Industriegelände in Berlin-Köpenick: Vom Kabelwerk zum Wohnquartier

Das ehemalige Kabelwerk in Berlin-Köpenick, ein historisches Industriegelände, das seit der Schließung in den 1990er Jahren brachliegt, steht vor einer umfassenden Transformation. Die ersten Baumaßnahmen auf dem rund 66.000 Quadratmeter großen Areal an der Friedrichshagener Straße haben bereits begonnen, und die Pläne für die zukünftige Nutzung des Geländes nehmen Gestalt an.

Ursprünglich wurde das Areal 1858 von Julius Vogel gegründet und später von Siemens übernommen. Hier wurden Starkstrom- und Telekommunikationskabel produziert. Während der DDR-Zeit war das Gelände Teil des Kombinats Kabelwerk Oberspree (KWO), bis die Produktion 1994 eingestellt wurde. Seitdem standen die Backsteingebäude leer und verfielen zunehmend.

Neues Wohnquartier mit vielfältigen Angeboten

Die Wohnungsbaugesellschaft BUWOG hat die Verantwortung für die Neuentwicklung des Geländes übernommen. Geplant sind insgesamt 920 Wohnungen, die in vier- bis sechsgeschossigen Gebäuden untergebracht werden sollen. Die Wohnungen werden als Mischung aus Miet- und Eigentumswohnungen angeboten, wobei 30 Prozent als geförderter Wohnraum vorgesehen sind. Dies entspricht dem Berliner Modell der kooperativen Baulandentwicklung, das darauf abzielt, eine breitere Bevölkerungsschicht in der Stadt zu unterstützen.

Zusätzlich zu den Wohnräumen wird auf dem Gelände eine Kita mit Platz für etwa 80 Kinder entstehen. Auch Gastronomie, Büroflächen sowie Künstlerateliers und Dienstleistungen sind Teil des Plans. Ein markanter, neungeschossiger Büroturm wird an der Ecke von Friedrichshagener Straße und Salvador-Allende-Straße errichtet, was dem neuen Quartier ein modernes Gesicht verleihen soll.

Sanierung und Herausforderungen

Ein zentrales Problem, das bei der Neuentwicklung des Geländes angegangen werden muss, ist die Kontamination des Bodens. Jahrzehntelange industrielle Nutzung hat zu einer erheblichen Belastung geführt, weshalb umfangreiche Sanierungsmaßnahmen erforderlich sind. Die BUWOG plant, die Altlasten entsprechend zu beseitigen und nicht erhaltenswerte Gebäude abzureißen. Diese Arbeiten sind für einen Zeitraum von rund 15 Monaten angesetzt.

Die denkmalgeschützten Produktionsgebäude sollen jedoch nicht abgerissen, sondern saniert und modernisiert werden. Ihre Erhaltung ist Teil des Gesamtkonzepts, da sie als Identität stiftende Elemente in das neue Wohn- und Gewerbequartier integriert werden sollen. Die alten Fabrikhallen bieten Potenzial für Büros, Gastronomie und Gemeinschaftsgärten, was zur Schaffung einer lebendigen Nachbarschaft beitragen könnte.

Städtebauliche Vision

Der Masterplan für das Areal stammt vom bekannten Berliner Architekturbüro Gerkan, Marg und Partner (gmp), das bereits zahlreiche bedeutende Projekte in der Hauptstadt realisiert hat. Das zukünftige Quartier wird durch Freiflächen wie Boulevards und Plätze strukturiert, die den Zugang zur Müggelspree fördern und den Bewohnern Raum für soziale Interaktionen bieten sollen.

Die Planung sieht auch die Erhaltung der historischen Umfassungsmauer vor, die als Lärmschutz für das neue Wohngebiet fungieren wird. Zusätzlich zu den neuen Wohnhäusern sind mehrere Punkthäuser am Wasser vorgesehen, ähnlich wie im angrenzenden Wohngebiet Am Krusenick.

Zeitplan und Ausblick

Der Baustart für die ersten Wohnhäuser und die Sanierung der denkmalgeschützten Strukturen wird frühestens für 2026 erwartet. Die Verantwortlichen sehen in diesem Projekt eine Möglichkeit, das lange verwaiste Gelände aus seinem Dornröschenschlaf zu befreien und endlich in eine sinnvolle neue Nutzung zu überführen. Damit soll nicht nur ein Beitrag zur Verbesserung der angespannten Wohnsituation in Berlin geleistet werden, sondern auch ein attraktives Lebensumfeld geschaffen werden.

Einige Anwohner und Interessierte blicken mit Spannung auf die Entwicklungen, hoffen jedoch auch auf transparente Kommunikation seitens der Investoren und einen respektvollen Umgang mit den Bedürfnissen der bestehenden Gemeinde. Die anstehenden Bautätigkeiten sollen dazu beitragen, einen neuen Stadtteil zu formen, der sowohl Wohnraum als auch Möglichkeiten für Arbeiten und Freizeit bietet.

Fazit

Die Umwandlung des Industriegeländes in Berlin-Köpenick in ein modernes Wohn- und Gewerbequartier stellt einen wichtigen Schritt in der Stadtentwicklung dar. Der Fokus auf soziale Durchmischung und die Integration von historischen Elementen zeigen, dass die Verantwortlichen eine nachhaltige und zukunftsorientierte Entwicklung anstreben. Mit den geplanten Maßnahmen könnte das Kabelwerk Köpenick nicht nur eine neue Heimat für viele Menschen werden, sondern auch ein Beispiel für gelungene Stadtentwicklung in Berlin.

Quellen: Berliner Woche, Bezirksamt Treptow-Köpenick, GMP Architekten, Immobilien Aktuell, Wikipedia, Der Maulbär, BUWOG, RBB, Architektur Urbanistik Berlin, Der Tagesspiegel.

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 in Kategorie: 
Wirtschaft

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