Eichhörnchen im Großstadtdschungel wie sie sich anpassen und überleben

Berliner Eichhörnchen demonstrieren eine bemerkenswerte Anpassungsfähigkeit an die Herausforderungen des urbanen Lebensraums. Eine Studie des Leibniz-Instituts für Zoo- und Wildtierforschung (Leibniz-IZW), veröffentlicht in „Frontiers in Ecology and Evolution“ und vom Leibniz Forschungsverbund Berlin kommuniziert, analysierte Daten von Wildtierkameras. Die Ergebnisse zeigen, dass die Eichhörnchen ihre Aktivitätsmuster flexibel an den Tages- und Jahreszeitenrhythmus sowie an die Präsenz von potenziellen Fressfeinden anpassen.

Freilaufende Katzen stellen eine besondere Bedrohung für die Eichhörnchen dar, wie die Studie verdeutlicht. Laut Stephanie Kramer-Schadt, Leiterin der Studie, beeinflusst die Anwesenheit von Katzen die Aktivitätszeiten der Eichhörnchen deutlich stärker als die von Menschen. Die Nager nutzen verstärkt Zeitfenster zur Nahrungssuche, in denen Katzen seltener vorkommen. Auch der COVID-19-Lockdown wirkte sich auf das Verhalten der Eichhörnchen aus. Die BLZ berichtete am 22.11.2024, dass die verstärkte Nutzung von Gärten während des Lockdowns und das damit einhergehende größere Nahrungsangebot zu einer erhöhten Eichhörnchenaktivität führten.

Die Anpassungsfähigkeit der Eichhörnchen geht über die Reaktion auf Fressfeinde hinaus. Wie eine Pressemitteilung des Leibniz-IZW vom 21.11.2024 erläutert, orientieren die Tiere ihre Aktivitäten auch am Vorkommen von Hunden und Menschen. Hunde, die oft als Indikator für menschliche Aktivitäten dienen, scheinen jedoch keinen signifikanten Einfluss auf das Verhalten der Eichhörnchen auszuüben. Die Studie unterstreicht die Bedeutung von Gärten und städtischen Grünflächen als wichtigen Lebensraum für Wildtiere. Die Gestaltung dieser Bereiche kann das Wohlbefinden von Eichhörnchen und anderen Stadttieren positiv beeinflussen.

Die Eichhörnchen zeigen ein ausgeprägtes Risikomanagement und passen ihre zeitliche Aktivität flexibel an die jeweilige Gefahrensituation an. Sie meiden Gebiete mit hohem Risiko und sind in anderen Bereichen nur zu bestimmten Zeiten aktiv. Diese Strategien ermöglichen es ihnen, in der komplexen städtischen Umgebung zu überleben und sich erfolgreich fortzupflanzen. Das Leibniz-IZW hat bereits weitere Studien zu urbanen Wildtieren in Berlin durchgeführt, beispielsweise zum Zusammenleben von Füchsen, Waschbären, Steinmardern und Hauskatzen, wie auf der Webseite des Instituts nachzulesen ist.

Das Thema Eichhörnchen und ihre Anpassung an den urbanen Raum wird auch in anderen Medien aufgegriffen. Ein Artikel von ARD alpha vom 05.04.2023 beleuchtet die erstaunlichen Fähigkeiten der Eichhörnchen, wie ihre Sprungtechnik und ihr ausgezeichnetes Gedächtnis für die Verstecke ihrer Nahrungsvorräte. Ein Beitrag von MDR Wissen vom 08.11.2022 thematisiert den scheinbaren Rückgang der Eichhörnchenpopulationen in einigen Städten und diskutiert mögliche Gründe wie Krankheiten, Fressfeinde und den Einfluss des Insektensterbens.

Eine Studie des IGB vom 3. Mai 2023 unterstreicht die Bedeutung der Stadtökologie und die Notwendigkeit, die Forschung in diesem Bereich zu intensivieren. Die Studie präsentiert 62 Forschungshypothesen zur Stadtökologie, darunter die Annahme, dass bestimmte Eigenschaften wie Lernfähigkeit, Mobilität und Flexibilität die Anpassung von Lebewesen an die städtische Umwelt fördern. Die Studie ist als offene Wikidata-Datei verfügbar und soll dazu beitragen, die Forschung in der Stadtökologie effizienter zu gestalten und die gewonnenen Erkenntnisse für eine nachhaltige Stadtentwicklung nutzbar zu machen.

Quellen:

• BLZ (22.11.2024): Neue Studie: So passen sich Eichhörnchen dem Stadtleben in Berlin an
• Leibniz-IZW (21.11.2024): Pressemitteilung: Eichhörnchen passen ihre tageszeitlichen Aktivitäten sehr flexibel an Menschen, Haustiere und Wildtiere in der Stadt an
• ARD alpha (05.04.2023): Eichhörnchen und Grauhörnchen: Die Akrobaten unter den Nagetieren
• MDR Wissen (08.11.2022): Wohin sind die Eichhörnchen verschwunden?
• IGB (3. Mai 2023): Natur in der Stadt tickt anders
• Leibniz Forschungsverbund Berlin, Pressemitteilung
• Leibniz-IZW, Webseite