Der in Berlin-Tegel inhaftierte ehemalige Terrorist Johannes Weinrich hat offenbar eine mögliche Entlassung aus dem Gefängnis abgelehnt. Laut Bild-Zeitung hätte er bereits 2022 freikommen können, da ein psychologisches Gutachten ihn als nicht mehr gefährlich eingestuft hatte. Der 77-Jährige verzichtete jedoch auf seine Freiheit und verbleibt weiterhin in seiner Zelle. Die Beweggründe für diese Entscheidung sind bisher nicht öffentlich bekannt.

Weinrichs Lebensweg ist eng mit der deutschen Terrorgeschichte verknüpft. Wie die Bild am 22.12.2024 berichtete, begann seine Radikalisierung in den 1970er Jahren. Nach abgebrochenem Studium schloss er sich den „Revolutionären Zellen“ an und absolvierte eine Ausbildung in einem palästinensischen Terrorcamp. Dort traf er Ilich Ramirez Sánchez, alias „Carlos, der Schakal“, und wurde zu dessen engstem Vertrauten.

Zusammen verübten sie zahlreiche Terroranschläge mit über hundert Verletzten und mehr als einem Dutzend Toten. Weinrich war unter anderem für den Anschlag auf das französische Kulturzentrum „Maison de France“ in Berlin 1983 verantwortlich, bei dem eine Person starb und 23 weitere verletzt wurden. Dafür wurde er 1995 im Jemen festgenommen und nach einem vierjährigen Verfahren in Deutschland zu einer lebenslangen Freiheitsstrafe mit Feststellung der besonderen Schwere der Schuld verurteilt, was eine vorzeitige Entlassung nach 15 Jahren zunächst ausschloss.

Bild-Recherchen zufolge hätte Weinrich nach 27 Jahren Haft, also 2022, freikommen können. Die Justiz traf die notwendigen Vorbereitungen, und ein Gutachten bestätigte die fehlende Gefahr. Weinrich verweigerte jedoch die Unterschrift auf dem erforderlichen Dokument. Die Berliner Justizverwaltung bestätigte auf Anfrage, dass Gefangene zwar einen Antrag auf vorzeitige Entlassung stellen können, aber nicht dazu verpflichtet sind.

Die Bild spekuliert, dass Weinrich eine mögliche Auslieferung und Inhaftierung in Frankreich fürchtet. Dort wurde er 2011 in Abwesenheit zu lebenslanger Haft verurteilt. Die Haftbedingungen in Frankreich gelten als deutlich strenger. Möglicherweise spielt auch der Kontakt zu seinem ehemaligen Komplizen „Carlos, der Schakal“, der in Frankreich inhaftiert ist, eine Rolle bei seiner Entscheidung.

Im Gefängnis genießt Weinrich offenbar einen gewissen Status und hilft anderen Insassen, zum Beispiel beim Verfassen von Briefen. Seine Schreibaffinität war bereits während seines Prozesses deutlich geworden. Seinen einzigen Hafturlaub in fast 30 Jahren verbrachte er laut Bild in einem Buchverlag.

Quellen:

- Bild: „Deutscher Terrorist Johannes Weinrich will in Haft bleiben – Bericht“ (23.12.2024)

- Bild: „Top-Terrorist Johannes Weinrich in Haft: Warum er nicht rauswill“ (22.12.2024)

Veröffentlich am 
23/12/2024
 in Kategorie: 
Politik

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