Der Streit zwischen Tesla und dem Wasserverband Strausberg-Erkner (WSE) über einen neuen Wasserliefervertrag verschärft sich. Wie die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ berichtet, stellt der WSE-Vorstand den ausgehandelten Vertragsentwurf in Frage. WSE-Chef André Bähler äußerte sich gegenüber der Zeitung kritisch: „Ich muss die Interessen des Wasserverbandes und seiner Kunden wahren. Aus dieser Sicht bin ich mit dem Ergebnis nicht einverstanden.“
Konfliktpunkte sind unter anderem höhere zulässige Grenzwerte für die Abwasserbelastung aus der Tesla-Fabrik, obwohl Tesla gleichzeitig einen geringeren Frischwasserverbrauch plant. Bereits vor Monaten wurde eine Entscheidung über den Vertrag verschoben. Tesla reagierte verärgert auf die erneute Kritik des Verbandsvorstehers. Der „Tagesspiegel“ zitiert Tesla-Werksleiter André Thierig mit den Worten: „Das ist kein seriöses Geschäftsgebaren. So behandelt man Partner nicht. Wir brauchen Rechtssicherheit.“ Thierig verglich die Situation sogar mit den „Zuständen einer Bananenrepublik.“
Gegenüber der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ kritisierte Bähler insbesondere die Messverfahren für den Parameter „refraktärer Phosphor“ im Abwasser. „Wir halten die Messmethode für die Festlegung von Grenzwerten für ungeeignet“, so Bähler. Sie entspreche auch nicht den Vorgaben des Landesamtes für Umwelt in der immissionsschutzrechtlichen Genehmigung für die Tesla-Fabrik. Tesla überschreite den Grenzwert für refraktären Phosphor zudem seit Produktionsbeginn vor zwei Jahren, was Bählers Zweifel an der Seriosität des Unternehmens verstärkt.
In einem der dpa vorliegenden Schreiben an die Mitgliedskommunen des Wasserverbandes beklagte Bähler, der Vertragsentwurf berücksichtige ausschließlich Teslas Wünsche und ignoriere die Interessen des Wasserversorgers. Im Interview mit der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ erläuterte Bähler weiter, der politische Wille der kommunalen Vertreter in der Verbandsversammlung decke sich nicht immer mit den Interessen des Verbandes als kommunalem Versorgungsunternehmen. „Es ist nicht unsere Aufgabe, Belastungen zu sozialisieren, die durch ein gewinnorientiertes Unternehmen entstehen.“
Der Wasserbedarf der Tesla-Fabrik ist seit Beginn der Planungen ein umstrittenes Thema. Wie FOCUS online bereits am 21.07.2020 berichtete, hatte der WSE frühzeitig Bedenken bezüglich der Wasserversorgung geäußert, insbesondere im Hinblick auf mögliche Werkserweiterungen. Tesla reduzierte zwar seinen prognostizierten Wasserverbrauch, doch die Sorge bleibt bestehen, dass bei einem weiteren Ausbau nicht genügend Wasserreserven für die Region vorhanden sind. Neben der Wasserversorgung führen auch andere Aspekte des Tesla-Projekts, wie beispielsweise die geplante Pfahlgründung für Teile der Fabrik, zu Diskussionen und Protesten von Anwohnern und Umweltschützern, wie verschiedene Artikel der HZevener Zeitung belegen.
Quellen:
- Frankfurter Allgemeine Zeitung
- Tagesspiegel
- dpa
- FOCUS online (21.07.2020): https://www.focus.de/finanzen/boerse/aktien/tesla-gigafactory-wasser-alarm-saugt-elon-musk-bald-brandenburg-aus_id_12215702.html
- HZevener Zeitung (mehrere Artikel zum Thema Grünheide)
- Morgenpost (04.12.2024): Tesla: Autobauer attackiert Wasserverband – „Nicht seriös“