Zehlendorf: Denkmalschutzbedenken führen zu Planungsstopp am S-Bahnhof
Der S-Bahnhof Zehlendorf, ein bedeutendes Bauwerk in Berlin, steht momentan im Fokus unerwarteter Herausforderungen, die den geplanten Umbau erheblich verzögern. Der Berliner Senat hat kürzlich bekannt gegeben, dass Bedenken des Denkmalschutzes zur Rücksetzung der Umbaupläne auf die früheste Planungsphase führen. Diese Entwicklung hat weitreichende Implikationen für die Mobilität und die Verkehrsinfrastruktur in der Region.
Wie Verkehrsstaatssekretär Johannes Wieczorek (CDU) in einer Antwort auf eine Anfrage der Grünen-Abgeordneten Oda Hassespaß erklärte, wurde das sogenannte Aufweitungsverlangen, das ursprünglich eine Verbreiterung des Teltower Damms umfasste, zurückgezogen. Dies zwingt die Verantwortlichen zu einer umfassenden Neustrukturierung der Planungen, die nun eine detaillierte Prüfung der Eisenbahnüberführung und des zweiten Zugangs zum Teltower Damm einschließt.
Ursprüngliche Planungen und aktuelle Herausforderungen
Die Umbaupläne für den S-Bahnhof Zehlendorf hatten zunächst einen Baubeginn im Jahr 2026 und eine Fertigstellung für 2030 vorgesehen. Mit der neuen Situation ist jedoch unklar, wann die Bauarbeiten tatsächlich beginnen können. Besonders betroffen ist der geplante dritte Zugang zum Bahnhof, der vom Zehlendorfer Postplatz sowie der Machnower Straße ins Bahnhofsgebäude führen sollte.
Ein bemerkenswerter Aspekt dieser Situation ist die Frage, warum das Berliner Landesdenkmalamt erst zu einem so späten Zeitpunkt seine Bedenken äußerte, nachdem die Planungsunterlagen bereits veröffentlicht und die Vorbereitungen weit fortgeschritten waren. Der Berliner Senat gab keine detaillierte Erklärung zu diesem Punkt ab, was die Projektverantwortlichen in eine schwierige Lage bringt, da die Rücknahme der bisherigen Planungen als ein erhebliches Problem angesehen wird.
Details der Umbaupläne
Die ursprünglichen Umbaupläne sahen vor, das bestehende Bahnhofsgebäude neu zu errichten und den Personentunnel zu erweitern. Zusätzlich sollten Geschäfte im Tunnelbereich entfernt werden, um mehr Raum für die Passagiere zu schaffen. Der Umbau war notwendig, um den Bahnhof für die täglich rund 19.000 Pendler und Reisenden besser zugänglich zu machen.
Ein weiterer zentraler Bestandteil des Projekts war die geplante Verbreiterung des Teltower Damms, die bereits 2007 beschlossen wurde. Diese Maßnahme war als Reaktion auf einen Unfall gedacht, bei dem ein Lastwagen die alte Eisenbahnbrücke beschädigte. Ein temporärer Ersatz war installiert worden, aber der geplante Umbau sollte auch die Erneuerung dieser Brücke umfassen, mit dem Ziel, die Brücke zu versetzen sowie den Teltower Damm zu verbreitern.
Kritik am Planungsprozess
Die Verzögerungen und der Planungsstopp haben zu erheblicher Kritik seitens der Grünen geführt. Oda Hassespaß, die verkehrspolitische Sprecherin der Grünen im Berliner Abgeordnetenhaus, bezeichnete die Situation als ein „Planungschaos“. Sie warf dem Senat vor, die Abstimmungen während des Umbauprozesses nicht rechtzeitig und gründlich genug durchzuführen.
Hassespaß äußerte, dass eine komplette Umplanung des Projekts möglicherweise erforderlich sein könnte, wobei der Ausgang der neuen Planungen derzeit unklar bleibe. Diese Verzögerungen werfen Fragen über die Zuverlässigkeit und Effizienz der Planungs- und Genehmigungsprozesse im öffentlichen Sektor in Berlin auf. Die Auswirkungen auf die Mobilität der Bürger in Zehlendorf und Umgebung könnten gravierend sein, insbesondere in einem bereits stark frequentierten Knotenpunkt des öffentlichen Verkehrs.
Ausblick und Konsequenzen
Die Situation rund um den S-Bahnhof Zehlendorf verdeutlicht die Herausforderungen, mit denen Städte bei der Renovierung und dem Umbau historischer Bauwerke konfrontiert sind. Das Spannungsfeld zwischen modernem Verkehrsbedarf und dem Erhalt historischer Substanz ist ein zentrales Thema der Stadtplanung in Berlin. Die bevorstehenden Monate werden zeigen müssen, wie sich die Planungen weiterentwickeln und ob es gelingt, eine Lösung zu finden, die sowohl den Anforderungen des Denkmalschutzes gerecht wird als auch die Mobilität der Bürger nicht unnötig einschränkt.
Die Projektverantwortlichen sind nun gefordert, die anstehenden Herausforderungen in den Griff zu bekommen und gleichzeitig den Dialog mit den verschiedenen Interessengruppen aufrechtzuerhalten, um den Umbau des S-Bahnhofs Zehlendorf zu einem erfolgreichen Abschluss zu bringen.
Quellen
Der Tagesspiegel, Berliner Morgenpost, Deutsche Bahn, Berliner Woche, Senatsverwaltung für Umwelt, Verkehr und Klimaschutz, Bezirksamt Steglitz-Zehlendorf