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Buchladen an einem Ort mit langer Tradition: In Berlin-Schöneberg gibt es Literatur von Frauen für Frauen

Die Eröffnung eines neuen Frauenbuchladens in Berlin-Schöneberg stellt eine Wiederbelebung einer fast 50 Jahre alten feministischen Tradition dar. Der Buchladen ist mehr als nur ein Verkaufsort für Literatur; er ist ein kultureller Treffpunkt und ein Raum für Austausch und Unterstützung unter Frauen. Monica Tschanz, die Betreiberin der Frauen-Lesben-Buchhandlung, ist überzeugt, dass der Bedarf an solchen spezialisierten Buchhandlungen auch heute noch besteht.

Die Geschichte der Frauenbuchläden in Deutschland

In den 1970er und 1980er Jahren erlebten Frauenbuchläden in vielen westdeutschen Städten einen Aufschwung. Sie trugen Namen wie „Xanthippe“, „Lilith“ oder „Lillemor's“ und waren nicht nur Verkaufsstellen, sondern auch soziale Anlaufstellen für Frauen. Doris Hermanns, eine Publizistin, die die Geschichte dieser Läden dokumentiert, berichtet, dass es in den letzten Jahrzehnten rund 50 solcher Läden in Deutschland gab. Der erste Frauenbuchladen in Deutschland wurde 1975 in München eröffnet und war Teil einer internationalen Bewegung, die in den USA ihren Anfang nahm.

Die Funktion der Frauenbuchläden

Die Frauenbuchläden boten eine Plattform für Literatur von Frauen und über Frauen. Sie stellten eine Vielzahl von Genres zur Verfügung, darunter Romane, Krimis, Ratgeber und feministische Literatur. Die Gründerinnen dieser Läden verfolgten das Ziel, dem männlich dominierten Literaturbetrieb entgegenzuwirken und Frauen eine Stimme zu geben. Viele dieser Läden entwickelten sich auch zu sozialen Netzwerken, die Frauen halfen, Unterstützung und Informationen zu finden, insbesondere in Krisensituationen.

Die neue Frauen-Lesben-Buchhandlung Berlin

Mit der Eröffnung der Frauen-Lesben-Buchhandlung in Berlin-Schöneberg hat Monica Tschanz eine Vision verwirklicht, die auf dem Erbe der vergangenen Generationen aufbaut. Der Laden befindet sich im selben Gebäude wie das Frauenkulturzentrum Begine und bietet auf einer Fläche von nur 20 Quadratmetern eine sorgfältige Auswahl an Literatur von Frauen. Tschanz möchte sicherstellen, dass in ihrem Sortiment ausschließlich Werke von Frauen vertreten sind, die in der Vergangenheit oft übersehen wurden.

Das Sortiment und die Zielgruppe

Das Angebot umfasst Romane, Erzählungen, Gedichte, Krimis, Graphic Novels sowie Sachbücher zu Themen wie Feminismus, Geschichte und Politik. Tschanz hat auch ein Regal mit Literatur über Antisemitismus eingerichtet, um aktuelle gesellschaftliche Themen abzudecken. Der Buchladen richtet sich nicht nur an Frauen, sondern ist offen für alle, die an feministischer Literatur interessiert sind. Tschanz betont, dass es ihr wichtig ist, dass Frauen in der von ihr verkauften Literatur für sich selbst sprechen dürfen.

Die Herausforderungen und Chancen

Die finanzielle Grundlage des Buchladens ist durch die Unterstützung des Vereins, dem das Gebäude gehört, gesichert. Dies ermöglicht es Tschanz, sich weniger um wirtschaftliche Gewinne zu sorgen und mehr Fokus auf die Förderung von Literatur und Kultur zu legen. Dennoch ist der Markt für kleine Buchhandlungen herausfordernd, da viele große Ketten dominieren und die Vielfalt der Literatur oft nicht ausreichend repräsentiert wird.

Die kulturelle Bedeutung

Die Wiedereröffnung von Frauenbuchläden hat eine kulturelle Bedeutung, die über den Verkauf von Büchern hinausgeht. Diese Läden schaffen Räume für Diskussionen, Lesungen und kulturelle Veranstaltungen. Tschanz plant, in ihrer Buchhandlung regelmäßige Buchvorstellungen und Lesungen zu organisieren, um das Interesse an feministischer Literatur zu fördern und eine Gemeinschaft zu bilden.

Ausblick

Die Frauen-Lesben-Buchhandlung in Berlin-Schöneberg ist ein Zeichen dafür, dass das Interesse an feministischer Literatur und der Austausch über gesellschaftliche Themen nach wie vor von großer Bedeutung sind. Tschanz hofft, dass ihr Buchladen dazu beiträgt, Frauenliteratur sichtbarer zu machen und eine neue Generation von Leserinnen und Lesern zu inspirieren.

Fazit

Die Eröffnung der Frauen-Lesben-Buchhandlung ist ein wichtiger Schritt auf dem Weg zu mehr Sichtbarkeit für Frauen im Literaturbetrieb. In einer Zeit, in der Themen wie Gendergerechtigkeit und Vielfalt immer mehr in den Fokus rücken, bieten solche Buchläden eine wertvolle Ressource und einen Raum für Diskussion und Austausch. Die Geschichte der Frauenbuchläden in Deutschland ist geprägt von Engagement und Widerstandsfähigkeit, und die neue Buchhandlung in Berlin-Schöneberg setzt diese Tradition fort.

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 in Kategorie: 
Kultur

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