Berlin-Mitte: Zieht die Landesbibliothek in das Galeria-Kaufhaus-Gebäude?

In den letzten Jahren sind die Diskussionen um einen neuen Standort für die Berliner Zentral- und Landesbibliothek (ZLB) immer wieder aufgeflammt. Mit dem möglichen Umzug in das Galeria-Kaufhaus am Alexanderplatz wird nun eine neue Option ins Spiel gebracht. Kultursenator Joe Chialo hat bereits erste Gespräche mit dem Eigentümer Tishman Speyer aufgenommen, um die Möglichkeiten für die Nutzung des Gebäudes als neue Heimat der ZLB auszuloten.

Hintergrund der Diskussion

Das seit vielen Jahren diskutierte Thema des Umzugs der ZLB hat eine lange Geschichte. Bereits im August 2023 wurde der Plan vorgestellt, die Bibliothek in den Flächen des Galeries Lafayette unterzubringen. Dieses Modekaufhaus hat sich jedoch zurückgezogen, was die Verhandlungen um eine mögliche Nutzung seines Standorts zusätzlich erschwert hat. Die Schließung des Galeries Lafayette hat die Suche nach einem neuen geeigneten Standort für die ZLB weiter intensiviert.

Der Alexanderplatz als neuer Standort

Die Überlegung, den Alexanderplatz als neuen Standort für die ZLB zu wählen, brachte frischen Wind in die Diskussionen. Chialo bezeichnete das Galeria-Kaufhaus als idealen Standort und sieht in der Nutzung der Räumlichkeiten eine Chance, das kulturelle Angebot in dieser zentralen Lage zu stärken. Der Eigentümer der Immobilie hatte bereits Pläne für eine Umnutzung des Gebäudes, die jedoch noch nicht konkretisiert wurden.

Verhandlungen und zukünftige Perspektiven

Die Verhandlungen zwischen der Berliner Immobilienmanagement GmbH (BIM) und Tishman Speyer sollen im Oktober beginnen. Diese Gespräche könnten entscheidend dafür sein, wie die zukünftige Nutzung des Galeria-Kaufhauses aussieht. Laut Chialo ist es auch denkbar, dass die Staatsbibliothek von Berlin Teil der Verhandlungen wird, um gemeinsam Räume zu nutzen und Synergien zu schaffen.

Öffentliche Meinungen und Bedenken

Die Pläne für den Umzug der ZLB haben unterschiedliche Reaktionen hervorgerufen. Während die Bibliotheksleitung die Möglichkeit eines Umzugs ins Galeria-Kaufhaus begrüßt, gibt es auch kritische Stimmen. Wirtschaftssenatorin Franziska Giffey hat sich dafür ausgesprochen, dass eine hybride Nutzung des Gebäudes möglich sein sollte, um sowohl Einzelhandel als auch die ZLB zu integrieren. Die Frage bleibt, ob der Einzelhandel, insbesondere Galeria, in der Lage ist, am Alexanderplatz zu bestehen, während gleichzeitig der große Umbau der ZLB voranschreitet.

Finanzielle Überlegungen

Finanzielle Aspekte spielen eine entscheidende Rolle in den laufenden Verhandlungen. Tishman Speyer verlangt für das Gebäude einen Kaufpreis von rund 600 Millionen Euro. Kultursenator Chialo hat jedoch betont, dass die Stadt Berlin einen niedrigeren Preis anstrebt. Die Möglichkeit, mit privaten Investoren zusammenzuarbeiten, wird als Ansatz diskutiert, um die finanziellen Belastungen für das Land zu minimieren.

Langfristige Perspektive für die ZLB

Die Zentral- und Landesbibliothek spielt eine zentrale Rolle in der Bildung und Kultur Berlins und hat eine lange, wenn auch wechselhafte Geschichte in Bezug auf ihre Standortsuche. Die Suche nach einem neuen Standort hat über ein Jahrzehnt gedauert und war durch verschiedene politische und wirtschaftliche Herausforderungen geprägt. Das aktuelle Vorhaben könnte eine Wende in diesem Prozess darstellen, aber die endgültige Entscheidung über den Standort bleibt abzuwarten.

Fazit

Ob die ZLB tatsächlich in das Galeria-Kaufhaus am Alexanderplatz umziehen wird, hängt von den kommenden Verhandlungen und der Bereitschaft aller Beteiligten ab, zu einer Einigung zu kommen. Die nächsten Monate werden zeigen, ob dieser Standort eine realistische Option für die Zentral- und Landesbibliothek darstellen kann und ob der Berliner Senat in der Lage ist, die notwendigen Schritte zu unternehmen, um dieses wichtige kulturelle Projekt voranzutreiben.

Die anhaltenden Gespräche und die unterschiedlichen Interessen der Akteure zeigen, dass die Zukunft der ZLB noch ungewiss ist. Dennoch könnte der Alexanderplatz, als einer der zentralen Punkte Berlins, der Schlüssel zu einer erfolgreichen Neuausrichtung der Bibliothek werden.