Vertrag mit Leihradanbieter Nextbike in Berlin endet - Zukunft offen
In Berlin steht der Leihradanbieter Nextbike vor einer ungewissen Zukunft, da der bestehende Vertrag mit der Senatsverwaltung zum Jahresende 2024 ausläuft. Der Vertrag, der seit 2017 besteht, wurde bislang nicht erneut ausgeschrieben, was Fragen bezüglich der Fortsetzung des Angebots aufwirft. Nextbike ist der einzige Anbieter, der vom Berliner Senat finanziell unterstützt wird und betreibt derzeit etwa 6.500 Fahrräder an rund 2.900 Stationen in der Stadt.
Die Nachfrage nach Leihrädern ist in den letzten Jahren angestiegen. Wie das Unternehmen berichtet, wurden bis Mitte November 2024 rund vier Millionen Fahrten registriert, was eine Verdopplung im Vergleich zum Vorjahr darstellt. Die Senatsverwaltung hat jedoch bereits angekündigt, dass der bestehende Vertrag aufgrund des noch nicht verabschiedeten Haushalts unter Vorbehalt steht. Eine Entscheidung über eine mögliche Vertragsverlängerung oder Neuausschreibung steht noch aus und könnte weitreichende Auswirkungen auf die Nutzer, insbesondere in den Außenbezirken, haben.
Öffentliche Unterstützung und Herausforderungen
Der Senat zahlt seit 2016 jährlich 1,5 Millionen Euro an Nextbike, um das Leihrad-Angebot zu fördern. Trotz der gestiegenen Nachfrage und der anhaltenden Nutzung des Dienstes hat der Senat die finanziellen Mittel für Nextbike im kommenden Jahr bereits um 250.000 Euro gekürzt. Diese Kürzungen stehen im Kontext allgemeiner Haushaltskürzungen, die sich auf die Mobilitätsangebote in Berlin auswirken könnten.
Laut einer Sprecherin von Nextbike könnte das Unternehmen, falls es keine öffentliche Unterstützung mehr gibt, das Angebot in deutlich reduziertem Umfang weiterführen. Dies würde wahrscheinlich bedeuten, dass die Leihräder nur noch im Stadtzentrum zur Verfügung stehen, wo der Dienst wirtschaftlich rentabel ist. In den Außenbezirken, wo die Nachfrage geringer ist, könnte das Angebot stark zurückgefahren werden.
Alternativen und Wettbewerbsdruck
Als weiterer Wettbewerber in Berlin tritt die Deutsche Bahn mit ihrem Leihradangebot „Call a Bike“ auf, das jedoch nicht öffentlich gefördert wird. Die Deutsche Bahn hat bereits Interesse signalisiert, eine mögliche Ausschreibung durch den Senat zu prüfen, sollte diese stattfinden. Diese Situation könnte zu einem intensiveren Wettbewerb im Bereich des Bike-Sharings führen und möglicherweise die Servicequalität sowie die Preise beeinflussen.
Nachhaltigkeit und urbane Mobilität
Die Diskussion um das Schicksal von Nextbike ist Teil eines größeren Themas der nachhaltigen Mobilität in Berlin. Die Stadt hat sich ambitionierte Ziele gesetzt, um den CO2-Ausstoß zu reduzieren und den öffentlichen Nahverkehr sowie umweltfreundlichere Alternativen zu fördern. Leihräder sind hier ein zentraler Bestandteil des Mobilitätskonzepts. Ein Rückzug von Nextbike könnte die Bemühungen der Stadt, die Infrastruktur für umweltfreundliche Mobilität auszubauen, negativ beeinflussen.
Ausblick
Die nächsten Wochen könnten entscheidend sein für die Zukunft des Leihradanbieters in Berlin. Eine Entscheidung über die Vergabe neuer Verträge im Bereich des Bikesharings wird in der Senatsverwaltung diskutiert. Nutzer und Interessierte sind aufgerufen, ihre Stimmen und Erfahrungen in die Diskussion einzubringen, um zu beeinflussen, welche Anbieter in Zukunft in der Stadt aktiv sein werden.
Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass der auslaufende Vertrag mit Nextbike nicht nur die Zukunft des Unternehmens, sondern auch die der urbanen Mobilität in Berlin betrifft. Die kommenden Monate werden zeigen, ob Nextbike in der Lage ist, sich an die neuen Rahmenbedingungen anzupassen oder ob die Stadt Berlin einen neuen Anbieter an Land ziehen wird, der frische Impulse in die Bikesharing-Szene bringt.
Quellen: Der Standard, dpa, Tagesspiegel, rbb