Anstieg der Hasskriminalität in Berlin 2024
Die Berliner Staatsanwaltschaft verzeichnet für das Jahr 2024 einen erneuten deutlichen Anstieg der Hasskriminalität in der Hauptstadt. Wie die Berliner Zeitung unter Berufung auf Angaben des stellvertretenden Leiters der Zentralstelle Hasskriminalität, Johannes Ploog, berichtet, wurden im vergangenen Jahr insgesamt 7.186 Fälle bearbeitet, bei denen Menschen aufgrund ihrer Religion, sexuellen Orientierung oder politischen Aktivitäten angegriffen wurden.
Dies entspricht einem Anstieg um 1.255 Fälle im Vergleich zum Vorjahr 2023, als 5.931 Fälle registriert wurden. Damit setzt sich der Trend der letzten Jahre fort: 2022 wurden 3.890 Fälle gemeldet, 2021 waren es 3.764.
Über die Hälfte der Fälle im Internet
Besonders auffällig ist laut Ploog, dass 2024 erstmals mehr als die Hälfte der Hasskriminalitätsfälle - insgesamt 4.003 - im Internet stattfanden. Im Jahr 2023 waren es noch 2.544 Fälle. "Das deutet auf eine weitere Verschärfung der Diskussionskultur, insbesondere in den sozialen Medien, hin", so Ploog gegenüber der Berliner Zeitung.
Zunahme auch außerhalb des Internets
Doch auch offline nahm die Zahl der Hassdelikte zu. Politische Konflikte wie der Nahost-Konflikt und der Krieg in der Ukraine trugen laut Ploog ebenso zur Eskalation bei wie das allgemein angespannte politische Klima.
Mehr Anzeigen und Ermittlungen
Als positiv wertet Ploog die steigende Bereitschaft, Hasskriminalität anzuzeigen. Immer mehr politische und gesellschaftliche Akteure recherchieren potenziell strafbare Äußerungen im Netz und bringen sie zur Anzeige. "Es handelt sich um eine Aufhellung des Dunkelfelds", betonte er.
Im Jahr 2024 richteten sich die Ermittlungen gegen 4.111 namentlich bekannte Verdächtige, im Vorjahr waren es 3.709. Damit konnten weiterhin mehr als die Hälfte der Fälle konkreten Tatverdächtigen zugeordnet werden.
Zentralstelle seit 2020 aktiv
Die Zentralstelle Hasskriminalität wurde im September 2020 nach den Anschlägen in Halle und Hanau ins Leben gerufen, um effektiver gegen Rassismus, Antisemitismus und andere gruppenbezogene Feindseligkeiten vorzugehen.
Wie die Deutsche Welle berichtet, gab es auch bei antisemitischen Vorfällen in Berlin einen starken Anstieg. Laut dem Bundesverband der Recherche- und Informationsstellen Antisemitismus (RIAS) wurden in der Hauptstadt im Jahr 2023 insgesamt 1.270 antisemitische Vorfälle dokumentiert - ein Anstieg um fast 50% im Vergleich zum Vorjahr und die höchste Zahl seit Beginn der Erfassung 2015.
Die Polizei Berlin hat auf diese Entwicklungen reagiert und 2021 das Amt des Beauftragten für Gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit (B GMF) eingerichtet, wie auf der Website der Berliner Polizei zu lesen ist. Zu den Aufgaben gehören unter anderem die Erstellung präventiver Maßnahmen, fachlicher Austausch zu Ursachen und Erscheinungsformen von Hasskriminalität sowie die Initiierung von Aus- und Fortbildungsmaßnahmen in diesem Themenfeld.
Quellen:
https://www.berliner-zeitung.de/news/mehr-anzeigen-mehr-ermittlungen-in-berlin-politische-konflikte-befeuern-hassdelikte-li.2290599
https://www.dw.com/en/germany-antisemitic-incidents-in-berlin-hit-record-levels/a-69148602
https://www.berlin.de/polizei/aufgaben/ansprechperson-gruppenbezogene-menschenfeindlichkeit/
https://www.berlin.de/polizei/verschiedenes/polizeiliche-kriminalstatistik/