<

Brandenburg: Jugendliche singen rechte Parolen zu „L’amour toujours“

In Brandenburg kam es kürzlich zu einem Vorfall, der erneut die Debatte über rechte Parolen und ihre Verbreitung unter Jugendlichen anheizt. Während eines Oktoberfests in Neuenhagen wurden rassistische Parolen zu dem bekannten Lied „L’amour toujours“ von Gigi D’Agostino skandiert. Diese Situation fand am Wochenende statt und sorgte für Aufsehen in den Medien und der Öffentlichkeit.

Auf mehreren Videos, die dem rbb vorliegen, ist zu sehen, wie eine Gruppe von etwa 30 bis 35 Jugendlichen lautstark den Slogan „Deutschland den Deutschen, Ausländer raus“ mitsang. Der Vorfall ereignete sich auf einer Außenbühne des Festivals, als der Partyhit gegen 23:30 Uhr gespielt wurde. Zeugen berichteten, dass viele Menschen in der Menge sofort auf die Tanzfläche stürmten, als das Lied begann. Eine Besucherin schilderte, dass während eines Parts ohne Text eine Gruppe Jugendlicher anfing, die fremdenfeindlichen Parolen im Takt der Musik zu grölen. Es schienen schnell viele weitere Besucher in den Gesang einzustimmen.

Die Polizei, die vor Ort anwesend war, erhielt zunächst keine Meldungen über die rassistischen Äußerungen. Ein Sprecher der Polizeidirektion Ost bestätigte jedoch, dass eine Anzeige wegen volksverhetzender Äußerungen eingegangen sei und die Ermittlungen nun aufgenommen würden. Der Veranstalter des Oktoberfests reagierte bis zum Montag nicht auf Anfragen zu dem Vorfall.

Die beiden DJs, die an diesem Abend auflegten, behaupteten, nichts von den ausländerfeindlichen Parolen mitbekommen zu haben. DJ Calvin äußerte sich, dass er bedauere, dass ein solcher Vorfall geschehen sei, und erklärte, dass die Entscheidung, das Lied zu spielen, spontan getroffen wurde, da es gut in ihr Set passe. Sein DJ-Kollege Toocrazy4life, der auch als freier Mitarbeiter für den rbb arbeitet, sagte, er habe sensibel darauf geachtet, dass keine rassistischen Parolen gesungen würden, und hätte den Song sofort abgebrochen, wenn er etwas bemerkt hätte. Ein Video, das die ausländerfeindlichen Parolen dokumentiert, wurde in der Nähe des DJ-Pults aufgenommen, was die Frage aufwirft, ob die DJs tatsächlich nichts mitbekommen haben konnten.

Das Lied „L’amour toujours“ hat sich in den letzten Monaten zu einem umstrittenen Symbol entwickelt. Es wurde mehrfach in rechtsextremen Kontexten verwendet, und seit einem Vorfall auf der Nordsee-Insel Sylt, bei dem ebenfalls rassistische Parolen zu dem Song gesungen wurden, haben sich die Reaktionen in der Öffentlichkeit verschärft. Politische Vertreter, einschließlich Bundeskanzler Olaf Scholz, äußerten sich besorgt über die Vorfälle, und viele Veranstalter haben entschieden, das Lied bei ihren Festen zu verbieten. Bis Mitte Juni wurden der Polizei in Brandenburg bereits 17 ähnliche Vorfälle im Zusammenhang mit dem Lied gemeldet.

Die Empörung über den Vorfall in Neuenhagen wirft auch Fragen über die Verantwortung der Gesellschaft auf. Eine Besucherin des Festivals bemerkte, dass es erschreckend sei, wie viele junge Menschen in der Menge solche Parolen rufen und dass niemand eingeschritten sei. Dies zeigt, dass es ein tiefgehendes gesellschaftliches Problem gibt, das nicht nur die Betroffenen, sondern auch die Gemeinschaft selbst betrifft. Während einige Eltern und Lehrer besorgt sind über den Einfluss solcher Vorfälle auf die Jugend, bleibt unklar, wie effektiv die Maßnahmen zur Prävention von Rechtsextremismus in Schulen und öffentlichen Einrichtungen sind.

Zusätzlich zu den Vorfällen in Neuenhagen gibt es Berichte über ähnliche Ereignisse in anderen Teilen Brandenburgs, wie zum Beispiel in Potsdam-Golm, wo ein Mann schwer verletzt wurde, nachdem er gegen rassistische Parolen aufgetreten war. Der öffentliche Diskurs dreht sich zunehmend um die Frage, wie man mit solchen Vorfällen umgehen sollte und welche Schritte notwendig sind, um rechtsextreme Ideologien in der Gesellschaft entgegenzutreten.

In Anbetracht der jüngsten Entwicklungen ist es klar, dass der Vorfall in Neuenhagen nicht isoliert ist, sondern Teil eines größeren Trends, der sich über verschiedene Regionen und Veranstaltungen hinweg zieht. Die fortwährenden Berichte über rassistische Äußerungen, die zu populären Partyhits gesungen werden, erfordern ein verstärktes Bewusstsein und Maßnahmen sowohl von den Veranstaltern als auch von der Gesellschaft als Ganzes, um gegen solche Entwicklungen vorzugehen und ein respektvolles Miteinander zu fördern.

Quellen: rbb24, dpa

Veröffentlich
 in Kategorie: 
Kultur

Mehr aus dieser

 Kategorie

Alle anschauen