Berlin-Lichtenberg: Neues Wohnprojekt „Butze“ für obdachlose Jugendliche

In Berlin-Lichtenberg wird derzeit ein innovatives Wohnprojekt mit dem Namen „Butze“ errichtet, das sich speziell an obdachlose Jugendliche richtet. Dieses Projekt stellt ein bedeutendes gesellschaftliches Engagement dar, um einer der drängendsten sozialen Herausforderungen der Stadt zu begegnen. In Berlin leben schätzungsweise 6.500 Minderjährige auf der Straße, und die Notwendigkeit, diesen jungen Menschen ein sicheres Zuhause und Unterstützung zu bieten, ist offensichtlich. Das Straßenkinderhaus „Butze“ soll eine zentrale Anlaufstelle für obdachlose Kinder und Jugendliche werden.

Der Bau des Projekts erfolgt in unmittelbarer Nähe zum Bahnhof Lichtenberg, direkt gegenüber der Robinson-Grundschule. Die Fertigstellung des Gebäudes ist für Ende 2025 vorgesehen, und es wird angestrebt, noch in diesem Jahr das Richtfest zu feiern. Verantwortlich für die Umsetzung des Projekts ist der Verein Straßenkinder e.V., der seit seiner Gründung im Jahr 2000 aktiv in der Straßensozialarbeit engagiert ist. Dieses neue Zentrum wird nicht nur Wohnraum bieten, sondern auch verschiedene Dienstleistungen zur Unterstützung der Jugendlichen anbieten.

Struktur und Angebot der „Butze“

Das Wohnprojekt „Butze“ wird auf einer Fläche von etwa 3.400 Quadratmetern über sieben Etagen errichtet. Geplant sind rund 40 verschiedene Wohn- und Schlafplätze, die verschiedene Bedürfnisse abdecken, darunter Notschlafstellen, Verselbständigungswohnungen und Mikroapartments. Darüber hinaus wird die Einrichtung zahlreiche Gemeinschaftsbereiche und Funktionen bereitstellen, die eine positive Tagesstruktur fördern sollen.

Zu den wesentlichen Angeboten der „Butze“ zählen:

- Wärmestube - Großküche - Büros für Sozial- und Rechtsberatung - Werkstätten und Schulungsräume - Duschmöglichkeiten - Waschräume - Kleiderkammer - Basisstation für Streetwork

Ein besonderes Augenmerk liegt auf der Förderung der Wiedereingliederung obdachloser Jugendlicher in die Gesellschaft. Eckhard Baumann, der Vorsitzende des Vereins Straßenkinder e.V., hebt die Bedeutung des Projekts hervor: „Die ‚Butze‘ soll diesen notleidenden Jugendlichen eine Perspektive geben und ihnen den Weg in ein selbstständiges Leben zeigen.“

Hintergrund und Motivation

Die Initiative zur Errichtung des Projekts geht auf die anhaltend hohe Zahl obdachloser Jugendlicher in Berlin zurück. Viele dieser jungen Menschen sind aufgrund von schwierigen familiären Verhältnissen oder anderen sozialen Herausforderungen auf der Straße gelandet. Der Verein Straßenkinder e.V. verfolgt eine interkonfessionell-christliche Grundlage, die sich auf das diakonische Handeln stützt, das den Menschen in Not Hilfe und Unterstützung bieten möchte.

Das Konzept der „Butze“ wird als ein bisher einzigartiges Projekt in Deutschland betrachtet, da es den umfassenden Ansatz zur Betreuung und Integration von Straßenkindern und Jugendlichen umfasst. Es wird auch auf die Erfahrungen anderer Projekte in Berlin verwiesen, wie das „Emmi Luebeskind Haus“ in Berlin-Mitte, das sich auf die Unterstützung junger Menschen konzentriert, die in Pflegefamilien oder Wohngruppen aufgewachsen sind. Der Verein Straßenkinder e.V. differenziert sich durch den Fokus auf obdachlose Jugendliche.

Förderung und Finanzierung

Die Finanzierung des Projekts erfolgt vollständig durch Spenden. Der Gesamtbetrag beläuft sich auf etwa 19 Millionen Euro. Zu den Hauptsponsoren zählen die Birgit und Thomas Rabe Stiftung, die bis zu zwei Drittel des Spendenvolumens bereitstellen. Auch zahlreiche weitere Stiftungen und private Spender tragen zu diesem ambitionierten Vorhaben bei. Die engagierte Unterstützung von Persönlichkeiten wie Ilka Bessin, die sich als Botschafterin für das Projekt einsetzt, ist ebenfalls hervorzuheben.

Ausblick und gesellschaftliche Relevanz

Mit der Errichtung der „Butze“ wird ein wichtiger Schritt unternommen, um obdachlosen Jugendlichen in Berlin ein sicheres Umfeld zu bieten. Die Herausforderungen, die mit Jugendobdachlosigkeit verbunden sind, sind komplex und erfordern ein umfassendes und nachhaltiges Konzept. Durch die Schaffung eines solidarischen Raums, in dem junge Menschen nicht nur wohnen, sondern auch Unterstützung und Perspektiven erhalten, wird ein bedeutender Beitrag zur Verbesserung ihrer Lebensbedingungen geleistet.

Die Eröffnung der „Butze“ wird nicht nur eine Bereicherung für Lichtenberg darstellen, sondern auch für die gesamte Stadt Berlin. Mit einem klaren Fokus auf die Bedürfnisse der obdachlosen Jugendlichen und einer strukturierten Unterstützung ist dieses Projekt ein vielversprechendes Beispiel dafür, wie soziale Einrichtungen helfen können, gesellschaftliche Probleme anzugehen und Lösungen zu entwickeln.

Insgesamt zeigt das Wohnprojekt „Butze“, wie wichtig es ist, auf die Bedürfnisse der schwächsten Mitglieder unserer Gesellschaft zu achten und ihnen die Möglichkeit zu bieten, aus der Obdachlosigkeit herauszukommen. Durch die Zusammenarbeit von verschiedenen Akteuren aus der Zivilgesellschaft, der Politik und dem sozialen Sektor wird die Grundlage geschaffen, um nachhaltige Veränderungen zu bewirken.

Quellen

Verein Straßenkinder Berlin, Berliner Tagesblatt, Architektur Urbanistik Berlin, Bezirksamt Lichtenberg

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