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Neuköllner Bildungsstätte JACK muss schließen

Neuköllner Bildungsstätte JACK muss schließen

Die Bildungsstätte JACK in Berlin-Neukölln wird in wenigen Wochen ihre Türen schließen müssen. In einer Mitteilung, die über einen Newsletter verbreitet wurde, äußerte die Leitung der Einrichtung ihr Bedauern über die bevorstehende Schließung. Bis zum 13. September 2024 wird JACK weiterhin Deutschkurse mit begleitender Kinderbetreuung anbieten. Diese Entscheidung folgt auf eine Reihe von Stellenstreichungen, die bereits dazu geführt haben, dass die Aktivitäten der Bildungsstätte stark eingeschränkt wurden.

JACK hat sich seit seiner Gründung auf die Unterstützung von geflüchteten und besonders schutzbedürftigen Frauen spezialisiert, die keinen Zugang zu regulären Sprachkursen haben. Die Schließung wird eine bedeutende Lücke im Angebot für diese Zielgruppe hinterlassen. Die Verantwortlichen der Bildungsstätte begründen die Entscheidung mit finanziellen Schwierigkeiten. Im Gegensatz zu Integrationskursträgern erhielt JACK nie eine dauerhafte staatliche Förderung für seine Arbeit. Stattdessen war die Finanzierung auf private Spenden, Unterstützung von Stiftungen und Hilfe durch lokale Behörden angewiesen. In den letzten Jahren haben jedoch gesellschaftliche Entwicklungen, politische Entscheidungen und ein zurückhaltenderes Spendenverhalten zu den aktuellen Umständen geführt, die eine Fortführung der Arbeit unmöglich machen.

„Wir bedauern die Schließung sehr und blicken gleichzeitig dankbar auf die erreichten Erfolge zurück“, so die Leitung der Einrichtung. Das Team von JACK bedankt sich ausdrücklich bei allen Mitarbeitenden, Spenderinnen und Spendern sowie Kooperationspartnern für die Unterstützung in den vergangenen Jahren. Den Kursteilnehmerinnen wünscht das Team alles Gute für ihre zukünftigen Wege und hofft, dass sie bald einen anderen Deutschkurs und eine ebenso lebendige Gemeinschaft finden werden.

Auch das Quartiersmanagement Glasower Straße hat sich in einer Stellungnahme bei JACK und den Mitarbeitenden bedankt. Es wird betont, wie wichtig die Arbeit der Bildungsstätte für das Quartier war, insbesondere in der Zusammenarbeit mit dem Quartiersrat und bei Aktionen in der Nachbarschaft. Die Schließung von JACK wird als Verlust für die Gemeinschaft wahrgenommen, da die Einrichtung einen wertvollen Beitrag zur Integration und Bildung von geflüchteten Frauen geleistet hat.

Nach dem 13. September wird die Bildungsstätte nicht mehr erreichbar sein. Für Fragen und Anliegen kann der Trägerverein Pallotti-Mobil e. V. oder das Forum Asyl kontaktiert werden.

Hintergrund der Bildungsstätte JACK

Die Bildungsstätte JACK wurde im Jahr 2013 gegründet, um geflüchteten Frauen, insbesondere jenen aus Afrika, einen Zugang zu Deutschkursen zu ermöglichen. Die Idee hinter der Gründung war, Frauen, die durch die Asylantragsverfahren in langen Wartezeiten gefangen waren, eine sinnvolle Beschäftigung zu bieten und ihnen zu helfen, die deutsche Sprache zu erlernen. Die Eröffnung dieser Einrichtung wurde durch eine Großspende ermöglicht, die im Andenken an den verstorbenen Sohn einer Stifterin gemacht wurde.

In den letzten Jahren haben etwa 100 Frauen pro Woche an den Kursen teilgenommen, die aus über 30 verschiedenen Ländern stammen. JACK bot nicht nur Deutschkurse an, sondern auch Alphabetisierung, Computerunterricht und kreative Kurse, die darauf abzielten, das Selbstvertrauen und die Eigenständigkeit der Teilnehmerinnen zu stärken. Einige Frauen, die an den Kursen teilnahmen, waren zum ersten Mal in ihrem Leben in einer Bildungseinrichtung, was bedeutete, dass sie zunächst die Grundlagen des Lesens und Schreibens erlernen mussten.

Die Bedeutung von Sprachkursen für geflüchtete Frauen

Die Sprachförderung ist für geflüchtete Frauen von entscheidender Bedeutung, um sich in ihrer neuen Umgebung zurechtzufinden und selbstbestimmt leben zu können. Durch den Erwerb der deutschen Sprache eröffnen sich für die Teilnehmerinnen neue Möglichkeiten im Berufsleben und in der Gesellschaft. JACK verstand sich als Brücke in eine fremde Kultur und bot den Frauen nicht nur Sprachunterricht, sondern auch eine Gemeinschaft und Unterstützung in einer oft herausfordernden Lebenssituation.

Ein zentrales Merkmal der Bildungsstätte war die gleichzeitige Kinderbetreuung, die es den Müttern ermöglichte, am Unterricht teilzunehmen. Dies war besonders wichtig, da viele Frauen aufgrund ihrer familiären Verpflichtungen Schwierigkeiten hatten, eine passende Betreuung für ihre Kinder zu finden. JACK stellte sicher, dass die Kinder in einem sicheren Umfeld betreut wurden, während ihre Mütter die Möglichkeit hatten, an den Kursen teilzunehmen.

Aktuelle Entwicklungen und Ausblick

Mit der Schließung von JACK wird eine wertvolle Ressource für geflüchtete Frauen in Neukölln verloren gehen. Die Schließung dieser Bildungsstätte könnte bedeuten, dass viele Frauen nun ohne Zugang zu Sprachkursen dastehen, was ihre Integration in die Gesellschaft zusätzlich erschwert. Die Verantwortlichen von JACK haben betont, dass sie auf die Erfolge der vergangenen Jahre zurückblicken und dankbar für die Unterstützung sind, die sie erhalten haben. Dennoch bleibt die Frage, wie die betroffenen Frauen in Zukunft unterstützt werden können.

Die Schließung von JACK ist nicht nur ein Verlust für die Frauen, die dort unterrichtet wurden, sondern auch für die gesamte Gemeinschaft in Neukölln. Das Quartiersmanagement und andere lokale Initiativen müssen nun Wege finden, um den Frauen weiterhin Unterstützung anzubieten und den Bedarf an Sprachkursen zu decken. In der Zwischenzeit bleibt abzuwarten, ob es in Zukunft Möglichkeiten zur Wiedereröffnung oder zur Schaffung ähnlicher Einrichtungen geben wird.

JACK war mehr als nur eine Bildungsstätte; sie war ein Ort der Hoffnung und der Gemeinschaft für viele Frauen, die auf der Suche nach einem neuen Leben in Deutschland waren. Ihre Schließung hinterlässt eine Lücke, die nicht leicht zu füllen sein wird.

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 in Kategorie: 
Politik

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