Berliner Kind an Diphtherie erkrankt: Waldorfschüler muss in Klinik beatmet werden

In einem besorgniserregenden Vorfall wurde ein zehnjähriger Schüler einer Waldorfschule in Berlin-Spandau mit Diphtherie diagnostiziert. Der Junge, der Berichten zufolge nicht geimpft war, wurde mit schweren Symptomen in die Klinik eingeliefert und muss nun invasiv beatmet werden. Laut dem Brandenburgischen Gesundheitsministerium wurde der Fall am 1. Oktober gemeldet, nachdem der Verdacht auf Diphtherie, insbesondere auf respiratorische Diphtherie, festgestellt wurde.

Die Diphtherie ist eine hochansteckende bakterielle Infektionskrankheit, die durch das Bakterium Corynebacterium diphtheriae verursacht wird. Der Erreger produziert ein starkes Gift, das zu schweren Komplikationen führen kann. Historisch gesehen war Diphtherie in Deutschland zu Beginn des 20. Jahrhunderts weit verbreitet und führte zu zahlreichen Todesfällen, insbesondere bei Kindern. Dank der Einführung von Impfprogrammen wurde die Erkrankung jedoch fast vollständig ausgerottet.

Im aktuellen Fall wurde das Kind am 26. September aufgrund einer akuten Entzündung der Rachenmandeln in das Ernst-von-Bergmann-Klinikum in Potsdam eingeliefert. Ein Tag später wurde der Verdacht auf eine Diphtherie-Infektion gemeldet. Nach der Bestätigung der Diagnose wurde der Junge zur weiteren Behandlung in eine Berliner Klinik verlegt. Dort wird er nun mit Antitoxinen und Antibiotika behandelt.

Die Senatsverwaltung für Gesundheit hat bestätigt, dass alle notwendigen Maßnahmen ergriffen wurden, um die Gesundheit der Kontaktpersonen des erkrankten Jungen zu schützen. Das Gesundheitsamt hat in den betroffenen Klassenverbänden und in der Familie des Kindes Laboruntersuchungen und Antibiotikabehandlungen veranlasst. Diese präventiven Maßnahmen sind notwendig, um eine mögliche Ausbreitung der Krankheit zu verhindern, da Diphtherie durch Tröpfcheninfektion übertragen werden kann.

Die Symptome einer Rachendiphtherie umfassen Halsschmerzen, Fieber, Schwellungen der Halslymphknoten und eine Entzündung der Mandeln, die mit grau-braunen Belägen einhergehen kann. Die Erkrankung kann in schweren Fällen zu Atemwegsverengungen und sogar zum Tod führen, wenn sie nicht rechtzeitig behandelt wird. Laut dem Potsdamer Klinikum kann die Sterblichkeit von Diphtherie ohne Behandlung bis zu 50 Prozent betragen.

Die hohe Durchimpfungsrate in Deutschland hat dazu geführt, dass Diphtherie in den letzten Jahrzehnten nur noch selten auftritt. Im Jahr 2023 wurden im ganzen Land nur 37 bestätigte Fälle gemeldet, von denen lediglich zwei in Berlin stattfanden. Besonders in den letzten beiden Jahren, 2022 und 2023, gab es jedoch einen Anstieg der registrierten Fälle.

Die Ständige Impfkommission (STIKO) empfiehlt die Impfung gegen Diphtherie als Teil der Standardimpfungen für Säuglinge und Kinder. Diese Impfungen sind entscheidend für den Schutz der Bevölkerung, insbesondere in Gemeinschaftseinrichtungen wie Schulen. In diesem Zusammenhang wird immer wieder über die Impfskepsis diskutiert, die vor allem an Waldorfschulen verbreitet sein soll. Vertreter der Waldorfschulen betonen jedoch, dass die Theorie von Impfgegnerschaft oft missverstanden wird und dass viele Eltern durchaus Impfungen in Erwägung ziehen.

Die Gesundheitsbehörden stehen nun vor der Herausforderung, die Infektionsquelle für den erkrankten Jungen zu ermitteln. Die Untersuchungen zur Herkunft der Infektion laufen, da in Deutschland Diphtherie fast vollständig ausgerottet ist. Infektionen treten häufig in Regionen auf, in denen die Durchimpfungsrate niedrig ist oder in den Sommermonaten bei Reisen in Endemiegebiete.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass der Fall eines ungeimpften Kindes an Diphtherie in Berlin-Spandau einen alarmierenden Hinweis auf die Notwendigkeit von Impfungen und präventiven Gesundheitsmaßnahmen gibt. Die Behörden arbeiten daran, weitere Infektionen zu verhindern und die betroffenen Kontaktpersonen zu schützen.

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