Mit KI gegen Personalmangel: Wegner will Künstliche Intelligenz in der Berliner Verwaltung einsetzen

Die Berliner Verwaltung steht vor einer erheblichen Herausforderung: Bis zum Jahr 2030 wird erwartet, dass zehntausende Mitarbeiter in den Ruhestand gehen. Angesichts des Mangels an Nachwuchskräften wird der Einsatz von Künstlicher Intelligenz (KI) als notwendiger Schritt angesehen, um die Effizienz und Leistungsfähigkeit der Verwaltung zu erhöhen. Der Regierende Bürgermeister von Berlin, Kai Wegner (CDU), hat sich klar für die Integration von KI in die Verwaltungsprozesse ausgesprochen und sieht darin eine unvermeidliche Notwendigkeit.

„Ohne KI wird vieles nicht mehr funktionieren, weder in der wirtschaftlichen Entwicklung noch in der Berliner Verwaltung“, betonte Wegner kürzlich beim KI-Forum der IHK Berlin. Er ermutigte die Behörden, mutig neue Wege zu beschreiten und nicht an veralteten Denkweisen festzuhalten. „Wir dürfen nicht immer gleich sagen, das haben wir noch nie so gemacht“, fügte Wegner hinzu, um die Innovationsbereitschaft der Behörden zu fördern.

Die Herausforderungen der Berliner Verwaltung

Die Berliner Verwaltung gilt als Sorgenkind der Stadt. Lange Wartezeiten auf Termine in den Bürgerämtern sind ein häufiges Problem, und die Digitalisierung der Prozesse ist langwierig und oft unzureichend. Aktuelle Schätzungen zeigen, dass bis zu 40.000 Beschäftigte in den nächsten zehn Jahren in den Ruhestand gehen werden, was die bestehende Problematik noch verschärfen könnte. Dies führt zu einem Druck auf die verbleibenden Mitarbeiter, der nur schwer zu bewältigen ist.

Laut einer Studie blieben bereits im vergangenen Jahr tausende Stellen in der Verwaltung unbesetzt. Der Einsatz von KI wird als mögliche Lösung betrachtet, um die Effizienz zu steigern und die Arbeitsbelastung für die verbleibenden Mitarbeiter zu reduzieren. In der Diskussion um den Einsatz von KI in der Verwaltung werden jedoch auch viele Bedenken und Herausforderungen angesprochen.

Konkrete Schritte zur Implementierung von KI

Wegner hat angekündigt, die rechtlichen und technischen Voraussetzungen für den Einsatz von KI in der Verwaltung zu schaffen. Dabei ist es ihm wichtig, nicht alles neu zu erfinden, sondern bestehende Technologien und Lösungen zu nutzen. Derzeit prüft die Senatskanzlei in Zusammenarbeit mit dem IT-Dienstleistungszentrum Berlin, wie KI die Verwaltungsabläufe effizienter gestalten kann.

Ein Beispiel für den erfolgreichen Einsatz von KI in der Verwaltung ist das Projekt „Parla“, das im Innovationslabor „City Lab Berlin“ entwickelt wurde. Diese KI-basierte Lösung ermöglicht es, Dokumente aus dem Berliner Abgeordnetenhaus effizient zu durchsuchen und die Beantwortung von schriftlichen Anfragen zu erleichtern. Solche Anwendungen können nicht nur die Effizienz der Verwaltungsmitarbeiter erhöhen, sondern auch zur Transparenz gegenüber den Bürgern beitragen.

Die Skepsis gegenüber KI

Trotz der vielversprechenden Ansätze gibt es auch kritische Stimmen zum Thema KI in der Verwaltung. Experten warnen davor, den Einsatz von KI als Allheilmittel zu betrachten. Beispielsweise äußerte Nikolai Horn vom digitalen Think-Tank „iRights Lab“, dass es unwahrscheinlich sei, dass KI die gewünschten Effizienzgewinne tatsächlich realisieren könne, ohne dass bestehende Stellen eingespart werden. Die Befürchtung besteht, dass die verbleibenden Mitarbeiter überlastet bleiben, während Routineaufgaben von KI übernommen werden.

Dénes Jäger von der Open Knowledge Foundation sieht ebenfalls Herausforderungen im Einsatz von KI. Er betont, dass aktuelle Investitionen in teure KI-Projekte möglicherweise von der dringend benötigten Verbesserung der grundlegenden Infrastruktur und Personalressourcen ablenken könnten. „Wenn Geld in KI-Projekte fließt, fließt es nicht in Personal, Infrastruktur oder nachhaltiges Datenmanagement“, sagte Jäger und forderte eine verbesserte Datenlage als Voraussetzung für den erfolgreichen Einsatz von KI.

Die Notwendigkeit von Fachkompetenz

Ein weiterer Punkt, der in der Diskussion um KI in der Verwaltung angesprochen wird, ist die Notwendigkeit von Fachkompetenz. Jäger stellt klar, dass KI nicht weniger, sondern mehr Kompetenzen erfordert. Gleichzeitig ist die Datenlage in der Verwaltung oft unzureichend, was die Arbeit mit KI erschwert. „Garbage in, garbage out“, ist das Motto, das Jäger anführt. Um effektive Ergebnisse zu erzielen, müssen die Daten, die in KI-Systeme eingespeist werden, von hoher Qualität sein.

Fazit

Der Einsatz von Künstlicher Intelligenz in der Berliner Verwaltung wird als ein notwendiger Schritt betrachtet, um den Herausforderungen des Personalmangels und der ineffizienten Bürokratie zu begegnen. Während innovative Projekte wie „Parla“ bereits vielversprechende Ergebnisse zeigen, bleiben viele Fragen offen. Die Skepsis gegenüber den Auswirkungen von KI auf die Beschäftigungssituation und die Notwendigkeit einer soliden Daten- und Infrastrukturentwicklung sind Themen, die weiter diskutiert werden müssen. Die Berliner Verwaltung steht also an einem Wendepunkt, an dem der richtige Umgang mit KI entscheidend für die zukünftige Effizienz und Leistungsfähigkeit sein wird.

Quellen: Der Tagesspiegel, rbb|24

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Politik

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