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Kastanien in Berlin: Schädling macht den Hochsommer zum Herbst

In den letzten Jahren ist ein besorgniserregendes Phänomen in den Berliner Parks und Straßen zu beobachten: Kastanienbäume, die statt in sattem Grün in herbstlichem Braun erstrahlen. Der Hauptverursacher dieser Veränderungen ist die Miniermotte, ein kleiner Schmetterling, dessen Larven sich durch die Blätter der Kastanien fressen. Laut Experten sind die Schädlinge in diesem Jahr aufgrund der warmen und trockenen Witterung in ihrer Entwicklung deutlich voraus, was frühzeitige Schäden an den Bäumen zur Folge hat.

Die Miniermotte, die 1997 erstmals in Berlin nachgewiesen wurde, hat sich seitdem rasant in der Stadt verbreitet. Die Larven dieser Schmetterlingsart sind nur vier bis fünf Millimeter groß, können jedoch erheblichen Schaden anrichten. Sie fressen sich durch das Blattinnere und hinterlassen charakteristische Minen, die zu einem vorzeitigen Abfallen der Blätter führen. Dies geschieht vor allem bei der weißblühenden Rosskastanie, während die rotblühenden Arten weitgehend verschont bleiben.

In diesem Jahr ist die Situation besonders angespannt. Der Stadtnaturexperte Derk Ehlert erklärte, dass die Miniermotten aufgrund des warmen Wetters rund zwei bis drei Wochen früher als üblich aktiv werden. Dies sorgt dafür, dass die Blätter der Kastanien bereits im Hochsommer eine herbstliche Färbung annehmen, was für viele Betrachter alarmierend wirkt. Ehlert betont, dass die Kastanien zwar nicht unmittelbar durch den Motzenbefall sterben, jedoch durch andere Stressfaktoren geschwächt werden können, was das Überleben der Bäume gefährdet.

Die Bekämpfung der Miniermotte gestaltet sich schwierig. Ehlert empfiehlt, das Laub der Kastanien konsequent bis zum Frühjahr zu sammeln. Die Eier und Larven überwintern in den abgefallenen Blättern, und je weniger Larven sich im Laub befinden, desto geringer ist die Wahrscheinlichkeit einer Belastung im nächsten Jahr. Zudem können Meisenkästen zur Förderung natürlicher Fressfeinde aufgestellt werden, da Meisen sich von den Schädlingen ernähren. Pheromonfallen können ebenfalls hilfreich sein, sollten jedoch zur richtigen Zeit im Jahr eingesetzt werden, um die Effizienz zu maximieren.

Die Miniermotte stammt ursprünglich vom Balkan und wurde erstmals 1984 in Mazedonien entdeckt. Seit ihrer Entdeckung in Mitteleuropa hat sie sich über weite Teile des Kontinents ausgebreitet. Ihre Fraßgewohnheiten führen zu einem massiven Blattschaden, der nicht nur die Optik der Bäume beeinträchtigt, sondern auch deren Fähigkeit zur Photosynthese einschränkt. Durch den Verlust von Blättern kann der Baum nicht genügend Zucker produzieren, um gesund zu bleiben, was langfristig zu einer Schwächung oder sogar zum Absterben führen kann.

Besonders hitze- und trockenheitsbedingte Witterungsverhältnisse begünstigen die Vermehrung der Miniermotte, was die Problematik für die Kastanien in Berlin zusätzlich verschärft. Experten warnen, dass die durch den Klimawandel prognostizierte Zunahme von heißen Sommern den Druck auf die Kastanienbäume weiter erhöhen könnte.

Um den Kastanien in Berlin zu helfen, sollten Bürger aktiv werden und an Laubsammelaktionen teilnehmen, die von verschiedenen Naturschutzorganisationen organisiert werden. Diese Aktionen sind nicht nur wichtig für den Schutz der Kastanien, sondern fördern auch das Bewusstsein für ökologische Zusammenhänge und die Bedeutung von Biodiversität in städtischen Räumen.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Miniermotte zu einem ernsthaften Problem für die Kastanienbäume in Berlin geworden ist. Ihre frühzeitige Aktivität in diesem Jahr hat die Situation verschärft, und es ist von entscheidender Bedeutung, dass sowohl die Behörden als auch die Bürger gemeinsam Maßnahmen ergreifen, um die Gesundheit dieser bedeutenden Baumpopulation zu fördern und die künftigen Generationen von Kastanien zu sichern.

Quelle: rbb, dpa

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