Empörung über die neue Grundsteuer: Rentner besonders betroffen
Die Reform der Grundsteuer führt deutschlandweit zu großer Verärgerung, insbesondere bei Rentnern. Wie die „Preußische Allgemeine Zeitung“ berichtet, fühlen sich viele Hausbesitzer von den „realitätsfernen Bewertungen“ überrumpelt und vor massive finanzielle Herausforderungen gestellt. Die Reform, die eigentlich mehr Steuergerechtigkeit schaffen sollte, scheint in der Praxis oft das Gegenteil zu bewirken. Während Eigentümer in teuren Berliner Stadtteilen wie Grunewald und Dahlem zum Teil geringere Steuern zahlen, müssen Besitzer von Einfamilienhäusern am Stadtrand oder Immobilien mit kleinen Gewerbeflächen deutlich tiefer in die Tasche greifen. Der rbb interviewte ein Ehepaar, dessen Grundsteuer für ein Pachtgrundstück von 227 Euro auf 782 Euro jährlich gestiegen ist. „Für Gutverdiener mag das verkraftbar sein, aber für Rentner ist das eine enorme Belastung“, so das Ehepaar.
Auch der „Berliner Kurier“ zitiert zahlreiche Leser, die ihrer Wut über die neuen Grundsteuerbescheide Ausdruck verleihen. Ein 70-jähriger Rentner aus Lichterfelde berichtet von einer Steigerung von 209 Euro auf 671 Euro pro Jahr. Ein anderer Leser sieht sich gezwungen, sein Haus in Karow zu verkaufen, da er sich die erhöhte Grundsteuer im Ruhestand nicht leisten kann. „Das ist wie eine Enteignung“, beklagt er. Die „B.Z.“ schildert ebenfalls drastische Erhöhungen und zitiert Betroffene, die von „Abzocke und Willkür“ sprechen.
Wie der „Spiegel“ am 24. Juli 2024 erläuterte, liegt ein Kernproblem in der Berechnungsmethode. Die Finanzämter verwenden den Bodenrichtwert vom 1. Januar 2022, obwohl dieser aufgrund sinkender Bauzinsen und der wirtschaftlichen Lage in vielen Regionen inzwischen deutlich niedriger liegt. Der Immobilienverband Deutschland (IVD) kritisiert dieses Vorgehen scharf und nennt es „total ungerecht, völlig verfehlt und unsinnig“. IVD-Vertreter Hans-Joachim Beck bemängelt die starken Schwankungen und die Zufälligkeit der Bodenrichtwerte. Besonders betroffen von den Steuererhöhungen sind Eigentümer in Gebieten mit vielen Immobilienverkäufen oder Neubauten.
FOCUS online berichtet von extremen Fällen, wie dem eines Freiburger Rentners, dessen Grundsteuer von 432 Euro auf 11.138,40 Euro explodiert ist – eine Steigerung um 2478 Prozent. Wie FOCUS online weiter ausführt, liegt dies an dem hohen Bodenrichtwert in seinem Wohnviertel und dem hohen Hebesatz der Stadt Freiburg. Der Hebesatz ist ein Faktor, mit dem die Kommunen die Höhe der Grundsteuer beeinflussen.
Viele Rentner stehen nun vor der Frage, wie sie die stark gestiegenen Kosten stemmen sollen. Der Bund der Steuerzahler und der Verband Haus & Grund unterstützen Eigentümer, die gegen die Bewertung ihrer Grundstücke vor das Bundesverfassungsgericht ziehen wollen. Auch Mieter werden die Erhöhungen zu spüren bekommen, da Vermieter die Kosten über die Nebenkostenabrechnung umlegen können. Der Berliner Mieterverein empfiehlt Mietern, sich mit ihren Vermietern über die Höhe der neuen Grundsteuer auszutauschen.
Quellen:
- Berliner Kurier: Die große Grundsteuer-Wut: Wie soll man das als Rentner bezahlen? (21.12.2024)
- B.Z.: Die große Grundsteuer-Wut: „Es kommt einer Enteignung gleich“ (13.11.2024)
- Preußische Allgemeine Zeitung: Die große Grundsteuerwut (25.11.2024)
- FOCUS online: Grundsteuer-Wahnsinn geht ab dem 31. Januar in die nächste Runde (25.01.2023)
- Der Spiegel: Grundsteuer-Irrsinn: Wenn die eigene Immobilie plötzlich das 14-Fache wert sein soll (24.07.2024)