Burkhard Garweg, Ex-RAF-Mitglied, meldet sich aus dem Untergrund
Der langjährig untergetauchte ehemalige RAF-Terrorist Burkhard Garweg hat sich unerwartet zu Wort gemeldet. Einem Bericht der "wochentaz" zufolge bekräftigt Garweg in einem Schreiben seine Zugehörigkeit zur „revolutionären Linken“. Seinen aktuellen Aufenthaltsort oder etwaige Unterstützer*innen gibt er jedoch nicht preis. Eine Distanzierung von der RAF oder eine Stellungnahme zu den Morden, die der letzten Generation der Terrorgruppe zugeschrieben werden, unterbleibt.
Die taz, die das Schreiben exklusiv veröffentlichte, bestätigte dessen Authentizität nach eingehender Prüfung. Auch Garwegs Anwält*innen, die anonym bleiben möchten, bezeugten die Echtheit des Dokuments. In dem Schreiben versucht Garweg, die Darstellung als unpolitischen Verbrecher, die Ermittlungsbehörden und Medien in den vergangenen Jahren von ihm zeichneten, zu korrigieren. Er bezeichnet sich selbst als "politischen Aktivisten".
Garwegs Spur verliert sich 1990 in Hamburg. Der Sohn eines Medizinprofessors verließ die Schule ohne Abschluss, engagierte sich in der Hausbesetzerszene und tauchte schließlich unter, vermutlich um sich der RAF anzuschließen. Auch nach deren Auflösung 1998 soll er gemeinsam mit Daniela Klette und Ernst-Volker Staub mehrere Raubüberfälle verübt haben, um ihren Unterhalt im Untergrund zu sichern. Seitdem wird international nach ihm gefahndet.
Im Jahr 2016 gelang es den Ermittlungsbehörden nach Raubüberfällen in Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen, DNA-Spuren und Bilder von Überwachungskameras Garweg, Klette und Staub zuzuordnen. Im Februar 2024 wurde Daniela Klette in Berlin festgenommen. Sie hatte dort jahrelang unter falschem Namen gelebt und offenbar Kontakt zu Garweg unterhalten. Auch Garweg soll mindestens seit 2008 in Berlin gelebt haben, zunächst in Neukölln, später auf einem Bauwagenplatz in Friedrichshain unter dem Namen „Martin“. Dort galt er als hilfsbereit und soll als Fotograf gearbeitet und eine Fotografenschule besucht haben. Bevor die Polizei ihn festnehmen konnte, floh er erneut.
In seinem Schreiben kritisiert Garweg den Kapitalismus, den weltweiten Rechtsruck und den Staat. Er ruft die linke Szene dazu auf, sich wieder zu engagieren und verteidigt den Kampf der RAF als Teil einer „revolutionären Gegenbewegung“ gegen „die strukturelle Gewalt des Systems“. Er weist den Terrorvorwurf zurück und stellt RAF-Mitglieder wie Ulrike Meinhof und Sigurd Debus in eine Reihe mit historischen Persönlichkeiten wie Thomas Müntzer, Georg Elser, Nelson Mandela und Che Guevara.
Die Ermittler*innen werfen Garweg keine Beteiligung an den letzten Morden der RAF vor. Die Mitgliedschaft in der RAF ist mittlerweile verjährt. Nicht verjährt ist jedoch ein Anschlag auf die JVA Weiterstadt im März 1993, für den neben Garweg auch Klette und Staub verfolgt werden. Das LKA Niedersachsen fahndet außerdem nach Garweg wegen der Raubüberfälle, die hauptsächlich in Niedersachsen stattfanden. Ihm, Klette und Staub werden 13 Überfälle zwischen 1999 und 2016 mit einer Beute von über 2,7 Millionen Euro zur Last gelegt. Bei einem Überfall im Jahr 2015 in Stuhr wurde auf den Beifahrer eines Geldtransporters geschossen, Klette soll mit einer Panzerfaust gedroht haben.
Quellen:
- wochentaz
- taz
- ZDF
- rbb24
- tagesschau.de
- stern.de