GEW wählt nach dem Eklat neuen Vorsitzenden: Ein Erzieher soll Berlins größte Bildungsgewerkschaft führen
Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) in Berlin hat einen neuen Vorsitzenden gewählt, nachdem die Organisation im Sommer 2024 von einem Eklat erschüttert wurde. Gökhan Akgün, ein erfahrener Erzieher, wurde am 6. November 2024 auf der Landesdelegiertenversammlung als neuer Vorsitzender gewählt. Diese Entscheidung kommt nach dem Rücktritt des vorherigen Vorsitzenden Tom Erdmann, der aufgrund eines Skandals um illegalisierte Audioaufnahmen unter Druck geraten war.
Hintergrund des Eklats
Tom Erdmann, der seit 2012 im geschäftsführenden Landesvorstand der GEW tätig war und seit 2015 als Vorsitzender fungierte, sah sich im Sommer 2024 mit schweren Vorwürfen konfrontiert. Erdmann hatte illegal aufgenommene Mitschnitte von internen Sitzungen der GEW weitergegeben, was zu einem massiven Vertrauensverlust innerhalb der Gewerkschaft führte. In einer Mitteilung bezeichnete Erdmann sein Verhalten als Fehler und bedauerte die Umstände.
Ein Misstrauensvotum gegen Erdmann fand jedoch in einer außerordentlichen Sitzung des Landesvorstands keine Mehrheit. Dennoch stellte er letztlich die Vertrauensfrage und erhielt auch hierbei keine Unterstützung. Angesichts dieser Situation kündigte er seinen Rücktritt an und stellte die Weichen für eine Neuwahl.
Die Wahl von Gökhan Akgün
Gökhan Akgün, der als neuer Vorsitzender gewählt wurde, bringt umfangreiche Erfahrungen aus der Praxis mit. Er ist nicht nur Erzieher, sondern kennt auch die Herausforderungen des Bildungssystems aus erster Hand. Akgün wird nun die Verantwortung tragen, die GEW Berlin durch diese turbulente Zeit zu führen und die internen Spannungen zu entschärfen, die im Zuge der Ereignisse um Erdmann entstanden sind. Sein Ziel ist es, die Gewerkschaft wieder zu stärken und die Interessen ihrer Mitglieder wirkungsvoll zu vertreten.
Die Rolle der GEW in der Bildungspolitik
Die GEW ist die größte Interessenvertretung im Berliner Bildungswesen, mit über 30.000 Mitgliedern aus verschiedenen Bereichen wie Schulen, Kitas, Hochschulen und sozialen Einrichtungen. Ihre Hauptanliegen sind die Verbesserung der Arbeitsbedingungen für die Mitglieder sowie die Vertretung ihrer Interessen in der Bildungspolitik. Akgün hat bereits angekündigt, sich für gerechte Bildung und bessere Arbeitsbedingungen einzusetzen, insbesondere in Anbetracht des zu beobachtenden Lehrkräftemangels und der damit verbundenen Herausforderungen.
Die Herausforderungen der GEW
Die GEW steht vor mehreren Herausforderungen, die es zu bewältigen gilt. Dazu gehört unter anderem die anhaltende Diskussion um den Lehrkräftemangel, der in den letzten Jahren immer dramatischere Ausmaße angenommen hat. Die Gewerkschaft fordert ein Maßnahmenpaket, um die Attraktivität des Lehrerberufs zu steigern und die Arbeitsbedingungen für Lehrkräfte zu verbessern. Akgün hat sich verpflichtet, diese Themen in den Mittelpunkt seiner Arbeit zu rücken.
Ein weiteres zentrales Anliegen ist die Erhöhung der Ressourcen für Bildungseinrichtungen, um kleinere Klassen und eine individuellere Förderung der Schüler zu ermöglichen. Akgün wird sich auch dafür einsetzen, dass die GEW eine aktive Rolle in der Debatte um Bildungsgerechtigkeit und Chancengleichheit einnimmt.
Die Zukunft der GEW
Mit Gökhan Akgün an der Spitze hofft die GEW, nicht nur die internen Konflikte zu lösen, sondern auch als starke Stimme in der Berliner Bildungspolitik zu agieren. Die Mitglieder erwarten von ihm, dass er in den kommenden Monaten klare Positionen bezieht und konkrete Schritte unternimmt, um die Herausforderungen anzugehen. In einer Zeit, in der die Bildungslandschaft im Umbruch ist, wird es von entscheidender Bedeutung sein, dass die GEW unter seiner Führung eine proaktive Rolle einnimmt und die Interessen ihrer Mitglieder effektiv vertritt.
Die Neuwahl von Akgün wird als Wendepunkt für die GEW angesehen. Die kommenden Monate und Jahre werden zeigen, ob es ihm gelingt, das Vertrauen der Mitglieder zurückzugewinnen und die GEW als starke Interessenvertretung im Berliner Bildungswesen zu positionieren.
Die GEW hat sich zudem dazu entschlossen, die Personalratswahlen zwischen November und Dezember 2024 durchzuführen, um die Interessenvertretung auf verschiedenen Ebenen zu stärken. Diese Wahlen könnten eine weitere Möglichkeit für die Mitglieder darstellen, ihre Stimme zu erheben und sich aktiv an den Entscheidungsprozessen zu beteiligen.
Fazit
Die Wahl von Gökhan Akgün als neuen Vorsitzenden der GEW Berlin ist ein entscheidender Schritt in der Reorganisation und Stärkung der Gewerkschaft nach einem turbulenten Jahr. Seine Erfahrungen als Erzieher und sein Engagement für die Verbesserung der Bedingungen im Bildungsbereich lassen hoffen, dass die GEW unter seiner Führung eine neue, konstruktive Phase einleiten kann. Die Mitglieder und die Öffentlichkeit werden genau beobachten, wie Akgün die Herausforderungen angeht und ob er es schafft, die GEW als starke Stimme im Berliner Bildungswesen zu etablieren.