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Berlins künftige Rechenzentren und ihre Auswirkungen auf die Energieversorgung

Die digitale Transformation in Berlin nimmt rasant zu, was zu einem signifikanten Anstieg des Stromverbrauchs durch Rechenzentren führt. Diese Entwicklung hat die Netzbetreiber dazu veranlasst, neue Vergabeverfahren für Stromanschlüsse zu entwickeln, um die begrenzten Ressourcen fairer zu verteilen. Das sogenannte „Windhundverfahren“, das bisher in der Hauptstadt zur Vergabe von Leistungskapazitäten im Stromnetz verwendet wurde, wird durch ein neues Verfahren ersetzt, das der fairen Zuteilung dient.

Der steigende Energiebedarf der Digitalwirtschaft

Die Berliner Digitalwirtschaft wächst stetig und hat mittlerweile einen bedeutenden Anteil am gesamten Strombedarf der Stadt. Derzeit wird die maximale abrufbare Stromleistung von Rechenzentren auf etwa 100 Megawatt geschätzt, was der gesamten Netzleistung der Stadt Potsdam entspricht. Aktuelle Anfragen von Unternehmen zur Anschlussleistung belaufen sich auf rund 2,8 Gigawatt, was die gegenwärtige Kapazität der Stadt übersteigt.

Wirtschaftssenatorin Franziska Giffey (SPD) berichtete, dass elf weitere Rechenzentren in Bau befindlich sind, was einen zusätzlichen Bedarf von 700 Megawatt darstellt. Diese Nachfrage ist nur ein Teil des Gesamtbedarfs, der voraussichtlich bis 2035 auf vier Gigawatt verdoppelt werden muss. Die Entwicklung wird durch andere Großprojekte, wie E-Busbahnhöfe und Großwärmepumpen, zusätzlich kompliziert.

Das neue Vergabeverfahren: Repartierung

Das neue Repartierungsverfahren soll sicherstellen, dass die knappen Anschlusskapazitäten im Netz gerecht verteilt werden. Dieser Wettbewerb ermöglicht es, dass kein Großkunde benachteiligt wird, nur weil er seinen Antrag später eingereicht hat. Unter diesem neuen Verfahren werden die Anschlusskapazitäten nach realistischem Bedarf aufgeteilt. Diese Maßnahme ist vor allem für die Betreiber von Rechenzentren von Bedeutung, die oft mehr Kapazität beantragen, als sie tatsächlich benötigen.

Die Verteilung der Stromkapazitäten soll ab April 2025 aktualisiert werden, wenn die zusätzlichen Anschlusskapazitäten für die verschiedenen Stadtgebiete ermittelt werden. Unternehmen haben bis zum 30. Juni Zeit, ihren Bedarf anzumelden, und die endgültige Zuteilung wird einen Monat später bekannt gegeben.

Investitionen in die Infrastruktur

Um den steigenden Anforderungen gerecht zu werden, plant Stromnetz Berlin bis 2028 Investitionen in Höhe von 2,2 Milliarden Euro in den Netzausbau. Dieser Ausbau wird für alle Berliner spürbar sein, da zahlreiche Baustellen im Stadtgebiet entstehen werden. Geplant sind unter anderem der Ausbau von 5.000 Kilometern Nieder- und Mittelspannungsleitungen sowie 500 Kilometern Hochspannungsleitungen. Diese Maßnahmen sind wichtig, um die notwendige Infrastruktur für die wachsende Anzahl von Elektrofahrzeugen und Rechenzentren zu schaffen.

Herausforderungen und Zukunftsausblick

Die Herausforderungen für die Energieversorgung in Berlin sind beträchtlich. Jedes Rechenzentrum benötigt zwischen 90 und 120 Megawatt, und die Summe der Anfragen übersteigt bereits die aktuelle Kapazität der Stadt. Daher wurde empfohlen, dass neue Rechenzentren in Gebieten angesiedelt werden, die über ausreichende Ressourcen erneuerbarer Energie verfügen.

Zusätzlich wird der Netzausbau durch eine steigende Nachfrage nach nachhaltigen Energiequellen beeinflusst. Der Umstieg von Gas- und Kohlekraftwerken auf Großwärmepumpen erfordert ebenfalls erhebliche Anpassungen an der Infrastruktur. Diese Entwicklungen sind entscheidend, um das Ziel zu erreichen, Berlin bis 2045 klimaneutral zu machen.

Fazit

Die Zukunft der Energieversorgung in Berlin steht vor Herausforderungen, die durch das Wachstum der Digitalwirtschaft und den gleichzeitigen Bedarf an nachhaltigen Energiequellen geprägt sind. Durch die Einführung eines neuen Vergabeverfahrens und massive Investitionen in die Infrastruktur versucht Stromnetz Berlin, den steigenden Anforderungen gerecht zu werden und gleichzeitig eine gerechte Verteilung der Ressourcen zu gewährleisten. Die nächsten Jahre werden entscheidend dafür sein, wie diese Balance in einer sich schnell verändernden digitalen Welt gelingt.

Quellen:
Der Standard, dpa, Tagesspiegel

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 in Kategorie: 
Wirtschaft

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