Das Nachtleben befindet sich im Umbruch. Wie verschiedene Medien berichten, gehen immer weniger junge Menschen am Wochenende in Clubs. Die Generation Z bevorzugt offenbar Hauspartys, was die Clubszene vor enorme Herausforderungen stellt. Die Berliner Zeitung berichtete beispielsweise am 21.11.2024 über die drohende Schließung des Watergate und der Wilden Renate, zweier bekannter Berliner Clubs. Die Clubkommission befürchtet ein deutschlandweites Clubsterben, da 46 Prozent der Berliner Clubs eine Schließung innerhalb des nächsten Jahres in Erwägung ziehen.
Die Gründe für diese Entwicklung sind vielschichtig. Ein wichtiger Faktor scheint die veränderte Feierkultur der Generation Z zu sein. Während frühere Generationen den Exzess suchten und die Nacht zum Tag machten, wirkt die heutige Jugend zurückhaltender. Der Drang nach durchtanzten Nächten und ausschweifenden Erlebnissen inmitten lauter Musik und feiernder Menschenmengen scheint nachzulassen. Diese Veränderung im Freizeitverhalten stellt die Clublandschaft vor existenzielle Probleme.
Sven Väth, einer der bekanntesten deutschen DJs, äußerte sich im FOCUS Magazin (Ausgabe 37/2024) besorgt über diese Entwicklung. Er bedauert, dass die „Corona-Generation“ die Faszination des Nachtlebens nicht erfahren konnte und viele das Feiern verlernt hätten. Für ihn seien Clubs Rückzugsorte, Wohnzimmer, Laufsteg und Tanzfläche zugleich – ein Ort der Ekstase, der Herzlichkeit und der Freundschaften. Väth betont die Bedeutung der Körperlichkeit beim Feiern, die im Post-MeToo-Zeitalter seiner Meinung nach möglicherweise vernachlässigt wird. Sex-Appeal, Blickkontakte, Lächeln und miteinander Tanzen gehören für ihn untrennbar zur Clubkultur.
Auch die zunehmende Digitalisierung und die damit einhergehende Selbstdarstellung in sozialen Netzwerken spielen eine Rolle. Wie der Psychotherapeut und Paartherapeut Christian Hemscheier in einem Artikel bei HarzGlanz vom 14. Mai 2021 ausführt, ist die Generation Z ständig online. Die digitale Welt verschmilzt mit der realen, was auch Auswirkungen auf das Dating-Verhalten hat. Online-Dating ist für die Gen Z so selbstverständlich wie Online-Shopping. Hemscheier sieht in dem enormen Leistungsdruck, dem die junge Generation ausgesetzt ist, eine weitere Hürde für Beziehungen. Das Streben nach einem perfekten Leben, wie es in den sozialen Medien präsentiert wird, kann zu einem geringen Selbstwertgefühl führen und die Partnersuche erschweren.
Die Ursachen für den Wandel im Nachtleben sind komplex. Neben dem veränderten Freizeitverhalten der Generation Z spielen auch wirtschaftliche Aspekte eine Rolle. Steigende Mieten und Betriebskosten erschweren Clubbetreibern die wirtschaftliche Arbeit. Die Corona-Pandemie hat die Branche zusätzlich belastet. Es bleibt abzuwarten, wie sich die Clubszene in Zukunft gestaltet und ob neue Konzepte die junge Generation wieder für das Nachtleben begeistern können.
Quellen:
- Berliner Zeitung, 21.11.2024: "Weniger Ekstase, weniger Sex: Macht die Generation Z die Clubs kaputt?"
- FOCUS Magazin, Nr. 37 (2024): "Sven Väth: Rohleders ABC"
- HarzGlanz, 14. Mai 2021: "Die Generation Z interpretiert Beziehungen neu"