Wohnen, wo einst gebraut wurde: Neues Leben für alte Brauerei im Berliner Südosten

Die traditionsreiche Berliner Bürgerbräu-Brauerei im Ortsteil Friedrichshagen soll nach einem Jahrzehnt des Verfalls neu belebt werden. Das historische Gelände, das seit der Schließung der Brauerei im Jahr 2010 leer steht, wird bis 2026 in ein modernes Wohn- und Gewerbequartier umgewandelt. Mit diesem Vorhaben soll nicht nur der Denkmalschutz berücksichtigt werden, sondern auch ein Beitrag zur Lösung der anhaltenden Wohnungsknappheit in Berlin geleistet werden.

Ein Blick in die Geschichte der Bürgerbräu

Die Bürgerbräu war einst eine der ältesten und bekanntesten Brauereien Berlins und prägte mit ihrem markanten Logo und dem charakteristischen Hopfengeruch das Stadtbild. Gegründet im Jahr 1753, erlebte die Brauerei unter Hermann Schaefer, der 1869 die Leitung übernahm, einen rasanten Aufschwung. Bis 1910 hatte die Brauerei eine Produktion von 100.000 Hektoliter Bier erreicht, und nach einem Wiederaufbau im Jahr 1929 stieg die Jahresproduktion auf beeindruckende 300.000 Hektoliter.

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde die Brauerei in eine Aktiengesellschaft umgewandelt und später zum VEB Berliner Bürgerbräu, bevor sie 1990 privatisiert wurde. Die Schließung im Jahr 2010 führte zu einem langsamen Verfall des denkmalgeschützten Geländes, das nun wiederbelebt werden soll.

Die Pläne für das neue Bürgerbräu-Quartier

Das neue Projekt, das von der Grundstücksgesellschaft BürgerBräuQuartier am Müggelsee mbH umgesetzt wird, sieht insgesamt 114 Wohnungen vor. Unter diesen werden 40 sozial gebundene Wohnräume bereitgestellt. Die Pläne beinhalten die Schaffung von Wohnflächen auf dem Gelände der ehemaligen Brauerei sowie Räume für gewerbliche Nutzungen. Das gesamte Bauvorhaben umfasst eine Fläche von knapp 5.000 Quadratmetern für Wohnzwecke und rund 9.921 Quadratmetern für gewerbliche Zwecke.

Ein zentrales Element des Projekts ist die Sicherstellung, dass die denkmalgeschützte Bausubstanz erhalten bleibt. Die historischen Brauerei-Hallen sollen saniert und in die neuen Baupläne integriert werden. Der Erhalt der architektonischen Elemente der Brauerei steht im Fokus, während eine alte Lagerhalle abgerissen wird, um Platz für einen öffentlich zugänglichen Platz zu schaffen.

Öffentliche Einsichtnahme und Bürgerbeteiligung

Die Pläne für das Projekt können aktuell öffentlich eingesehen werden, was eine wichtige Möglichkeit für die Bürger darstellt, sich aktiv in den Prozess einzubringen. Das Bezirksamt Treptow-Köpenick hat bereits angekündigt, dass die Bürger zu den Plänen Stellung nehmen können, um sicherzustellen, dass die Bedürfnisse der Gemeinschaft angemessen berücksichtigt werden.

Die Bedeutung der Mischnutzung

Ein weiterer Aspekt des Projekts ist die angestrebte Mischnutzung des Geländes. Neben den Wohnräumen sollen auch Flächen für Gewerbe entstehen, die nicht nur Einzelhandel und Gastronomie umfassen, sondern auch wichtige Versorgungseinrichtungen wie Arztpraxen, Physiotherapeuten und soziale Einrichtungen. Diese Integration von Wohn- und Gewerbeflächen könnte das neue Bürgerbräu-Quartier zu einem wichtigen sozialen und wirtschaftlichen Mittelpunkt in Friedrichshagen machen.

Ausblick und Fazit

Wenn die Pläne der privaten Investoren Zustimmung finden, könnte die Bürgerbräu-Brauerei schon bald wieder Leben einhauchen. Die Kombination aus historischen Elementen und modernen Wohnkonzepten könnte ein einzigartiges Wohnumfeld schaffen, das sowohl den historischen Charme des Areals bewahrt als auch den heutigen Anforderungen an Wohnraum gerecht wird. Die Rückkehr der Bürgerschaft zu einem einst so bedeutenden Ort ist nicht nur ein wirtschaftlicher, sondern auch ein kultureller Gewinn für Friedrichshagen. Die Entwicklung des Bürgerbräu-Quartiers könnte somit ein Leuchtturmprojekt für andere städtische Revitalisierungen in Berlin darstellen.

Quellen

Grundstücksgesellschaft BürgerBräuQuartier am Müggelsee mbH, Der Tagesspiegel, Berliner Morgenpost, Architektur Urbanistik Berlin, Wikipedia.