Tempelhof-Schöneberg hängt hinterher: Solaranlagen auf Schuldächern verzögern sich

Tempelhof-Schöneberg hängt hinterher: Solaranlagen auf Schuldächern verzögern sich

In Berlin gibt es einen spürbaren Rückstand beim Ausbau von Solaranlagen auf Schuldächern, insbesondere im Bezirk Tempelhof-Schöneberg. Obwohl gesetzlich vorgeschrieben, sind nur eine geringe Anzahl von Schulgebäuden mit Photovoltaikanlagen ausgestattet. Dies wurde in einer parlamentarischen Anfrage der SPD-Fraktion deutlich, die die Situation der Solarnutzung in verschiedenen Bezirken untersuchte.

Gesetzliche Vorgaben und deren Nichteinhaltung

Laut dem Berliner Energie- und Klimawendegesetz müssen bis zum Ende des Jahres 2024 auf Dächern aller öffentlichen Gebäude Solaranlagen installiert werden. Diese Regelung soll dem Klimaschutz dienen und eine Vorbildfunktion für die Bevölkerung darstellen. Linda Vierecke, die umweltpolitische Sprecherin der SPD-Fraktion, äußerte deutliche Kritik: „Es kann nicht sein, dass wir im Jahre 2024 noch immer Schulen neu bauen, die keine Solaranlage auf dem Dach haben. Das sind landeseigene Gebäude, wir haben es also selbst in der Hand.“

Aktuelle Situation in den Bezirken

Die Umfrage ergab, dass in Tempelhof-Schöneberg lediglich 2 Prozent der Schulgebäude mit Photovoltaikanlagen ausgestattet sind. Im Vergleich dazu haben Bezirke wie Charlottenburg-Wilmersdorf und Neukölln 28 bzw. 27 Prozent. Dies zeigt eine eklatante Diskrepanz in der Umsetzung der gesetzlichen Vorgaben. Auch in Neubauten wird oft auf die Installation von Solaranlagen verzichtet, was die gesamtstädtischen Bemühungen um Klimaschutz in Frage stellt.

Begründungen für die Verzögerungen

Die Bezirke geben unterschiedliche Gründe an, warum die Installationen nicht erfolgen. In Marzahn-Hellersdorf wird auf Lieferengpässe verwiesen, während in Treptow-Köpenick darauf hingewiesen wird, dass Anlagen erst ein Jahr nach der Bauabnahme errichtet werden können. In Reinickendorf wird die Umsetzung des Energiewendegesetzes ignoriert, und man beruft sich auf frühere Vorgaben zur Errichtung neuer Schulgebäude, die lediglich vorsehen, dass diese „PV-Ready“ sein müssen, ohne eine Verpflichtung zur tatsächlichen Installation von Solaranlagen.

Kritik an der Untätigkeit

Die Untätigkeit der Bezirke wird von Fachleuten stark kritisiert. Daniel Buchholz, Leiter des Kompetenzzentrums Klimaneutrale Schulen, bezeichnet die Situation als „absolutes Armutszeugnis“. Er betont, dass der politische Wille für den Solarausbau fehlen würde und fordert ein Umdenken sowie die Einhaltung der gesetzlichen Vorgaben. „Das Ziel, möglichst alle öffentlichen Dächer mit Solaranlagen zu bestücken, war ambitioniert, aber es wäre machbar gewesen, wenn man es wirklich gewollt hätte“, so Buchholz.

Erfolgreiche Beispiele und notwendige Maßnahmen

Es gibt auch positive Beispiele, die zeigen, dass es anders gehen kann. In den Bezirken Friedrichshain-Kreuzberg, Charlottenburg-Wilmersdorf und Spandau sind alle im Jahr 2023 und 2024 neu errichteten Schul- und Sportgebäude mit Solaranlagen ausgestattet worden. Diese Erfolge hängen stark von der Verantwortung der zuständigen Stadträte ab. Um diese positiven Entwicklungen auch in anderen Bezirken zu erreichen, ist ein verstärkter politischer Wille und ein besseres Facility Management erforderlich.

Fazit

Die Situation im Bezirk Tempelhof-Schöneberg zeigt deutlich, dass die Umsetzung der Solaranlageninstallation auf Schuldächern in Berlin hinter den eigenen gesetzlichen Anforderungen zurückbleibt. Um die Klimaziele der Stadt zu erreichen und eine Vorbildfunktion zu übernehmen, müssen die Bezirke endlich aktiv werden und die Vorschriften konsequent umsetzen. Die bevorstehenden Herausforderungen der Klimakrise erfordern dringend Maßnahmen und Engagement der Bezirksverwaltungen.

Quellen

Informationen zu den aktuellen Entwicklungen im Bereich Solaranlagen und den gesetzlichen Vorgaben stammen aus parlamentarischen Anfragen der SPD-Fraktion sowie Berichten von der Berliner Senatsverwaltung.

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Politik

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