Naturschützer ziehen vor Verwaltungsgericht: Klage gegen begonnenen Abriss des Berliner Jahn-Stadions eingereicht

Die Debatte um den Abriss des Jahnstadions im Friedrich-Ludwig-Jahn-Sportpark in Berlin erreicht eine neue Eskalationsstufe. Während die Berliner Senatsverwaltung die Abrissarbeiten bereits in die Wege geleitet hat, haben Naturschützer des Umweltverbands „NaturFreunde Berlin“ einen Eilantrag beim Verwaltungsgericht eingereicht. Ihr Ziel ist es, den Abriss des Stadions zu stoppen, da ihrer Meinung nach der Artenschutz nicht ausreichend gewahrt wird.

Hintergrund der Auseinandersetzung

Das Jahnstadion, ein bedeutendes Baudenkmal, wurde 1951 errichtet und zuletzt 2015 renoviert. Es steht in der Kritik, da es den modernen Anforderungen nicht mehr genügt, insbesondere hinsichtlich der Barrierefreiheit. Die Pläne der Senatsverwaltung sehen vor, das alte Stadion durch ein neues zu ersetzen, das Platz für 20.000 Zuschauer bieten soll und als inklusives Sportzentrum konzipiert ist. Geplant sind außerdem umfangreiche Rückbaumaßnahmen an verschiedenen Tribünen und dem Umfeld des Stadions.

Argumente der Naturschützer

Die Umweltverbände argumentieren, dass der Abriss erhebliche Auswirkungen auf die lokale Tierwelt haben wird. Insbesondere für 25 Vogel- und neun Fledermausarten würden durch den Abriss Bruthöhlen und Quartiere verloren gehen. Laut den Naturschützern sind bis zu 359 Nisthöhlen noch nicht ausreichend ersetzt worden, was einen klaren Verstoß gegen die gesetzlich geforderten CEF-Maßnahmen darstellt, die den Schutz der Artenvielfalt sicherstellen sollen.

Position der Senatsverwaltung

Die Senatsverwaltung hingegen behauptet, alle erforderlichen Maßnahmen zur Sicherstellung des Artenschutzes umgesetzt zu haben. Eine Sprecherin des Berliner Verwaltungsgerichts erklärte jedoch, dass kein Eilantrag eingegangen sei. Sollte dieser jedoch während des Ablaufs der Abrissarbeiten erfolgen, könnte dies zu erheblichen Verzögerungen führen. Die Bauverwaltung hat betont, dass sie mit der zuständigen Naturschutzbehörde zusammenarbeitet und bereits einige der erforderlichen Maßnahmen umgesetzt hat.

Öffentliche Reaktionen und Unterstützer

Die Bürgerinitiative Jahnsportpark hat sich dem Vorhaben der NaturFreunde angeschlossen und kritisiert die vorgelegten Pläne als unzureichend. Außerdem gibt es eine Bewegung innerhalb der Anwohner, die den Erhalt des bestehenden Stadions fordert und eine Modernisierung anstelle eines Abrisses bevorzugt. Diese Initiative hat in der Vergangenheit bereits durch Petitionen auf sich aufmerksam gemacht, jedoch ohne den gewünschten Erfolg.

Folgen eines Abbruchs oder einer Verzögerung

Der geplante Abriss des Jahnstadions könnte weitreichende Folgen für die zukünftige Nutzung des Friedrich-Ludwig-Jahn-Sportparks haben. Der Senat plant, das Gebiet zu einem modernen Sportkomplex umzugestalten, der auch zusätzliche Sportstätten und ein Begegnungszentrum umfasst. Wenn die Naturschützer mit ihrem Eilantrag Erfolg haben, könnte sich der gesamte Zeitplan für die Umbauarbeiten erheblich verzögern.

Fazit und Ausblick

Die Situation rund um das Jahnstadion verdeutlicht die Spannungen zwischen urbaner Entwicklung und Naturschutz. Der Ausgang des Eilantrags vor dem Verwaltungsgericht wird entscheidend dafür sein, ob der Abriss wie geplant fortgesetzt werden kann oder ob die Naturschützer einen vorübergehenden Sieg erringen. Die kommenden Tage werden zeigen, ob sich der Berliner Senat durchsetzen kann oder ob die Stimmen der Umweltaktivisten und der Anwohner gehört werden.

Die Diskussion um den Abriss des Jahnstadions ist nicht nur eine lokale Angelegenheit, sondern spiegelt auch breitere gesellschaftliche Fragen zu Umweltschutz, Denkmalschutz und der Integration von Sportstätten in urbane Räume wider. Die Entscheidung des Verwaltungsgerichts wird sowohl rechtliche als auch gesellschaftliche Implikationen haben, die über den Bau des neuen Stadions hinausgehen.

Quellen

rbb, Der Tagesspiegel, Berliner Kurier, Pressemitteilungen der NaturFreunde Berlin.