Die Berliner Polizei weitet ihre Ermittlungen gegen einen 40-jährigen Palliativmediziner wegen Mordverdachts deutlich aus. Wie die Morgenpost berichtet, prüft das Landeskriminalamt (LKA) die Akten von über 40 ehemaligen Patienten, die möglicherweise ebenfalls Opfer des Arztes geworden sein könnten. Staatsanwalt Sebastian Büchner bestätigte die genaue Zahl laut Morgenpost nicht, räumte aber bereits letzte Woche ein, dass weitere Fälle untersucht würden. „Die Sichtung der Patientenakten ist noch nicht abgeschlossen“, so Büchner. „Ob und wie viele weitere mögliche Opfer es gibt, ist weiterhin Gegenstand der laufenden Ermittlungen.“ Der Arzt sitzt seit August in Untersuchungshaft. Anfänglich wurde er des Mordes an vier Patientinnen im Alter zwischen 72 und 94 Jahren verdächtigt. Inzwischen geht die Staatsanwaltschaft von mindestens acht Todesopfern aus und ermittelt wegen Mordes. Als Motiv wird „Mordlust“ angenommen.
Der Mediziner soll die Taten während seiner Tätigkeit für einen Pflegedienst begangen haben. Palliativmediziner betreuen schwerkranke Menschen, um deren Leiden zu lindern. Laut Staatsanwaltschaft befanden sich die betroffenen Patienten zum Tatzeitpunkt nicht in der Sterbephase. Aus Berichten der Morgenpost und rbb24 geht hervor, dass Brände in den Wohnungen der Opfer die Ermittlungen ausgelöst haben sollen. Der Arzt soll die Feuer gelegt haben, um seine Taten zu verschleiern. Die Polizei ermittelte zunächst wegen Brandstiftung mit Todesfolge, wobei der Mediziner immer stärker in den Fokus rückte. Hinweise des Pflegedienstes, für den der Beschuldigte arbeitete, trugen laut Staatsanwaltschaft ebenfalls zur Ermittlung bei. Zuerst konzentrierten sich die Ermittlungen auf vier Fälle zwischen dem 11. Juni und 24. Juli 2024. Nach der Auswertung weiterer Patientenakten und der Exhumierung zweier Leichen geht die Staatsanwaltschaft nun von vier weiteren Opfern aus: zwei Frauen im Alter von 61 und 70 Jahren sowie zwei Männern im Alter von 70 und 83 Jahren. Ihnen soll jeweils ein „Cocktail verschiedener Medikamente“ verabreicht worden sein.
Wie Bild berichtet, soll der Arzt Johannes M. aus Frankfurt am Main stammen und seit Jahren im medizinischen Bereich tätig sein. rbb24 berichtet außerdem, dass sich der Verdächtige in seiner Dissertation mit Tötungsdelikten auseinandergesetzt habe, unter anderem mit der Dunkelziffer unentdeckter Tötungsdelikte und der Tötung von Patienten. Vor seiner Tätigkeit in Berlin arbeitete er laut seinem Social-Media-Profil in Kliniken und Praxen in Berlin, Nordrhein-Westfalen und Hessen.
Die Morgenpost zieht eine Parallele zu dem Fall des Ex-Pflegers Niels Högel in Niedersachsen, der 2019 wegen 85 Morden zu lebenslanger Haft verurteilt wurde. Auch in diesem Fall blieb das Motiv ungeklärt.
Quellen:
- Morgenpost - rbb24 - Bild - dpa ```