Berliner Feuerwehr: Einsatzzeiten in den Außenbezirken unter der Lupe
Die Berliner Feuerwehr steht vor der Herausforderung, die gesetzlich vorgeschriebenen Einsatzzeiten, insbesondere in den Außenbezirken der Hauptstadt, einzuhalten. Wie der Berliner Kurier berichtet, mussten die Rettungsdienste bis Ende Januar 2025 bereits zu 44.000 Einsätzen ausrücken – ein neuer Rekordwert. RBB24 bestätigt diese hohe Einsatzzahl und führt sie unter anderem auf eine Zunahme von Notrufen aufgrund von Atemwegsbeschwerden während der Grippesaison zurück. Besonders problematisch gestaltet sich die Situation in den Außenbezirken.
Wie Manuel Barth von der Deutschen Feuerwehr-Gewerkschaft (DFeuG) Berlin-Brandenburg gegenüber RBB24 erklärte, wird die Zielvorgabe, innerhalb von zehn Minuten am Einsatzort zu sein, in weniger als 50 Prozent der Fälle erreicht. Ein Grund dafür ist laut Barth, dass viele Einsätze sich in Innenstadtbezirken konzentrieren. Dies führt dazu, dass Rettungswagen aus den Außenbezirken ins Zentrum beordert werden, wodurch die Kapazitäten in den Randgebieten abnehmen, wie der Berliner Kurier ebenfalls berichtet. Die Feuerwehr identifiziert Gebiete wie Rauchfangswerder in Treptow-Köpenick sowie Bereiche der Pilgramer Straße und Elsensee in Marzahn-Hellersdorf als besonders gefährdet.
Um dieser Problematik entgegenzuwirken, wurde ein neues Triage-System eingeführt, das lebensgefährliche Notfälle priorisiert, wie der Berliner Kurier und RBB24 berichten. Das System teilt Einsätze in fünf Dringlichkeitsstufen ein. Stufe 1 umfasst lebensbedrohliche Notfälle wie Herzstillstand, bei denen ein Notarzt garantiert ist. Stufe 2 beinhaltet beispielsweise Atemnot oder starke Blutungen, bei denen ebenfalls ein Notarzt oder ein First Responder alarmiert werden kann. Die Kategorien 3 bis 5 umfassen weniger dringliche Fälle wie Bauchschmerzen oder Platzwunden. Für diese Fälle können die Wartezeiten laut RBB24 zwischen 15 und 22 Minuten betragen. Notrufe, die eindeutig ungefährliche Situationen betreffen, werden an den Bereitschaftsdienst der Kassenärztlichen Vereinigung weitergeleitet.
Die Berliner Zeitung beleuchtet die Transparenzoffensive der Berliner Feuerwehr, die seit Juni 2024 tagesaktuelle Einsatzzahlen und Reaktionszeiten veröffentlicht. Diese Daten ermöglichen es, die Problematik der längeren Einsatzzeiten in den Außenbezirken nachzuvollziehen. Eine interaktive Karte zeigt, in welchen Gebieten die Zehn-Minuten-Marke regelmäßig überschritten wird. Die Veröffentlichung dieser Daten ist laut der Berliner Zeitung ein ungewöhnlicher Schritt, insbesondere angesichts der angespannten Situation im Rettungsdienst und der damit verbundenen öffentlichen Kritik.
Bereits 2008 berichtete die Welt über die Problematik der zu langen Einsatzzeiten der Berliner Feuerwehr. Auch damals wurde auf die Schwierigkeiten hingewiesen, die sich aus der Größe der Stadt und den unterschiedlichen Gegebenheiten in den einzelnen Stadtteilen ergeben. Der Artikel zitiert den damaligen Landesbranddirektor Wilfried Gräfling, der auf die Herausforderungen in großflächigen Stadtteilen hinwies und ein neues Einsatzkonzept ankündigte.
Quellen:
- https://www.berliner-kurier.de/berlin/gefaehrdete-aussenbezirke-hierher-braucht-die-berliner-feuerwehr-zu-lange-li.2303660
- https://www.rbb24.de/panorama/beitrag/2025/03/rettungsdienst-feuerwehr-berlin-notrufe-rettungseinsaetze.html
- https://www.berliner-zeitung.de/mensch-metropole/berliner-feuerwehr-hier-kann-man-die-einsaetze-in-echtzeit-verfolgen-li.2227044
- https://www.welt.de/regionales/berlin/article2168153/Die-Feuerwehr-ist-oft-zu-spaet-am-Einsatzort.html
- https://www.berliner-feuerwehr.de/fileadmin/bfw/dokumente/Publikationen/Jahresberichte/jahresbericht2021.pdf
- https://de.wikipedia.org/wiki/Berliner_Feuerwehr