In diesen Berliner Bezirken gibt es neue Kinderärzte: Marzahn geht leer aus – trotz 15 Prozent mehr Minderjähriger
Die Gesundheitsversorgung für Kinder in Berlin steht vor Herausforderungen, insbesondere in den Bezirken Marzahn-Hellersdorf und anderen Randgebieten. Während der Bedarf an kinderärztlicher Versorgung aufgrund des Anstiegs der Kinderzahlen in den letzten Jahren gestiegen ist, bleibt die Verfügbarkeit von Kinderärzten in diesen Bezirken hinter den Erwartungen zurück.
Aktuelle Situation der kinderärztlichen Versorgung
In Marzahn-Hellersdorf werden im Jahr 2025 zwei Kinderarztpraxen schließen, was zu einer noch prekäreren Situation führen könnte. Aktuell sind 3000 Patienten betroffen, und die bereits bestehenden Praxen sind am Limit. Der Versorgungsgrad liegt laut Berichten bei 93,6 Prozent, was bedeutet, dass die vorhandenen Kinderärzte nicht in der Lage sind, die wachsende Zahl an Patienten adäquat zu betreuen.
Unterschiedliche Verteilung der Kinderärzte
Obwohl es in Berlin insgesamt genügend Kinderärzte gibt, ist die Verteilung in den verschiedenen Bezirken äußerst ungleich. Während im Bezirk Steglitz-Zehlendorf beispielsweise ein Versorgungsgrad von 137,2 Prozent erreicht wird, liegt dieser in Treptow-Köpenick lediglich bei 89,1 Prozent. Experten zufolge hat sich die Versorgungssituation insbesondere in den östlichen Bezirken, aber auch in Spandau und Reinickendorf verschlechtert. Dies ist größtenteils auf den starken Bevölkerungsanstieg in diesen Regionen zurückzuführen.
Strategien zur Verbesserung der Versorgung
Um die Lücken in der kinderärztlichen Versorgung zu schließen, hat die Kassenärztliche Vereinigung (KV) Berlin beschlossen, die Bedarfsplanung anzupassen. Die Stadt wird in vier Planungsbereiche aufgeteilt, um gezielte Maßnahmen zur Niederlassung neuer Praxen zu ermöglichen. So stehen in Lichtenberg und Marzahn-Hellersdorf die Türen für die Eröffnung von acht neuen Praxen offen. In Spandau/Reinickendorf sind 8,5 zusätzliche Sitze und in Treptow-Köpenick fünf vorgesehen.
Wartezeiten und Herausforderungen für Eltern
Die aktuellen Wartezeiten auf einen Termin beim Kinderarzt sind für viele Eltern untragbar. Sie berichten von Schwierigkeiten, überhaupt einen Termin zu bekommen, was den Druck auf die bestehenden Praxen weiter erhöht. Der Gesundheitsstadtrat von Marzahn-Hellersdorf, Gordon Lemm, erklärte, dass die Situation sowohl für die Praxen als auch für die Familien unbefriedigend sei. Der Bezirk hat eine hohe Anzahl an Kindern und Jugendlichen, die eine medizinische Versorgung benötigen, was die Dringlichkeit einer Lösung unterstreicht.
Ausblick auf zukünftige Entwicklungen
Die KV plant, Anfang 2024 die neuen Sitze auszuschreiben, und die Entscheidung über den reformierten Bedarfsplan liegt beim Landesausschuss der Ärzt:innen und Krankenkassen in Berlin. Dies könnte sowohl für neue Mediziner:innen als auch für die betroffenen Familien von Bedeutung sein. Die Hoffnung besteht, dass die neuen Sitze schnell besetzt werden, um die Versorgungslücken zu schließen.
Unterstützungsangebote für Ärzte
Um die Attraktivität des Bezirks für niedergelassene Ärzte zu erhöhen, signalisiert Gordon Lemm seine Unterstützung und betont die Verfügbarkeit geeigneter Räumlichkeiten für Praxen. Dennoch bleibt abzuwarten, ob es tatsächlich einen Ansturm auf die neuen Kassensitze geben wird. Der CDU-Bundestagsabgeordnete Mario Czaja zeigt sich optimistisch, dass die neuen Praxen schnell besetzt werden, da bei Hausärzten oft nur ein Bewerber auf drei Sitze kommt, während es bei Kinderärzten mehr Interessierte gibt.
Fazit
Die Situation der kinderärztlichen Versorgung in Berlin, insbesondere in Marzahn-Hellersdorf, erfordert dringende Maßnahmen. Trotz der angekündigten neuen Praxen bleibt die Herausforderung bestehen, die bestehenden Lücken zu schließen und eine adäquate medizinische Versorgung für die steigende Zahl an Kindern und Jugendlichen sicherzustellen. Die kommenden Monate werden entscheidend sein, um zu beobachten, ob die geplanten Maßnahmen tatsächlich zu einer Verbesserung führen.
Quellen: Tagesspiegel