habe, entwickelte sich, als die Nationalsozialisten 1933 an die Macht kamen. NS-Propagandaminister Joseph Goebbels stellte die Autobahn als ein Meisterwerk des Führers dar und behauptete, die Idee sei ihm während seiner Haftzeit gekommen. In Wirklichkeit hatten die Nationalsozialisten vor ihrer Machtübernahme eine ablehnende Haltung gegenüber dem Bau von Autobahnen eingenommen, da sie diese als überflüssig für das Volk erachteten. Die zunehmende Zahl von Fahrzeugen und die damit verbundenen Verkehrsunfälle führten jedoch zu einem Umdenken.

Die Rolle der AVUS

Bevor die A555 eröffnet wurde, existierte bereits 1921 die AVUS in Berlin, die zunächst als Rennstrecke konzipiert war. Diese war jedoch nicht für den öffentlichen Verkehr zugelassen. Der Bau der ersten echten Autobahn in Deutschland, die als solche anerkannt wurde, lässt sich zurückverfolgen bis zu den italienischen Autobahnen, die bereits 1924 zwischen Mailand und Varese eröffnet wurden. Die Entwicklungen in Deutschland waren also Teil eines europäischen Trends, der die Mobilität revolutionierte.

Technische Aspekte und Sicherheitsmaßnahmen

Die A555 wurde mit innovativen Konzepten des Straßenbaus realisiert. Die Fahrbahnen waren vierspurig angelegt, und es gab keine Kreuzungen, was die Sicherheit erhöhen sollte. Anfangs waren keine Mittelplanken vorhanden, was von heutigen Standards abweicht. Auch das Parken und Wenden auf der Autobahn waren untersagt. Geschwindigkeitsbegrenzungen waren zu dieser Zeit noch nicht üblich, obwohl die Strecke für Geschwindigkeiten bis zu 120 km/h ausgelegt war.

Die Entwicklung nach der Eröffnung

Nach der Eröffnung der A555 stieg die Nutzung rapide an. Bald waren täglich tausende Fahrzeuge auf der Strecke unterwegs, was die Notwendigkeit weiterer Autobahnen und den Ausbau des Straßennetzes deutlich machte. Die ersten Jahre waren jedoch von einer Vielzahl von Unfällen geprägt, da die Infrastruktur noch nicht auf die steigende Anzahl von Fahrzeugen ausgelegt war.

Fazit

Die Geschichte der Autobahn in Deutschland ist komplex und vielschichtig. Während Adolf Hitler und die Nationalsozialisten später versuchten, sich als die Väter der Autobahn zu inszenieren, war es in Wahrheit Konrad Adenauer, der mit der Eröffnung der A555 den Grundstein für das deutsche Autobahnnetz legte. Die Autobahn hat sich seitdem zu einem Symbol für Mobilität und Fortschritt entwickelt, das weit über die Grenzen Deutschlands hinaus Wirkung zeigt.

Quellen

Die Informationen in diesem Artikel basieren auf verschiedenen historischen Quellen und Berichten, darunter Veröffentlichungen von dpa und anderen Nachrichtenagenturen.

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