Schule contra Wohnungen: Scheitert Bau-Projekt am Thälmannpark?

In Prenzlauer Berg, einem Stadtteil Berlins, steht ein umstrittenes Bauprojekt auf der Kippe. Ein Investor plante, auf dem Gelände des ehemaligen Güterbahnhofs an der Greifswalder Straße sowohl Wohnungen als auch eine neue Schule zu errichten. Das Vorhaben hat jedoch mit erheblichen Widerständen zu kämpfen, insbesondere seitens des Bezirk Pankow, der hohe Anforderungen an das Projekt stellt. Die Situation hat sich nun zugespitzt, da der Investor seine Pläne auf Eis gelegt hat, was bedeutet, dass der dringend benötigte Schulbau ausbleibt.

Der Ernst-Thälmann-Park ist eine bekannte Wohn- und Parkanlage und steht unter Denkmalschutz. In unmittelbarer Nähe plant der Investor Christian Gérôme, auf dem ehemaligen Güterbahnhof mehrere Hochhäuser zu errichten. Diese Pläne sind jedoch über ein Jahrzehnt lang umstritten, und der Disput zwischen dem Bezirksamt Pankow und Gérôme hält an.

Hintergrund des Bauprojekts

Christian Gérôme strebte an, im Rahmen seiner Pläne etwa 500 Wohnungen sowie eine Schule für rund 600 Kinder zu bauen. Während die Fraktionen der SPD und der Linken gegen das Projekt sind, unterstützen CDU, FDP und Grüne die Bauvorhaben aufgrund des dringenden Bedarfs an Wohnraum und Schulplätzen in der Region. Gérôme selbst betonte, dass keine Luxuswohnungen entstehen sollten und der Fokus auf bezahlbarem Wohnraum für Familien und Senioren liege.

Gérôme äußerte in einem Interview, dass es seine Absicht sei, die historische Substanz des Güterbahnhofs zu bewahren und das Areal mit einer entsprechenden Architektur zu gestalten. Der Investor wünschte sich, die umgebende Nachbarschaft durch die Schaffung einer „grünen Gartenstadt“ zu bereichern. Trotz dieser optimistischen Perspektive stießen die Pläne jedoch bei den politischen Vertretern auf erheblichen Widerstand.

Der Widerstand der politischen Fraktionen

Die politischen Fraktionen der Linken und der SPD argumentieren, dass das Projekt zu sehr auf Profit ausgerichtet sei und befürchten, dass es sich negativ auf die Nachbarschaft auswirken könnte. Fred Bordfeld, ein führender Vertreter der Linken, kritisierte das Bauvorhaben als ein „knallhartes Immobiliengeschäft“. Der Bezirk Pankow fordert im Rahmen des Projekts eine bestimmte Anzahl an Sozialwohnungen, was zwischen den Parteien zu unterschiedlichen Auffassungen führt.

Die Bezirksregierung sieht es als notwendig an, die übliche „Berliner Mischung“ umzusetzen, bei der ein Teil der neu entstehenden Wohnungen als mietpreisgebundene Förderwohnungen bereitgestellt werden soll. Dies steht im direkten Gegensatz zu Gérômes Plänen, die aufgrund der geforderten Sozialwohnungen wirtschaftlich nicht tragbar seien, so seine Rückmeldung an die Presse.

Die Schulbaupläne und ihre Herausforderungen

Ein zentrales Element des Projekts war der Neubau einer Schule, die in einem Bezirk mit akuter Schulplatznot dringend benötigt wird. Allerdings ist der Bau einer neuen Schule ohne die Kooperation des Investors nicht realisierbar, da ein Grundstückstausch zwischen dem Bezirksamt und Gérôme notwendig ist, um das Schulprojekt umzusetzen. Gérôme, der die erforderlichen Flächen besitzt, hat jedoch angekündigt, dass er aufgrund der hohen Anforderungen des Bezirks seine Pläne auf Eis legen möchte.

Dieser Rückzug hat dazu geführt, dass die Situation für den Bezirk Pankow prekär geworden ist. Baustadtrat Cornelius Bechtler erklärte, dass der Investor nicht unter den Bedingungen des „Berliner Modells“ fortfahren könne, was die Verhandlungen weiter erschwert. Dies wirft die Frage auf, wie es mit dem Grundstück weitergeht, das möglicherweise für viele Jahre brach liegen wird.

Die Zukunft des Bauprojekts

Die Linke hat in dieser unklaren Situation bereits angeregt, dem Investor ein Kaufangebot zu unterbreiten, um das Grundstück in Landeseigentum zu übertragen. Der Konflikt zwischen dem Bezirk und dem Investor scheint in eine Sackgasse geraten zu sein. Gérôme hatte immer wieder die Rolle der politischen Fraktionen als Verhinderer des Wohnungsbaus in den Vordergrund gerückt, was jedoch von den entsprechenden Parteien vehement zurückgewiesen wurde.

Historische Dimensionen des Gebiets

Der Ernst-Thälmann-Park hat eine bewegte Geschichte, die bis in die Zeit der DDR zurückreicht. Auf dem Gelände, das heute von Wohnblocks geprägt ist, befanden sich einst mehrere Gasspeicher. Nach Stilllegung dieser Speicher in den 1980er Jahren gab es zahlreiche Ideen zur kulturellen Weiternutzung, jedoch kam es letztlich zur Sprengung der Gasometer und der Errichtung von Plattenbauwohnungen.

Die aktuellen Entwicklungen zeigen, dass die bauliche Gestaltung des Quartiers erneut im Fokus steht. Der Bezirk Pankow hat angekündigt, nach alternativen Flächen für den notwendigen Schulbau zu suchen. Diese Maßnahmen könnten jedoch angesichts der knappen Flächen und der Herausforderungen in der Stadtplanung schwierig umzusetzen sein.

Fazit

Die Diskussion um das Bauprojekt am Thälmannpark bleibt angespannt. Während der Bedarf an Wohnraum und Schulplätzen in der Region unbestritten ist, stehen die unterschiedlichen Interessen der politischen Akteure und die Anforderungen des Bezirks dem Vorhaben entgegen. Es bleibt abzuwarten, ob und wie sich die Situation entwickelt und ob letztlich eine Lösung gefunden werden kann, die den Bedürfnissen der Anwohner und den Vorgaben des Bezirks gerecht wird.

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