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Bett, Dusche, Frühstück: Hier finden Frauen Ruhe in der Not

In Berlin gibt es zahlreiche Einrichtungen, die sich um die Bedürfnisse wohnungsloser Frauen kümmern. Diese Einrichtungen bieten nicht nur eine Unterkunft für die Nacht, sondern auch einen sicheren Raum, um den Tag zu verbringen. Besonders hervorzuheben sind dabei der Frauentreffpunkt „Sophie“ und die Notübernachtung „Marie“, die beide von der Koepjohannischen Stiftung betrieben werden und in der Albrechtstraße beziehungsweise der Tieckstraße untergebracht sind.

Der Frauentreffpunkt „Sophie“ öffnet täglich seine Türen für Frauen, die sich in schwierigen Lebenssituationen befinden. Schon vor der offiziellen Öffnung um zehn Uhr stehen viele Frauen vor der Tür, bereit, eine warme Mahlzeit zu genießen und sich zu erholen. „Wir sind da, um den Frauen in akuter Not zu helfen“, erklärt Janine Ruttge, die Leiterin des Treffpunkts. Die Besucherinnen kommen aus unterschiedlichsten Gründen: Gewalt in der Partnerschaft, Traumen oder plötzliche Arbeitslosigkeit. Oft führt ein krasser Lebensumbruch dazu, dass diese Frauen ihr Leben nicht mehr im Griff haben.

Die Atmosphäre im Treffpunkt ist einladend. Ein gedeckter Frühstückstisch mit Brötchen, Aufschnitt, Marmelade und frischem Obst lädt zum Verweilen ein. Hier finden die Frauen nicht nur Nahrung, sondern auch ein Gefühl der Gemeinschaft und des Wohlbefindens. Während einige sich gleich auf den Weg zur Dusche machen, bedienen sich andere an den vielfältigen Kleiderspenden, die ebenfalls zur Verfügung stehen.

Einige dieser Frauen haben bereits mehrere Jahre mit verschiedenen Einrichtungen der Stiftung zu tun, wie Elisa Lindemann, die Leiterin der Notübernachtung „Marie“, erklärt. „Die Frauen dürfen bis zu drei Wochen bei uns übernachten. Danach müssen sie für eine kurze Zeit eine Pause einlegen, um anderen Frauen die Möglichkeit zu geben, unsere Angebote zu nutzen“, sagt sie. Dennoch kehren viele von ihnen nach dieser Pause zurück, da die Notversorgung oft eine dauerhafte Lösung für sie darstellt.

Die Herausforderungen, mit denen diese Frauen konfrontiert sind, sind vielfältig. Oft bringen sie starke psychische Belastungen mit sich, die durch ihre Lebensumstände verstärkt werden. Einige Frauen berichten von Erlebnissen, die sie an den Rand ihrer Existenz gebracht haben. „Es gibt viele, die sich nicht mehr sicher fühlen, sei es in einer Notunterkunft oder auf der Straße“, berichtet Elisa Lindemann. In der „Marie“ stehen zehn Betten zur Verfügung, und die Nachfrage ist hoch. Seit der Eröffnung vor fünf Jahren haben bereits über 500 Frauen die Angebote in Anspruch genommen.

Die Notübernachtung stellt einen wichtigen Teil des Hilfesystems für wohnungslose Frauen in Berlin dar. Sie ist eine der wenigen Einrichtungen, die speziell für Frauen konzipiert sind und bietet nicht nur einen Schlafplatz, sondern auch soziale Beratung und Unterstützung an. Die Frauen können ihre Wäsche waschen, warm duschen und erhalten eine warme Mahlzeit. „Es ist wichtig, dass diese Frauen einen Rückzugsort haben, an dem sie sich sicher fühlen können“, erklärt Lindemann.

Doch die Realität, mit der diese Frauen konfrontiert sind, ist oft bedrückend. Viele leiden unter starken psychischen Belastungen, die durch ihre Lebenssituation verstärkt werden. „Die meisten haben schwierige Erfahrungen gemacht, sei es durch Gewalt oder durch das Versagen in sozialen Institutionen“, sagt Lindemann. Häufig haben sie Probleme, ihre Ansprüche durchzusetzen oder werden in Ämtern schlecht behandelt. Dies verstärkt das Gefühl der Isolation und des Ausgeliefertseins.

Auf der anderen Seite gibt es auch positive Entwicklungen. Einige Frauen, die in der Notunterkunft „Marie“ untergebracht sind, haben bereits den Schritt in ein selbstständiges Leben geschafft. „Wir haben Frauen erfolgreich in ihre sozialen Umfelder zurückvermittelt oder sogar in eine eigene Wohnung integriert“, berichtet Ruttge. Diese Erfolge sind jedoch die Ausnahme und verdeutlichen die Herausforderungen, die viele Frauen bewältigen müssen.

Besonders in der kalten Jahreszeit sind die Unterkünfte überlastet. Viele Frauen ziehen es vor, auf der Straße zu bleiben, als in gemischte Einrichtungen zu gehen, in denen auch Männer untergebracht sind. „Die Angst vor Übergriffen ist für viele Frauen zu groß. Lieber nehmen sie die Kälte in Kauf, als sich in eine bedrohliche Situation zu begeben“, sagt Sozialarbeiterin Claudia Peiters von der Tagesstätte „Evas Haltestelle“, einer weiteren wichtigen Anlaufstelle für wohnungslose Frauen in Berlin.

„Evas Haltestelle“ ist eine der größten Tagesstätten für wohnungslose Frauen in Berlin und bietet ebenfalls eine Vielzahl von Dienstleistungen an, darunter Frühstück und Mittagessen, Duschen und die Möglichkeit zur Wäschepflege. Die Tagesstätte ist ein geschützter Raum, in den Männer keinen Zutritt haben. „Das bietet den Frauen einen sicheren Rückzugsort, an dem sie sich erholen können“, erklärt Ute Evensen, die Leiterin der Einrichtung.

Die Besucherinnen dieser Tagesstätte bringen oft ihre eigenen Geschichten mit, die von Trauma und Überlebenswillen geprägt sind. Der Austausch untereinander schafft eine unterstützende Gemeinschaft, in der sich die Frauen gegenseitig helfen und bestärken können. „Hier können sie einfach Mensch sein, ohne sich schämen zu müssen“, sagt Evensen.

Die Notwendigkeit solcher Einrichtungen ist unbestritten. Sie bieten nicht nur einen Platz zum Schlafen, sondern auch eine Plattform, um Hilfe und Unterstützung zu erhalten. In einer Stadt wie Berlin, in der Armut und soziale Ungleichheit zunehmen, ist es wichtig, dass diese Angebote aufrechterhalten und ausgebaut werden. Die Geschichten der Frauen, die solche Einrichtungen in Anspruch nehmen, sind oft vielschichtig und tragisch. Sie verdeutlichen die Notwendigkeit, sich für die Rechte und Bedürfnisse wohnungsloser Frauen starkzumachen und ihnen die Unterstützung zu bieten, die sie dringend benötigen.

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