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Der Abriss droht: Kann der Denkmalschutz das Berliner SEZ retten?

Das Sport- und Erholungszentrum (SEZ) an der Landsberger Allee in Berlin, das jahrzehntelang als Vorzeigeeinrichtung der DDR galt, steht vor dem drohenden Abriss. Diese Entwicklung hat in der Öffentlichkeit eine breite Debatte über den Wert des Gebäudes und die Möglichkeit seines Erhalts entfacht. Das SEZ wurde 1981 eröffnet und war ein beliebter Ort für Sport und Freizeit, insbesondere für die Bürger der DDR. Doch seit seiner Schließung im Jahr 2002 hat der Komplex eine triste Verwandlung durchlebt und ist heute als Schandfleck bekannt.

Die Meinungen über die Zukunft des SEZ sind gespalten. Während einige Initiativen und Bürger sich für eine Sanierung und Wiedereröffnung stark machen und Unterschriften sammeln, streben andere, darunter der Senat und die Bezirksverwaltung, einen Abriss an, um Platz für neue Wohnungen und eine Schule zu schaffen. Ein Kompromiss zwischen diesen Positionen scheint bislang nicht in Sicht.

Die Situation ist im Moment stagnierend. Nachdem das Land Berlin im vergangenen Jahr rechtliche Schritte gegen den ehemaligen Käufer des SEZ, Rainer Löhnitz, gewonnen hat, gibt es derzeit keinen Fortschritt. Der Senat hat sogar einen Gerichtsvollzieher beauftragt, um Zugang zum Gelände zu erhalten, was bislang jedoch noch nicht geschehen ist.

Carl Waßmuth, ein Bauingenieur und Anhänger des SEZ, hat sich der Aufgabe verschrieben, das Gebäude vor dem Abriss zu bewahren. Er ist überzeugt, dass das SEZ als Denkmal anerkannt werden sollte. Waßmuth argumentiert, dass das Gebäude die Kriterien für eine Eintragung in die Denkmalliste erfüllt. Er hebt die historische Bedeutung des SEZ hervor, die über die Architektur hinausgeht. Das SEZ wurde von Architekten entworfen, darunter Günther Reiß, der aus Ost-Berlin geflohen war und dessen Arbeiten erst nach dem Mauerfall gewürdigt werden konnten.

Waßmuth beschreibt das SEZ als architektonisches Meisterwerk mit „hoher Ausstrahlungskraft“ und einer wichtigen städtebaulichen Rolle. Das Gebäude ist strategisch an einer der auffälligsten Kreuzungen in Ostberlin gelegen und bildet einen Übergang zwischen Wohngebieten und Verkehrsflächen sowie zwischen Erholungsgebieten und städtischer Infrastruktur.

Hinzu kommt, dass die technische Ausstattung des SEZ, inklusive der damals innovativen Kälte-Wärme-Kopplung, als europaweit einzigartig gilt. Diese Technologie ermöglichte es, Abwärme von der Eisbahn zur Beheizung der Schwimmbecken zu nutzen, was für die damalige Zeit einen hohen Standard darstellte. Diese technischen Merkmale unterstützen Waßmuths Argumente, das Gebäude unter Denkmalschutz zu stellen.

Die Diskussion über die Denkmaleigenschaft des SEZ ist nicht neu. Das Landesdenkmalamt hatte sich bereits 2013 mit dem Gebäude befasst und war zu dem Schluss gekommen, dass eine Eintragung nicht gerechtfertigt sei. Jedoch gibt es neue Hinweise von Landeskonservator Christoph Rauhut, der in einem Schreiben betonte, dass das SEZ „noch heute besondere Qualitäten und einen hohen Erinnerungswert“ besitzt. Dies könnte ein Wendepunkt in der Debatte sein und gibt Waßmuth und seinen Unterstützern Hoffnung.

Zusätzlich zu Waßmuths Bemühungen haben mehrere Initiativen, darunter „Gemeingut in BürgerInnenhand“, Petitionen gestartet, um den Erhalt des SEZ zu fördern und die Öffentlichkeit auf die architektonische und historische Bedeutung des Gebäudes aufmerksam zu machen. Diese Organisationen fordern eine sorgfältige Prüfung der Möglichkeiten zur weiteren Nutzung des SEZ, anstatt es einfach abzureißen.

Das SEZ steht für eine Epoche, die für viele Menschen in Berlin prägend war und ist ein Symbol für die Freizeitkultur der DDR. Der Verlust eines solchen Gebäudes würde nicht nur die städtebauliche Landschaft Berlins verändern, sondern auch das kollektive Gedächtnis der Stadt beeinflussen. In diesem Zusammenhang kündigte Waßmuth eine Demonstration an, um auf die Notwendigkeit der Erhaltung des SEZ hinzuweisen und um Druck auf die Entscheidungsträger auszuüben.

Das Thema ist nicht nur von lokalem Interesse, sondern zieht auch die Aufmerksamkeit von Fachleuten und Historikern auf sich, die den Abriss eines solch bedeutenden architektonischen Erbes als Verlust für die Kulturgeschichte Deutschlands betrachten. Die Diskussion über den Denkmalschutz und den Erhalt des SEZ wirft grundlegende Fragen über den Umgang mit dem architektonischen Erbe der DDR auf und reflektiert breitere gesellschaftliche Werte im Umgang mit Geschichte.

Insgesamt zeigt der Fall des SEZ, wie komplex der Umgang mit historischen Bauwerken ist und wie sehr der Denkmalschutz in Zeiten des Wandels und der urbanen Entwicklung gefordert ist. Es bleibt abzuwarten, ob der Denkmalschutz in diesem Fall erfolgreich intervenieren kann, um das SEZ vor dem Abriss zu bewahren, oder ob die Pläne des Senats letztlich die Oberhand gewinnen werden. Der Ausgang dieser Debatte könnte wegweisend für den Umgang mit anderen historischen Gebäuden in Berlin sein und hat das Potenzial, zukünftige Diskussionen über den Erhalt von Kulturerbe in der Stadt zu beeinflussen.

Quellen: Der Tagesspiegel, Berliner Zeitung, SZ.de

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Kultur

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