Wahlverhalten von Migranten in Neukölln: Ein differenziertes Bild
Das Wahlverhalten von Menschen mit Migrationshintergrund in Berlin-Neukölln präsentiert sich facettenreich. Während eine Tendenz zu Mitte-links-Parteien besteht, spielen individuelle Sorgen und politische Positionen eine entscheidende Rolle, wie verschiedene Quellen zeigen.
Wie der Berliner Kurier in einem Bericht über den Wahlkampf des SPD-Bundestagsabgeordneten Hakan Demir schildert, sind die Themen, die die Menschen in Neukölln bewegen, vielfältig. Hohe Mieten, Müll und Lebensmittelpreise stehen im Vordergrund, aber auch der Nahostkonflikt beschäftigt viele, insbesondere diejenigen mit Migrationshintergrund. Demir, der in seinem Wahlkreis von Tür zu Tür Wahlkampf betreibt, berichtet von unterschiedlichen Reaktionen auf die Position der SPD zum Krieg im Gaza-Streifen. Während einige seine Partei für ihre Unterstützung einer Zwei-Staaten-Lösung loben, äußern andere Kritik an Waffenlieferungen an Israel. Der Berliner Kurier zitiert einen Wähler, der aufgrund der Haltung der SPD unter Kanzler Scholz von der Partei zur Linken gewechselt ist.
Die Tendenz zu Mitte-links-Parteien bestätigt auch eine Studie des Deutschen Zentrums für Integrations- und Migrationsforschung (Dezim), über die Radio RST berichtet. Demnach hat die SPD mit 74 Prozent das größte Wählerpotenzial unter Menschen mit Migrationshintergrund, gefolgt von CDU/CSU, Grünen und FDP. Allerdings gibt es innerhalb dieser Gruppe Unterschiede. So ist die Zustimmung für die Grünen bei Wählern mit Wurzeln in Nicht-EU-Staaten geringer als bei Menschen ohne Migrationshintergrund. Die Linke und das Bündnis Sahra Wagenknecht (BSW) haben in den meisten Gruppen mit Migrationshintergrund ein höheres Wählerpotenzial als bei der Bevölkerung ohne Migrationsgeschichte – eine Ausnahme bilden Menschen mit Wurzeln in der ehemaligen Sowjetunion.
Wie die Zeit eine Meldung aus der DPA wiedergab, ähneln sich die Sorgen der Wahlberechtigten mit und ohne Migrationshintergrund. Die schwächelnde Wirtschaft und die Inflation sind für alle das größte Problem. Allerdings befürchten Menschen mit Migrationshintergrund häufiger, Opfer einer Straftat zu werden. Die Studie führt dies auf die oft prekären Lebensumstände zurück.
Ein differenziertes Bild des parteipolitischen Engagements von Menschen mit Migrationshintergrund zeichnet auch die SVR-Forschungsstelle. Sie hebt hervor, dass die Wahlbeteiligung nur eine Möglichkeit der politischen Partizipation ist. Engagement in Parteien ist zwar unterrepräsentiert, aber dennoch vorhanden, wie die Beispiele von Elisabeth Heid (SPD) und Faruk Tuncer (CDU) zeigen. Beide betonen die Bedeutung übereinstimmender Werte für ihre Parteizugehörigkeit. Heid engagiert sich für Bildungsgerechtigkeit und möchte die Vielfalt in der Gesellschaft fördern, während Tuncer die Werte der CDU, wie Freiheit, Solidarität und Gerechtigkeit, hervorhebt.
https://www.berliner-kurier.de/berlin/unterwegs-an-neukoellns-haustueren-was-menschen-mit-migrationshintergrund-waehlen-li.2291168
https://www.radiorst.de/artikel/unterwegs-in-neukoelln-zuwanderer-tendieren-eher-nach-links-2222067.html
https://www.svr-migration.de/spotlights/parteipolitisches-engagement-von-zuwanderern-uebereinstimmende-werte-ausschlaggebend/
https://www.stern.de/politik/deutschland/studie-zu-parteipraeferenzen--unterwegs-in-neukoelln---zuwanderer-tendieren-eher-nach-links-35408966.html