Mit dem Temperaturabfall im November suchen Mücken in Berlin verstärkt nach warmen Überwinterungsplätzen, die sie häufig in Wohnungen und Kellern finden. Die Biologin Doreen Werner vom Leibniz-Zentrum für Agrarlandschaftsforschung (Zalf) erklärte gegenüber der dpa am 21.11.2024, dass die Insekten feuchtwarme Umgebungen bevorzugen. "Sie mögen es feucht und warm", so Werner. Angesichts sinkender Temperaturen suchen sich die weiblichen Mücken wärmere Orte, um frostfrei zu überwintern, und dringen dabei auch in Wohnräume ein. Dort wollen sie zwar auch stechen, aber hauptsächlich frostfrei überwintern, erläutert die Expertin.
Wie Werner ebenfalls gegenüber der dpa ausführte, erhöht die durch den Klimawandel verlängerte Aktivitätsphase der Stechmücken das Risiko von Virusübertragungen. "Je früher im Jahr und je länger die warmen Temperaturen anhalten, desto länger sind Mückenarten wie die Gemeine Hausmücke aktiv und stechen", warnt die Forscherin. Die Entwicklung der Krankheitserreger in den Mücken ist temperaturabhängig und könnte durch die wärmeren Temperaturen beschleunigt werden. Auch der Zeitraum, in dem Übertragungen stattfinden können, könnte sich verlängern. "Das ist nicht optimal für uns. Die Verbreitung beispielsweise des West-Nil-Virus geschieht dann schneller", so Werner, die Initiatorin des bundesweiten Mückenatlas. Die Stechmückensaison begann laut Werner in diesem Jahr bereits im April, etwa drei bis vier Wochen früher als üblich. Die Dauer der Saison blieb jedoch gleich.
In Kellern mit hoher Luftfeuchtigkeit und angelehnten Fenstern können sich tausende Mücken ansammeln. "In einem feuchten Keller und bei angelehntem Fenster können sie tausende von Mücken im Keller haben", so Werner gegenüber dpa. Die Biologin ruft dazu auf, gefangene Mücken zur Analyse an den Mückenatlas zu senden. Derzeit sei "Hochsaison", da viele Menschen die Mücken in ihren Häusern entdecken und wissen möchten, um welche Art es sich handelt.
Auch durch heimische Stechmücken kann das West-Nil-Virus übertragen werden. Wie das Robert Koch-Institut (RKI) berichtet, wurden die ersten durch Mücken auf Menschen übertragenen Infektionen des West-Nil-Fiebers in Deutschland 2019 im Osten Deutschlands festgestellt. Seitdem wurden Infektionen weiterhin hauptsächlich in Berlin, Brandenburg, Sachsen-Anhalt, Sachsen und Thüringen registriert. Im Jahr 2024 wurden auch einzelne Fälle in anderen Bundesländern nachgewiesen. In diesem Jahr haben sich mindestens 26 Menschen in Deutschland nachweislich durch den Stich einer heimischen Mücke mit dem West-Nil-Virus infiziert (RKI). Die meisten Infektionen verlaufen ohne schwere Symptome. Nicht jede Mücke trägt den Erreger, da sie sich erst an einem Vogel infizieren muss, betont Werner (dpa, 21.11.2024). Laut RKI entwickeln etwa 20 Prozent der Infizierten eine fieberhafte, grippeähnliche Erkrankung. Nur etwa jeder hundertste Infizierte erkrankt schwer.
Quellen:
- dpa, 21.11.2024: Insekten: Expertin: Klimawandel verlängert Aktivität der Stechmücken
- Berliner Zeitung, 21.11.2024: Mücken suchen ein Winterquartier in Wohnungen – und werden in Berlin gefährlicher
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