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BVG findet nicht genügend Busfahrer

Die Berliner Verkehrsbetriebe (BVG) sehen sich mit einem gravierenden Personalmangel konfrontiert, der nicht nur die Beschäftigten, sondern auch die Fahrgäste betrifft. Angesichts eines zunehmenden Fachkräftemangels und steigender Anforderungen an die Arbeitsbedingungen wird der Busfahrerberuf immer weniger attraktiv, was sich in einem spürbaren Rückgang an verfügbaren Fahrern niederschlägt.

Aktuell gibt es mehr als 300 unbesetzte Stellen bei der BVG, was bereits zu Kürzungen im Busfahrplan geführt hat. Ab dem Winter 2023 werden die Fahrpläne für 44 Buslinien angepasst, was eine Reduzierung von etwa sechs Prozent des gesamten Busangebots bedeutet. Insbesondere Touristenlinien werden von diesen Änderungen betroffen sein, was zu längeren Wartezeiten für die Fahrgäste führen könnte. Diese Situation ist eine direkte Folge der schwindenden Verfügbarkeit von Busfahrern, die aufgrund von Schichtdiensten, hohem Zeitdruck und anderen Herausforderungen immer weniger Menschen anziehen.

In den kommenden Jahren plant die BVG, die Belegschaft deutlich aufzustocken und hat sich das Ziel gesetzt, insgesamt 10.000 neue Mitarbeiter zu gewinnen, von denen die Hälfte als Busfahrer eingestellt werden soll. Die Herausforderung dabei liegt jedoch in der Tatsache, dass viele potenzielle Bewerber nicht bereit sind, die Unannehmlichkeiten, die mit Schichtdiensten einhergehen, in Kauf zu nehmen. Jenny Zeller, die Personalvorständin der BVG, äußerte in einem Gespräch mit rbb|24, dass die Arbeitszeiten und Schichtdienste eine besondere Herausforderung darstellen, insbesondere für die jüngere Generation, die zunehmend auf ein ausgewogenes Verhältnis zwischen Berufs- und Privatleben Wert legt.

Ein weiteres Problem ist das Grundgehalt, das bei etwa 2.770 Euro brutto liegt. Zwar können Schichtzuschläge für Nächte und Wochenenden das Einkommen erhöhen, doch bleibt die Attraktivität des Gehalts im Vergleich zu anderen Berufen fraglich. Jonny Nestorovic, ein Busfahrer der BVG, bestätigt, dass das Arbeiten zu unkonventionellen Zeiten eine Herausforderung ist, die viele abschreckt. Trotz der Möglichkeit, durch Zuschläge ein höheres Einkommen zu erzielen, bleibt der Beruf des Busfahrers unattraktiv für viele.

Die BVG hat in den vergangenen Jahren im Durchschnitt etwa 409 Auszubildende pro Jahr eingestellt, doch nur ein kleiner Teil von ihnen bleibt nach der Ausbildung im Unternehmen. Viele Auszubildende brechen ihre Ausbildung vorzeitig ab, während andere erst später im Berufsleben feststellen, dass die Realität des Schichtdienstes nicht mit ihren Erwartungen übereinstimmt. Derzeit fehlen der BVG rund 350 Busfahrer, was die Situation weiter verschärft.

Der Anstieg der Gewalt gegen BVG-Mitarbeitende ist ein weiteres Thema, das potenzielle Bewerber abschrecken könnte. In den letzten Jahren hat die BVG einen Rückgang der Angriffe auf ihre Fahrer verzeichnet. Während 2014 661 Angriffe registriert wurden, sank die Zahl bis 2022 auf 338. Trotz dieses Rückgangs bleibt das Risiko für Fahrer, mit aggressiven Fahrgästen konfrontiert zu werden, ein ernstzunehmendes Problem.

Um den Herausforderungen des aktuellen Arbeitsmarktes zu begegnen, plant die BVG, flexiblere Arbeitszeiten und Schichtmodelle anzubieten. Diese sollen es den Fahrern ermöglichen, ihren Dienst besser mit persönlichen Bedürfnissen zu vereinbaren. Dies könnte insbesondere für die jüngere Generation von Bedeutung sein, die Wert auf flexible Arbeitszeiten legt.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die BVG vor erheblichen Herausforderungen steht, um genügend Busfahrer zu finden und die Qualität des öffentlichen Verkehrs in Berlin aufrechtzuerhalten. Die Notwendigkeit, die Attraktivität des Berufs zu steigern, ist unerlässlich, um den wachsenden Anforderungen des Nahverkehrs gerecht zu werden. Die Entwicklungen der nächsten Jahre werden zeigen, wie erfolgreich die BVG in der Rekrutierung von neuen Fahrern sein kann und ob die geplanten Maßnahmen ausreichen, um die Personalsituation nachhaltig zu verbessern.

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 in Kategorie: 
Wirtschaft

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