Der Bau von Fahrradparkhäusern in deutschen Städten erweist sich als komplizierter und teurer als oft angenommen. Trotz sorgfältiger Planung und hoher Investitionen kommt es immer wieder zu Verzögerungen und Projektabbrüchen. So wurden beispielsweise im Sommer 2024 drei geplante Fahrradparkhäuser in Berlin gestoppt, wie die Berliner Morgenpost berichtete.

Die Ursachen für diese Schwierigkeiten sind vielfältig. Häufig führen unerwartet hohe Kosten zu Problemen. Das Westfalen-Blatt berichtete im Juni 2023 über den geplanten Mobilitätshub am Paderborner Hauptbahnhof. Dort mussten aufgrund von Problemen mit dem Baugrund 420 Pfähle zusätzlich gesetzt werden, was zu Mehrkosten von 2,6 Millionen Euro und einer Verkleinerung des Untergeschosses führte. An der geplanten Anzahl von 1000 Fahrradstellplätzen wurde dennoch festgehalten, um die Fördermittel in voller Höhe zu erhalten.

Auch die Ausstattung der Fahrradparkhäuser kann zu Kostendiskussionen führen. Der Bund der Steuerzahler kritisierte beispielsweise die geplante Mobilitätsstation am UKSH in Kiel. Das dreistöckige Gebäude mit 1340 Fahrradstellplätzen, Ladestationen für E-Bikes, Spinden und einer Werkstatt sollte 14,65 Millionen Euro kosten – das entspricht über 11.000 Euro pro Stellplatz. Der Steuerzahlerbund bemängelte die luxuriöse Ausstattung und schlug günstigere Alternativen wie überdachte Fahrradständer vor.

Ein weiteres Beispiel für die Schwierigkeiten bei der Realisierung von Projekten im Bereich Fahrradinfrastruktur ist die Solarfähre in Missunde, Schleswig-Holstein. Wie der NDR am 9. Oktober 2024 berichtete, erwies sich die für vier Millionen Euro gebaute Fähre als unbrauchbar. Die bereits verkaufte Vorgängerfähre musste für den dreifachen Preis zurückgekauft werden, um den Fährbetrieb aufrechtzuerhalten.

Neben den Kosten spielen auch politische und planerische Faktoren eine Rolle. Die drei gestoppten Fahrradparkhaus-Projekte in Berlin wurden aufgrund von Umplanungen und neuen Nutzungskonzepten auf unbestimmte Zeit verschoben. Auch Bürgerinitiativen und Einsprüche von Anwohnern können zu Verzögerungen führen, wie das Beispiel des Neubaugebiets "Quartier Auenland" in Bad Bramstedt zeigt. Dort erwirkte eine Bürgerinitiative einen vorläufigen Baustopp und verursachte der Stadt dadurch hohe Anwaltskosten.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Planung und der Bau von Fahrradparkhäusern komplex sind und zahlreiche Herausforderungen mit sich bringen. Neben den Kosten sind auch die Funktionalität, die Akzeptanz in der Bevölkerung und die Einbindung in das bestehende Verkehrsnetz entscheidend.

Quellen:

- Berliner Morgenpost: Trotz teurer Planung: Warum die Fahrradparkhäuser doch nicht kommen

- Westfalen-Blatt: So viel soll das Fahrradparken in Paderborn kosten

- NDR: Schwarzbuch: Hier wird in SH Steuergeld verschwendet

Veröffentlich am 
December 10, 2024
 in Kategorie: 
Wirtschaft

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