<

Prozess um Ex-Nationalspieler: Berliner Gericht erklärt Boatengs Aussagen über Ex-Partnerin für zulässig

Der Rechtsstreit um die Äußerungen des ehemaligen Nationalspielers Jérôme Boateng über seine Ex-Partnerin Kasia Lenhardt hat in den letzten Wochen erneut für Aufsehen gesorgt. In einem Interview, das kurz nach der Trennung des Paares veröffentlicht wurde, äußerte sich Boateng abfällig über seine Ex-Freundin. Dies führten zu einem langen Rechtsstreit, der schließlich vor dem Berliner Kammergericht endete.

Das Gericht entschied, dass fünf negative Aussagen von Boateng über Lenhardt rechtlich zulässig seien. Der Richter befand, dass die Äußerungen „nicht derart schwerwiegend“ seien, dass sie durch ein Verbot unterbunden werden müssten. Dies führt dazu, dass die Klage der Mutter von Lenhardt in zweiter Instanz abgewiesen wurde. Sie hatte versucht, eine Unterlassungserklärung von Boateng einzufordern, was das Gericht jedoch ablehnte. Eine ähnliche Unterlassung gegen Boateng wurde bereits im November 2022 vom Berliner Landgericht verhängt, aber in dieser neuen Entscheidung blieb der Gerichtshof bei seiner Haltung.

Boateng hatte in dem besagten Interview über Probleme in seiner Beziehung zu Lenhardt gesprochen. Es ist wichtig zu beachten, dass Lenhardt, die 2012 Finalistin bei „Germany's Next Topmodel“ war, 2021 tragischerweise verstorben ist. Die Umstände ihres Todes wurden von der Polizei als nicht verdächtig eingestuft, was die Situation zusätzlich kompliziert und emotional geladen macht.

Rechtsstreit und seine Hintergründe

Der Prozess um die Äußerungen Boatengs hat die Diskussion über die Rechte von Hinterbliebenen im Kontext des postmortalen Persönlichkeitsrechts angestoßen. Die Mutter von Lenhardt argumentierte, dass die Aussagen ihres verstorbenen Kindes ein verzerrtes Bild von dessen Leben darstellen und daher unterbunden werden sollten. Ihr Rechtsanwalt betonte in den Verhandlungen, dass Boatengs Äußerungen Unwahrheiten enthielten, die das Andenken ihrer Tochter gefährdeten.

Richter Oliver Elzer kommentierte, dass die beanstandeten Äußerungen zwar als verletzend angesehen werden könnten, jedoch nicht den Grad einer „groben Verletzung“ erreichen, der notwendig wäre, um die Klage zu rechtfertigen. Diese Feststellung wirft Fragen auf, wie das Rechtssystem mit postmortalen Persönlichkeitsrechten umgeht und welche Standards angewendet werden sollten.

Boatengs Sprecher äußerte nach dem Urteil, dass die Entscheidung des Gerichts als positiv angesehen wird, da sie hoffentlich zu einem Ende des Rechtsstreits führen könnte. Boateng selbst zeigte Reue über das Interview und bezeichnete es als einen großen Fehler, für den er sich entschuldige. Seine Anwältin stellte klar, dass er nicht beabsichtige, die Aussagen zu wiederholen, was darauf hindeutet, dass Boateng sich der Sensibilität des Themas bewusst ist.

Öffentliche Reaktionen und weitere Entwicklungen

Die öffentliche Reaktion auf den Fall war gemischt. Viele Menschen beobachteten die Entwicklungen mit Interesse und einigen mit Empathie. Der Fall hat auch das Bewusstsein für die Herausforderungen, die das postmortale Persönlichkeitsrecht mit sich bringt, geschärft. Die Diskussion über die Rechte von Hinterbliebenen und wie sie in der modernen Gesellschaft gewahrt werden können, ist angesichts der digitalen Kommunikation und der sozialen Medien von großer Bedeutung.

In einem weiteren Kontext muss erwähnt werden, dass Boateng kürzlich in einen anderen Rechtsstreit verwickelt war. Das Landgericht München hatte ihn wegen Körperverletzung verurteilt und eine Geldstrafe von 200.000 Euro verhängt, die jedoch nur unter bestimmten Bedingungen zu zahlen ist. Diese Situation verstärkt die öffentliche Aufmerksamkeit auf seine Person und bringt zusätzliche Herausforderungen für seine öffentliche Wahrnehmung mit sich.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass der Prozess um Jérôme Boateng und seine Äußerungen über Kasia Lenhardt nicht nur juristische Aspekte berührt, sondern auch tiefere gesellschaftliche Fragen aufwirft. Wie rechtlich mit der Erinnerung an Verstorbene umgegangen werden sollte und welche Rechte Hinterbliebene haben, bleibt ein komplexes und viel diskutiertes Thema.

Quellen: dpa, Der Tagesspiegel

Veröffentlich
 in Kategorie: 
Kultur

Mehr aus dieser

 Kategorie

Alle anschauen