Spatzen-Streit am Berliner Jahn-Stadion: Bauverwaltung will trotz Blamage-Urteil mit Abriss starten – so stehen die Chancen dafür
Der Streit um den Abriss des Berliner Jahn-Stadions in Prenzlauer Berg hat in den letzten Wochen an Intensität gewonnen. Nachdem das Berliner Verwaltungsgericht einen vorläufigen Abriss-Stopp angeordnet hat, aufgrund der Nistplätze von Haussperlingen, ist die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung nun gefordert, um das geplante Vorhaben doch noch in die Tat umzusetzen.
Hintergrund des Streits
Der geplante Abriss des Jahn-Stadions ist Teil eines umfassenden Umgestaltungsprojekts des Friedrich-Ludwig-Jahn-Sportparks, das die Schaffung einer modernen, inklusiven Sportstätte vorsieht. Der Finanzrahmen für die Umgestaltung wird auf etwa 200 Millionen Euro geschätzt. Kritiker, darunter die Bürgerinitiative Jahnsportpark, argumentieren, dass die Pläne weder notwendig noch wirtschaftlich tragbar seien. Sie haben eine Petition mit über 14.000 Unterschriften eingereicht, um den Abriss zu verhindern.
Das Urteil des Verwaltungsgerichts
Am 4. November 2024 entschied das Verwaltungsgericht Berlin, dass der bereits begonnene Abriss des Jahn-Stadions vorerst gestoppt werden muss. Dies geschah auf Grundlage eines Eilantrags eines Naturschutzvereins, der die Bedeutung der Brutstätten des Haussperlings hervorhob. Der Richter stellte fest, dass es erhebliche Zweifel daran gäbe, dass die vorgesehenen Ausgleichsmaßnahmen – der Bau zusätzlicher Nistkästen – den Verlust der Brutstätten angemessen kompensieren könnten. Das Urteil gilt vorläufig bis zum 28. Februar 2025 und betrifft mehrere Gebäude auf dem Stadiongelände.
Reaktionen der Senatsverwaltung
In Reaktion auf das Urteil plant die Senatsverwaltung, das bestehende Konzept zum Schutz der Brutplätze zu überarbeiten. Ein Sprecher der Senatsbauverwaltung äußerte, dass man die Zweifel des Gerichts ausräumen wolle, um eine Fortsetzung der Abrissarbeiten zu ermöglichen. Ein formeller Antrag zur Änderung der Schutzkonzepte könnte innerhalb von zwei Wochen gestellt werden, was für den Zeitplan der Bauarbeiten entscheidend sein könnte.
Weitere Schritte und Herausforderungen
Der Senat hat aktuell keine Absicht, gegen das Urteil Berufung einzulegen. Stattdessen konzentriert man sich darauf, eine neue Grundlage zu schaffen, die dem Gericht vorgelegt werden kann. Damit könnte sich die Entscheidung möglicherweise ändern, falls neue Informationen oder Maßnahmen zur Unterstützung der Brutstätten präsentiert werden. Gleichzeitig laufen bereits interne Abrissarbeiten im Gebäude, während die Arbeiten an den vom Gericht genannten Bereichen noch anstehen.
Öffentliche Meinung und Naturschutz
Der Fall hat nicht nur die Bauverwaltungen, sondern auch die Bürger aktiv mobilisiert. Viele Berliner sind besorgt über den Verlust von Lebensräumen für lokale Tierarten, während gleichzeitig die Notwendigkeit moderner Sporteinrichtungen betont wird. Naturschutzgruppen wie die NaturFreunde Berlin haben die Entscheidung des Gerichts als wichtigen Schritt zum Schutz der Artenvielfalt in der Stadt gefeiert.
Zukunft des Jahn-Stadions
Die Zukunft des Jahn-Stadions bleibt ungewiss. Während die Pläne für einen neuen Sportkomplex in der Stadtentwicklung weiterhin bestehen, wird es entscheidend sein, wie die Senatsverwaltung die Bedenken bezüglich des Artenschutzes adressiert. In der Zwischenzeit bleibt abzuwarten, ob die vorgeschlagenen Änderungen ausreichen, um das Gericht zu überzeugen.
Schlussfolgerung
Der Streit um den Abriss des Jahn-Stadions verdeutlicht das Spannungsfeld zwischen städtischer Entwicklung und Naturschutz. Die kommenden Wochen werden entscheidend sein, um zu sehen, ob die Bauverwaltung es schafft, ihre Pläne voranzutreiben, ohne die Rechte der Natur zu verletzen.
Quellen: - Der Tagesspiegel - rbb24 Inforadio - dpa