Die Zukunft der Komischen Oper Berlin ist ungewiss. Finanzsenator Stefan Evers (CDU) hat laut Berliner Morgenpost die für 2025 geplante Sanierung verschoben, um zunächst zehn Millionen Euro im Landeshaushalt einzusparen. Evers versicherte im Abgeordnetenhaus, dass dies nicht das Aus für den traditionsreichen Standort in der Behrenstraße bedeute, wie die Morgenpost berichtet. Die lange Tradition der Komischen Oper und der anderen Berliner Opernhäuser sei unantastbar. Ungeklärt seien aber weiterhin der Zeitpunkt und die Art der Sanierung.
Evers erklärte, die Sanierung der Komischen Oper sei besonders kostenintensiv. Deshalb müsse geprüft werden, ob die Baumaßnahmen günstiger durchgeführt, die Verschiebung vermieden und alternative Finanzierungswege gefunden werden könnten. Laut Evers sind diese Fragen komplex und rechtlich anspruchsvoll, so dass schnelle Lösungen nicht zu erwarten seien.
Die Sanierung und Modernisierung der Komischen Oper wird auf rund 500 Millionen Euro geschätzt. Während der Bauarbeiten spielt das Ensemble im Schillertheater. Auch stern.de berichtete über die Situation und zitierte Evers' Frage nach möglichen Einsparpotenzialen bei den Baumaßnahmen.
Ko-Intendant Philip Bröking zeigte sich im VAN Magazin besorgt über die Sparpläne. Er habe sich durch Zusagen von Politikern, darunter auch vom Regierenden Bürgermeister Kai Wegner, in der Annahme gewiegt, die Sanierung sei gesichert. Die Nachricht vom Baustopp sei für ihn daher völlig unerwartet gekommen. Bröking warnte vor enormen finanziellen Folgen eines Baustopps. Eine zweijährige Verzögerung würde Mehrkosten von etwa 250 Millionen Euro verursachen, bedingt durch die steigenden Baukosten und die erneute Beauftragung eines Planungsteams. Auch Ko-Intendantin Susanne Moser kritisierte im Podcast von BackstageClassical die Sparpläne und bezeichnete die möglichen Mehrkosten als „Skandal“. Sie verwies auf bereits gegebene politische Zusagen zur Sanierung und zeigte sich irritiert darüber, von der Kürzung aus der Presse erfahren zu haben.
Das VAN Magazin kommentierte die Situation als „Schildbürgerstreich“ und kritisierte die oft fachlich unzureichende Kulturpolitik in Deutschland. Die Komische Oper habe sich in den letzten Jahren zu einem der spannendsten Opernhäuser Berlins entwickelt und genieße hohes Ansehen bei Publikum und Medien. Ein Baustopp gefährde den Fortbestand des Hauses.
Die Komische Oper selbst bezeichnete die Sparmaßnahmen auf ihrer Website als „doppelte Katastrophe“. Ein Baustopp löse nicht die Haushaltsprobleme der Stadt. Das Schillertheater sei nur ein Provisorium und könne das Stammhaus nicht ersetzen. Auch der Regisseur und frühere Intendant Barrie Kosky appellierte in einem offenen Brief an den Berliner Senat, den Baustopp zu verhindern.
Quellen:
- Berliner Morgenpost
- stern.de
- VAN Magazin
- BackstageClassical
- Website der Komischen Oper Berlin