Verfallende Bahnhöfe: Die stille Transformation der deutschen Empfangsgebäude

Die Privatisierung von Bahnhofsgebäuden in Deutschland hat zu einer tiefgreifenden Veränderung der deutschen Bahnlandschaft geführt. Wie die Berliner Zeitung unter Berufung auf eine dpa-Meldung berichtet, besitzt die Deutsche Bahn nur noch knapp ein Viertel der rund 2900 Empfangsgebäude. Über die Hälfte der Bahnhöfe befindet sich in privater Hand, während etwas mehr als ein Fünftel den Kommunen gehört.

Besonders in Ostdeutschland ist der Anteil privater Eigentümer hoch. Mecklenburg-Vorpommern führt die Statistik an: Über 80 Prozent der dortigen Bahnhofsgebäude sind in Privatbesitz, wie die Berliner Zeitung berichtet. Eulerpool Research Systems bestätigt diesen Trend und berichtet ebenfalls von einem hohen Anteil privater Eigentümer, insbesondere im Osten Deutschlands.

Die veränderten Besitzverhältnisse haben Auswirkungen auf den Zustand der Bahnhöfe. Wie IT-Boltwise berichtet, werden viele der privatisierten Gebäude nicht mehr für den Bahnbetrieb genutzt, sondern für private oder kommerzielle Zwecke. Die Folge: Zahlreiche Bahnhofsgebäude verfallen. Auch die Süddeutsche Zeitung dokumentierte bereits 2011 den Verfall vieler Bahnhöfe, insbesondere in kleineren Städten, und die damit verbundenen Herausforderungen für die Kommunen.

Der Interessenverband Allianz pro Schiene fordert daher stärkere Anreize für den Erhalt der Bahnhöfe. „Zur Verkehrswende gehört, dass wir Bahnhöfe für mehr Zugreisende ertüchtigen“, erklärt Dirk Flege, Geschäftsführer des Verbands, wie die Berliner Zeitung und Klamm.de berichten. Flege betont die Notwendigkeit attraktiver Empfangsgebäude. Die Allianz pro Schiene fordert finanzielle und organisatorische Unterstützung, insbesondere vom Bund, um nachhaltige Nutzungskonzepte zu entwickeln.

Wie Monumente Online berichtet, hat die Deutsche Bahn seit 1998 rund 2.250 Empfangsgebäude verkauft. Der Verkauf von Bahnhofsgebäuden wird von der DB Immobilien abgewickelt. Auch Bahnhöfe an aktiven Strecken werden verkauft, wenn sie nicht mehr als wirtschaftlich gelten. Die Deutsche Bahn konzentriert sich auf Investitionen in Metropolbahnhöfe und große Knotenpunkte.

Die Diskussion um den Zustand der Bahnhöfe zeigt die Herausforderungen, vor denen die Deutsche Bahn im Spannungsfeld zwischen wirtschaftlichen Interessen und öffentlicher Daseinsvorsorge steht. Der zunehmende Fokus auf den Schienenverkehr im Rahmen der Verkehrswende verstärkt die Notwendigkeit, Lösungen für den Erhalt und die Modernisierung der Bahnhofsgebäude zu finden.

Quellen:

• https://www.berliner-zeitung.de/news/bahnhofsgebaeude-in-deutschland-mehrheit-in-privater-hand-viele-verfallen-li.2291497
• https://eulerpool.com/news/all/privatisierung-von-bahnhofsgebaeuden-deutsche-bahn-gibt-grossteil-ab
• https://www.it-boltwise.de/die-stille-transformation-der-deutschen-bahnhofsgebaeude.html
• https://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/alte-bahnhoefe-das-deutsche-bahnhofsdrama-1.1123699
• https://www.ice-treff.de/index.php?mode=thread&id=307122
• https://www.monumente-online.de/de/ausgaben/2020/2/Denkmalpflege-aktuell-Bahnhofsgebaeude.php