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Auf Klassenfahrt mit König Fußball Die Winterpause im Fußball war früher eine schier endlose Pause von neun Wochen und sechs Tagen. Damals gab es noch keine Pay-TV-Sender oder Streaming-Anbieter, die rund um die Uhr Fußballübertragungen anboten. Die Fans mussten sich gedulden, bis der Ball wieder rollte. Doch zum Glück sprangen die Hallenturniere in die Bresche und sorgten für Fußballspaß in der kalten Jahreszeit. Früher dauerte die Winterpause viel länger als heute. In der Bundesliga-Saison 1996/97 vergingen neun Wochen und sechs Tage, bis der 17. Spieltag vorbei war und der 18. Spieltag angepfiffen wurde. Heutzutage beträgt die Winterpause nur noch wenige Wochen. Die FDP würde sich über diese Einsparung freuen, denn der Markt regelt hier. Während der langen Winterpause hatten die Fußballfans früher nur wenig Ablenkung. Es gab keine Möglichkeit, Fußball aus anderen Ländern per Knopfdruck auf den Fernseher zu zaubern. Die Hallenturniere waren daher eine willkommene Abwechslung. Die Idee dazu kam von den Fußballvereinen selbst, denn die Plätze in den Stadien waren oft unbespielbar wegen des Winters und fehlender Rasenheizungen. Trainingslager in wärmeren Ländern waren finanziell kaum machbar. Also blieb nur die Halle, um Fußball zu spielen. Interessanterweise war Hertha BSC aus Berlin ein Vorreiter in Sachen Hallenturniere. Im Jahr 1971 richtete der Verein das "1. Nationale Hallenturnier" aus. Mit dabei waren Bundesligisten wie Eintracht Braunschweig, Werder Bremen und der amtierende deutsche Meister Borussia Mönchengladbach. Auch heimische Regionalligisten wie Tennis Borussia und Wacker 04 waren vertreten. Das Turnier begann eher unspektakulär, denn am ersten Tag gab es nur fünf Tore zu sehen. Die Veranstalter änderten daraufhin kurzerhand die Größe der Tore und spielten fortan auf Jugendtore. Das sorgte für mehr Tore und am Ende gewann Hertha das Turnier. Die Hallenturniere wurden bald deutschlandweit populär und der Deutsche Fußball Bund (DFB) übernahm die Idee. Der DFB-Hallenpokal, auch Hallenmasters genannt, wurde geboren. In den 90er Jahren erreichten die Hallenturniere ihren Höhepunkt. Der Fußball war zu dieser Zeit längst in der Popkultur angekommen. Nicht nur Traditionalisten und Hooligans interessierten sich für den Sport, sondern auch viele andere Gesellschaftsschichten. Die Hallenturniere boten eine besondere Atmosphäre, in der Fans und Spieler eng beieinander waren. Es war die Zeit der Sonderlinge, in der unerwartete Teams Erfolge feierten und Spieler sich in der Halle besonders zeigten. Hertha BSC hatte auch in den Hallenturnieren seine Momente. Bei einem Hallenturnier im Jahr 1997 schlug Hertha den FC Bayern München mit 5:1 und Pal Dardai erzielte dabei sein erstes Tor für den Verein. Damals war noch nicht absehbar, dass Dardai 27 Jahre später als Cheftrainer bei Hertha BSC tätig sein würde. Heutzutage spielen vor allem Amateur- und Traditionsmannschaften Hallenturniere. Die Profivereine verzichten aus verschiedenen Gründen darauf. Zum einen ist das Verletzungsrisiko zu hoch und zum anderen sind die Mehreinnahmen geringer geworden. Zudem ist die Winterpause im heutigen Fußball viel kürzer als früher. Die Hallenturniere sind also nicht mehr das, was sie einmal waren. Dennoch bleibt die Erinnerung an diese besondere Zeit im Fußball bestehen. Die Hallenturniere waren eine willkommene Abwechslung in der Winterpause und boten den Fans und Spielern ein besonderes Erlebnis. Sie sind ein Teil der Fußballkultur und werden auch weiterhin in Erinnerung bleiben.
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Sport

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